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Ich glaube, meine Pflicht ruft. (Und ich habe euch vermisst.) Und auf der Suche nach Wohlgefühl ist mir eingefallen, dass ich es hier finden werde. Beim Schreiben. Und es geht diese Woche auch nicht viel mehr als das. Andere melden sich aus dem Urlaub, ich melde mich unegduscht und verwirrt vom Esstisch meines Wohnzimmers. Da drüben liegt Reis am Boden. Er klebt. Das tue ich nicht, aber am Boden lag ich zuletzt immer mal.

Reis in meinem Magen erfüllt seinen Zweck. Genussvolles Essen muss mir demnächst wieder jemand beibringen. Ich habe immer gesagt, ich sei eine Maschine - das hab ich jetzt davon. 

Na? Gute Frage. Meine Range an Gefühlen, sowohl ins schwarze Off als auch in die maximale Geile, ist wieder gewachsen. Nicht wider Erwarten, aber dennoch ungewollt. Vor ein paar Jahren wollte ich mehr Reize denn je, jetzt habe ich es ausgereizt und ich wünsche mir wenigstens kurz: Nichts. Die Mitte, bitte. Ich weiß, ich bin kein Fan von ihr, aber jetzt, heute, gerade, ein zwei Wochen. Oder vielleicht auch Monate - ich wünsche mir der Bienenstich und Filtercafé unter den Petit Fours und Hafercappuccions zu sein. Ein Extra ist immer etxra. Aber auch extra anstrengend. 

Ich fand Mittelmäßigkeit so unerträglich wie hilfreich. Bei schönem Wetter und guter Stimmung versaut sie einem den Tag. Im Notfall hingegen, da kann sie einen tatsächlich retten. Unser Leben ist fühlen. Und ich weiß, genau das ist ja das Geschenk, weil alle, die nichts fühlen, sind ja die, die traurig rumliegen und behandelt werden müssen. Also besser alles als nichts - das wäre jetzt als erste Feststellung hier kurz anzumerken. 

Mein Normalzustand ist für andere Limit ist. Mein Spaziergang dein Sprint. Wer so ist, ist so. Das will man nicht. Das ist man. Und hinzuzufügen ist dennoch: Wenn etwas in Rotation gerät, wirken immer zwei Kräfte: die Zentrifugalkraft und die Zentripetalkraft. Wenn man sich von der eigenen Mitte wegbewegt, kommt also auch immer gleichermaßen Energie aus der anderen Richtung zurück. Und auch die lässt sich nutzen. Und auch auf heavy rotation lässt es sich ruhig verweilen. Mag sein, dass das schwer vorstellbar ist. Ich schwöre aber, es ist wahr. Nur jetzt gerade: viel zu viel. Die Geister, die ich tief sitzen schmatzend am Tisch. Der Höflichkeit halber habe ich sie noch nicht rausgeschmissen. Alleinsein ist halt auch nicht so mein Ding. 

Die Mitte ist ein Sehnsuchtsort. Für alle. Und gerade heute für mich mehr denn je. So wie das Ende des Regenbogens. Das gelobte Land. Die Copa Cabana. Alle wollen hin. Man sagt, es sei der Kern der Sache. Von dort, und nur von dort: Alles überschaubar, sortierbar, richtig. Vielleicht ist es anstrengend, krampfhaft in der Mitte sein zu wollen. Vielleicht muss man da auch gar nicht hin, vielleicht aber schon. Let it be. Just let it be - das habe ich zumindest vor ein paar Jahren gesagt. Habe gesagt: Wenn deine Zone nicht die Mitte ist, dann bleib doch, wo du bist. Energie ist da, wo du bist. Und da, wo du bist, ist es richtig. Ist es das? Gute Frage. Entspannen und Runterkommen waren meine Ideale einer sich an Work-Life-Balance abarbeitenden Gesellschaft. Und jetzt? Gute Frage. Ich meditiere mich irgendwo hin und fühle mich dabei nicht wohl. Also suche ich die Ruhe woanders, das Wohlgefühl - abhanden. Meine Meditationsmomente habe ich, wenn ich mich körperlich verausgabe, sagte ich mal. Stimmt ja auch.  Meine Meditationsmomente habe ich derzeit nicht mal im Schlaf. Ich suche dich, Wohlgefühl. 

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