Reiz des Zufalls
Darstellende Kunst ist ein Genuss. Ich kann es nicht anders sagen. Der Zauber der Vergänglichkeit ist Magie pur.
Bewegte Bilder, Szenische Sequenzen und dramaturgische Lösungen ergeben sich wie von selbst.
Wie eine Fügung schließt sich der Kreis. Bestimmt, als hätte er es schon immer gewusst. Der Kreis. Warum nicht das Ende zum Anfang machen?
Dinge passieren lassen, so laufen lassen, und die Auffangschale bereithalten, um Entscheidungen treffen zu können. Das reizt.
Kill your darlings
Und schon wird etwas Neues geboren.
In diesem Augenblick gebe ich mir und der Sache Raum, ohne die Aufgabe vom Kopf her lösen zu wollen. Dann lässt etwas los und geschieht einfach – nichts tun, einfach passieren lassen.
Ich muss nur im rechten Moment anhalten, festhalten. Ich sammle und sammle wie ein Goldschürfer kleine Klumpen im Wasser. Es glitzert und funkelt. Die sogenannte Waschrinne sortiert vor, während ein Sieb schaukelt und sich hin und her wiegt. Eine genaue Steuerung ist nicht möglich. Es bewegt sich halt einfach. Das Ergebnis ist vorhersehbar. Kleinere Teile fallen hindurch und die Größeren bleiben im Sieb.
Beim künstlerischen Ergebnis ist es ähnlich nur, dass es nicht vorhersehbar ist. Ich weiß nämlich nicht welche größeren Teile auf der Bühne bleiben. Wie reizvoll.
Das Kunstwerk erschafft sich quasi selbst. Wenn ich es zulasse. Das ist eine ungeheure Macht – der Zufall. Glückssache, Fügung, Chance, Bestimmung, Aufgabe...
Im Unvorhergesehenen gibt es kein Richtig oder Falsch.
Der gesamte Prozess schaukelt, ist also in Bewegung. Die wichtigsten Wörter, Bewegungen, Standpunkte und Treffpunkte bleiben übrig. Das braucht ein klares Auge und ein treffsicheres Gefühl im Bauch. Übungssache. Und Leidenschaft.
Foto@Claudia Meiners
Ist das eine Regel? Kann ich solch einen kreativen Prozess steuern?
Ich würde diese Fragen mit dem Wort VERTRAUEN beantworten. Ich vertraue dem Zufall. Und der Kraft des schöpferischen (Er)schaffens, die sich selbst nährt. Genug Gewohnheit und Wissen, dass es einfach funktioniert. Und wenn nicht, dann wird halt mal gescheitert. Falsches Sieb vielleicht. Oder einfach zu zielführend gedacht.