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Keine Sommerpause: Olympia in Tokio beginnt 

Die 17. Ausgabe vom TROPS-Newsletter

Liebe:r Leser:in von TROPS!

Die Fußball-EM ist vorbei, aber das nächste große Sportereignis beginnt direkt: die Olympischen Spiele in Japan – ohne Zuschauer:innen. 🥇

Darum geht es auch in dieser Ausgabe von TROPS. Denn wenn die Spiele nach außen vielleicht glänzen, hängen da brutale Schicksale von Menschen vor Ort dran. Im TROPS-Talk geht es um die Tour de France: Der Journalist Florian Pütz vom Spiegel gibt Antworten auf Fragen zu Doping und Stürzen.

Außerdem habe ich zwei Tipps von TROPS-Lesern bekommen, die weiter unten stehen. Und im Video der Ausgabe stehen ein Baby, ein Ball und ein Bier im Mittelpunkt. ⚾️

1. Ein Mann musste innerhalb von 50 Jahren zweimal umziehen – zweimal wegen Olympia

Am Freitag ist die offizielle Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele in Tokio. Los geht es aber eigentlich schon in der Nacht zum Mittwoch, um 2 Uhr deutscher Zeit treffen die Softballerinnen von Australien auf Japan. Wer wachbleibt und mir ein Foto schickt, bekommt einen Softball zugeschickt! 🏐 

An den Spielen gibt es viel Kritik, wegen der Coronapandemie sind sie natürlich immer noch ein Risiko, es gibt keine Zuschauer:innen, die Vorbereitungen waren unterschiedlich gut möglich. Ich will dir aber hier noch eine andere Geschichte zeigen:

  • Kohei Jinno wurde 1964 wegen der Olympischen Spiele in Tokio aus seinem Zuhause vertrieben – und 2013 noch einmal, wieder wegen der Olympischen Spiele. 

  • Der Platz wurde schon früher für den Bau des Nationalstadions gebraucht, nun wurde das Stadion für die Spiele neugebaut, auch Jinnos neues Zuhause lag da im Einzugsgebiet.

  • Es war so hart, zu gehen. Es war der Ort, wo ich am längsten in meinem Leben gelebt habe“, sagte Jinno, der mit seiner Frau Yasuko umziehen musste, der Nachrichtenagentur Reuters.

  • Zwar kümmerten sich die Behörden um eine kleine finanzielle Entschädigung und einen Umzug, aber die Offiziellen hätten kalt gewirkt, sagte Jinno.

„Es gab gar keine Prüfung. Stattdessen hieß es nur: Wir haben hier die Olympischen Spiele, ihr müsst raus.“

➡️ Die ganze Geschichte inklusive eines kleinen Videos von der Journalistin Elaine Lies findest du hier (Öffnet in neuem Fenster). Und ich bin ja der Meinung, dass dieses Leben eigentlich als Spielfilm verfilmt werden müsste. Wenn du das machen solltest, dann schicke ich dir auch gerne einen Softball!  ❤️

2. Wenn England spielt, steigt die Gewalt gegen Frauen

England hat im Finale der Fußball-EM gegen Italien verloren. Danach boten Frauen bei Twitter anderen Frauen Unterschlupf vor gewaltbereiten Männern an. Denn unabhängig von Sieg oder Niederlage: Forschende haben herausgefunden, dass  die häusliche Gewalt gegen Frauen nach Spielen der englischen Fußball-Nationalmannschaft steigt.

  • In England ist Fußball die beliebteste Sportart, die Fans sind teilweise wirklich manisch (in Deutschland ja auch).

  • Forschende der University of Warwick haben sich dafür die Zahlen der häuslichen Gewalt zwischen 2010 und 2019 an Spieltagen der englischen Nationalmannschaft angeguckt.

  • Ein Ergebnis der Studie ist: Vor einem Spiel waren die Gewaltdelikte auf ungefähr demselben Niveau wie an Nicht-Spieltagen. Während der Partien, die die englische Mannschaft gewann, stieg dann die Zahl der Gewaltdelikte unter Alkoholeinfluss an. Den Höhepunkt erreichten die Delikte drei Stunden nach einem Spiel.

  • Die Forschenden sagen: Der Grund ist Alkohol. Beim Fußballgucken trinken viele Männer Alkohol – und Alkohol fördert gewaltbereites Verhalten.

„Auch wenn Fußball und Alkohol hier der gemeinsamer Nenner sind, Gewalt gegen Frauen findet auch abseits täglich statt. Gewalt gegen Frauen ist ein Problem, das nicht mit weniger Fußballschauen gelöst werden kann. Unter anderem aber mit weniger Alkohol.“ (Daniela Krenn & Veliko Kardziev, Katapult)

➡️ Die Journalist:innen Daniela Krenn und Veliko Kardziev haben für das Katapult Magazin (Öffnet in neuem Fenster) die Studie (Öffnet in neuem Fenster) gelesen und zusammengefasst. Du kannst ihren Text hier (Öffnet in neuem Fenster) lesen.

🙏 Danke an TROPS-Leser-Kevin für den Hinweis!

Der TROPS-Talk… mit Florian Pütz ☎️

Am Sonntag ist die diesjährige Tour de France zu Ende gegangen, das wichtigste Fahrradrennen der Welt. Der Slowene Tadej Pogačar hat gewonnen. Ich finde es irgendwie immer noch faszinierend, wie diese Fahrer sich bei Hitze da extrem hohe Steigungen hochstrampeln. Und trotzdem gibt es zum Radsport natürlich immer viele Fragen. 🚵

Daher ist der Journalist Florian Pütz zu Gast im TROPS-Talk. Er arbeitet im Sport-Ressort vom Spiegel und beschäftigt sich seit Jahren mit Radsport. Über die Tour de France hat er zuletzt fast jeden Tag geschrieben.

Hallo Florian, was ist das Besondere an der Tour de France?  

Bei so einer Rundfahrt können sich sehr viele Geschichten entwickeln. Allein auf einer Etappe fährt jede Mannschaft mit einer eigenen Taktik, es ist dadurch sehr komplex. Viele versuchen Ausreißversuche, fahren um Punkte für das Grüne Trikot oder für die Bergwertung, fahren um den Etappensieg. In den Bergen geht es darum, wer Zeit für den Gesamtsieg holt und hinten darum, nicht aus der Karrenzzeit zu fliegen.  

Wie ist denn der Stand mit Doping? Kann man die Tour guten Gewissens gucken?  

Der Verdacht war nie weg, eine komplett saubere Tour wird es wahrscheinlich nicht geben – auch wenn der letzte positive Dopingtest lange zurückliegt. Die Leistungen erregen aber Misstrauen. Gerade ist Tadej Pogačar das Toptalent, der hat letztes Jahr schon gewonnen. Dieses Jahr ist er wieder unglaublich gut. Ich habe letztes Jahr analysiert, dass Pogacar mittlerweile an manchen Bergen schneller ist als Jan Ullrich oder Lance Armstrong – und die waren gedopt.  

Was macht die Fahrer also heute besser als früher? Besseres Training, profesisonelleres Leben, leichtere Räder, bessere Technik, werden dann immer genannt. Aber reicht das wirklich aus?  Pogačar wurde auch auf den Dopingverdacht angesprochen. Seine Antwort war, dass er so oft getestet würde und das die Kritiker beruhigen sollte. Genau das hat Armstrong früher auch gesagt. Dann kam raus, dass er gedopt hat.  

Bei der diesjährigen Tour gab es spektakuläre Stürze. Wie gefährlich ist der Sport?  

Es mussten dieses Mal so viele Fahrer aufgeben wie lange nicht mehr. Das kann aber auch daran liegen, dass sich einige schon auf Olympia vorbereiten wollen. Die Stürze bekommen zugleich immer mehr Aufmerksamkeit. Letztes Jahr lag ein Fahrer nach der Polen-Rundfahrt im Koma, weil er ins Absperrgitter gedrängt wurde. Und diese Tour ging ja los mit dem Pappschild.  Für die Stürze gibt es mehrere Gründe: Rücksichtsloses Zuschauerverhalten, Renntaktiken der Teams und zu unsichere Strecken auf engen Straßen.  

Warum sollte sich jede:r mal eine Etappe angucken?  

Weil solche Ausdauer-Sporarten so faszinierend sind. Wenn man sich mal eine ganze Etappe anguckt, wird klar, was die Fahrer da leisten. Und wie die Topfahrer am Ende noch kämpfen. Man sieht ihnen nicht an: Was geht in ihnen vor? Haben sie noch Kraft für die nächsten Kilometer? Dazu kommt die berühmte Tourlandschaft, das ist einfach schön anzusehen.

Herzlichen Dank!

➡️ Du kannst Florian Pütz hier auf Twitter (Öffnet in neuem Fenster) folgen. Eine Video-Zusammenfassung der Königsetappe der Tour de France 2021 gibt es hier von der Sportschau (Öffnet in neuem Fenster).

Der TROPS-Tipp 💁‍

Dieses Mal habe ich zwei Tipps von euch TROPS-Leser:innen bekommen. Zum einen empfiehlt Janosch das Buch „Ventoux“ von Bert Wagendorp – passend zur Tour de France. 📖 Denn der Mont Ventoux ist ein Berg, den die Fahrer dort erklimmen müssen. Es klingt wie eine sehr gute Sommerlektüre.

Janosch sagt darüber:

„Es geht um eine Gruppe von Freunden, passionierte Radsportler, die auf den Mont Ventoux gefahren ist – was ein schicksalhaftes Ereignis für alle gewesen ist. Das schöne Tourgefühl kann man mit dem Buch weiter konservieren. Und es ist kein Radsport-Kram für Ners – sondern eigentlich geht es um Freundschaft, Liebe und das Leben.“

➡️ Na, für Liebe, Freundschaft und das Leben interessierst du dich sicher auch, für Radsport vielleicht seit neuestem! 🚴‍♀️ Das Buch gibt es online (Öffnet in neuem Fenster) schon gebraucht für unter 4 Euro, ansonsten sicher beim Buchladen um die Ecke.

Außerdem empfiehlt TROPS-Leser Björn einen Podcast von „Sport Inside“ (WDR) zu strukturellem Rassismus im Sport. 🎙

Dazu schickte er: 

„Das hier ist geiler Audiocontent. Hab bisher erste 15 Minuten gehört und es geht um das Vorurteil, dass schwarze Athleten einfach überlegen sind, wenn es ums Laufen geht. Sehr interessant. Unbedingt anhören!“

➡️ Hier kannst du dir die Folge auf Spotify (Öffnet in neuem Fenster) oder in der ARD-Audiothek (Öffnet in neuem Fenster) anhören.

🙌 Vielen Dank für die Tipps, das freut mich sehr – und sobald du mal was entdeckst, schick' es mir gerne als Antwort auf diese E-Mail oder an mail@laurenzschreiner.de. Danke!

Das Video der Ausgabe 📺

Für viele Zuschauer:innen beim Baseball ist es ein großer Traum, einmal einen Baseball zu fangen, der auf die Tribüne geht. Anfang Juli hat ein Mann beim Spiel zwischen den Arizona Diamondbacks und den San Francisco Giants einiges dafür riskiert – mit Ball, Bier und Baby. 👶⚾️🍺

Wichtig: Achte bitte auf den Gesichtsausdruck des jungen Zuschauers in der Reihe dahinter – wahrscheinlich könnte man über diese Szene eine ganze Rezension schreiben.

https://www.youtube.com/watch?v=ofdywYw3Vzc (Öffnet in neuem Fenster)

So, das war die 17. Ausgabe von TROPS!

Kennst du noch Leute, für die der Newsletter spannend wäre? Dann kannst du ihn gerne weiterleiten. 🙌

Und wenn du einen spannenden Artikel, einen spannenden Film oder ein spannendes Buch gefunden haben solltest, der für alle Abonnent:innen spannend sein könnte, dann schreib mir gerne! Danke!

Bis in zwei Wochen, dann gibt es die Ausgabe Nummer 18!

Herzlichen Gruß
dein Laurenz