KRIEG IM KINO GANZ REAL
KURZ-KRITIK
Gefühlt (?) sind wir gerade von Kriegen und Konfliktherden sowie Bedrohungen umgeben. Stichworte wie „Aufrüstung“, „wehrtüchtig“ und „freiwillige Wehrpflicht“ (hä?) sind Teil der täglichen Nachrichten und diverser Social-Media-Beiträge. Sollte mensch da also ins Kino gehen, um einen Film namens WARFARE zu schauen, der sich auf tatsächliche Geschehnisse am 19. November 2006 im zweiten Irakkrieg bezieht und mit Ray Mendoza von einem Veteran, der Teil des besagten Einsatzes war, inszeniert wurde? (Wenn auch gemeinsam mit Alex Garland, den Mendoza bspw. zu CIVIL WAR beriet.)
Die Antwort lautet: Unbedingt, ja! Zwar gibt es einiges auszuhalten – doch es lohnt sich.

19. November 2006, Irak: Das Platoon junger Navy Seals ALPHA ONE um Captain Eric (Will Poulter) soll in der Stadt Ramadi Stellung im Haus einer irakischen Familie beziehen, um ein aufständisches Gebiet abzusichern. Sie bemerken, dass ein weiteres von Jake (Charles Melton) angeführtes Team ALPHA TWO im Haus gegenüber ausgespäht wird. Bald kommt es zu einem Angriff, wobei der Scharfschütze Elliott Miller (Cosmo Jarvis) schwer verletzt wird. Die Navy Seals fordern ein Bradley-Kampffahrzeug zur Evakuierung an. Diese jedoch misslingt nicht nur, es wird gar noch Petty Officer Sam (Joseph Quinn) verwundet und ein Übersetzer getötet. So sind die zwei getrennten Teams auf sich selbst gestellt, derweil der Druck der Angreifer nicht nachlässt und weitere Unterstützung nur mühsam zu ihnen vordringt…

WARFARE, der zum größten Teil in schmerzhafter Echtzeit abläuft, zeichnet sich durch größtmöglichen Realismus aus. Das Team Mendoza/Garland überträgt das Gefechtsgeschehen direkt von der Leinwand auf uns Zuschauer*innen. Dazu tragen natürlich auch die immer in Bewegung bleibende Kamera David J. Thompsons und der dringliche, nicht jedoch chaotische Schnitt Fin Oates‘ bei.
Dank der guten schauspielerischen Leistungen der o. g. Jungs und darüber hinaus u. a. HEARTSTOPPERs Kit Connor, D‘Pharaoh Woon-A-Tai (der Mendoza mimt), Michael Gandolfini, Finn Bennett oder Noah Centineo werden uns sowohl Routine und Brüderlichkeit wie auch wachsende Sorge bis Panik glaubwürdig vermittelt. Dass WARFARE auf jedwede Romantisierung des Militärischen, Pathos sowie einen Score verzichtet, sich dafür durch hervorragendes Sound Design auszeichnet, trägt weiter zum Realismus bei.

Zu guter Letzt wurde das Set mit zwölf Gebäuden nachgebaut und viele Momente und Einstellungen in WARFARE basieren auf Foto- und Satellitenaufnahmen, Karten sowie Interviews mit den damals beteiligten Soldaten. Der staubige Kriegsfilm enthält sich nahezu jeder Beurteilung von Politik, Militär, Einsatz, etc. Die Bilder sprechen für sich – was wir darin sehen, liegt an uns.
https://www.youtube.com/watch?v=rz0fOExTXs0&t=10s (Öffnet in neuem Fenster)Sehen, aber, das sollte mensch diesen vielleicht nicht besten, aber doch einen der eindrücklichsten und intensivsten, realistischsten Kriegsfilme aller Zeiten.
AS
PS: Eine ausführlichere #queerreview lest ihr, sobald unser Online-Magazin wieder am Start ist.

WARFARE (Studio A24/Verleih: LEONINE) ist seit dem 17. April 2025 im Kino zu sehen.
WARFARE; USA, Großbritannien 2025; Regie und Drehbuch: Ray Mendoza, Alex Garland; Bildgestaltung: David J. Thompson; Darsteller: Will Poulter, Cosmo Jarvis, Joseph Quinn, Kit Connor, D‘Pharaoh Woon-A-Tai , Charles Melton, Michael Gandolfini, Finn Bennett, Noah Centineo, Alex Brockdorff, u. v. a.; Laufzeit ca. 95 Minuten; FSK: 16