Lunar New Year, Zines & Cross-Community | #2
newsletter no. 2 – March 7, 2021
Lunar New Year 2021
Am Freitag, den 12.02.2021 wurde mit dem Lunar New Year das Jahr des Büffels eingeleutet. Jedes Jahr ist ein anderes der insgesamt zwölf Tierkreiszeichen dran, sodass jedes Tierkreiszeichen alle zwölf Jahre wieder dran ist, in folgender Reihenfolge, mit folgenden Eigenschaften und mit den jeweiligen vietnamesischen Namen für die Tierkreiszeichen:
1. Maus – con chuột – Weisheit
2. Büffel – con trâu – Fleiß
3. Tiger – con hổ – Mut
4. Katze – con mèo – Vorsicht
5. Drachen – con rồng – Stärke
6. Schlange – con rắn – Flexibel
7. Pferd – con ngựa – Vorausplanend
8. Ziege – con dê – Einheit
9. Affen – con khỉ – Anpassungsfähig
10. Hahn – con gà – konstant sein
11. Hund – con chó – Treue
12. Schwein – con heo / con lợn – Liebenswürdigkeit
Alle zwölf Jahre ist also mein Jahr. Meine Schwester und ich sagen das immer, weil wir dann denken, dass wir in unserem jeweiligen Jahr besonders viel Glück haben werden. Als Jahrgang 1994 ist mein Tierkreiszeichen der Hund, con chó. Dieses Jahr ist Papas Jahr. Er hat meiner Schwester und mir erzählt, dass das Jahr des Büffels etwas ganz besonderes ist und der Büffel viel mehr gefeiert und gezeigt wird, als die anderen Tierkreiszeichen. Es gibt an Lunar New Year die Tradition mit dem Drachentanz. Im Jahr des Büffels wird oft neben den Drachen auch ein Büffel dargestellt, der zusammen mit den Drachen tanzt. Mein Vater hat erzählt, dass es einen vietnameischen Spruch gibt, dass der Büffel ein Freund des Menschen ist, weil Büffel den Menschen in Vietnam bei der Landwirtschaft helfen und geholfen haben. Papa strahlt beim Erzählen und ich kann es sehr gut nachvollziehen. Es ist nämlich nicht nur sein Jahr, sondern auch sein 60. Lebensjahr, d.h. gleichzeitig sein Geburtsjahr! Bei Papas Geburt war es der "Gold-Büffel" und erst nach 60 Jahren ist wieder der Gold-Büffel dran (dazwischen Holz-, Feuer-, Erde- und Wasser-Büffel)! Eigentlich wäre das ein Anlass, eine fette Party zu schmeißen! Dieses Jahr wird das allerdings leider nichts.
Den Start des Gold-Büffel-Jahrs haben wir pandemiebedingt leider, aber verständlicherweise, anders gefeiert als sonst und konnten auch nicht mit unserer vietnamesischen Gemeinde zusammenkommen. Lunar New Year, auf vietnamesisch Tết genannt, war für mich schon immer ein großer und wichtiger Feiertag. Wenn ich an Tết denke, dann denke ich an vietnamesische Tết-Musik, an Familien und Menschen, die jeweils ein Gericht mitbringen, um gemeinsam zu teilen und zu essen, an meine ehrenamtliche Jugendarbeit mit meinen Freund*innen, mit denen ich größtenteils aufgewachsen bin, und an unser Programm für die Jugendlichen. Ich denke an Bühnenprogramm mit Live Musik, an selbst geschriebene Comedy-Theaterstücke, an Performances mit traditionellen Tänzen und Drachentanz, an Kinder in unserer Gemeinde, die herumlaufen und spielen und lachen, an lì xì (rote Briefumschläge mit ein bisschen Geld drin als Glücksbringer) und an bánh chưng (Reiskuchen mit Klebreis, Mungbohnen und Schweinefleisch). Fun fact: an Tết stellen oder schenken Menschen oft einen Obstteller mit mãng cầu (Anone), trái dừa (Kokosnuss), đu đủ (Papaya) und xoài (Mango). Aus der Konstellation dieser Früchte bzw. Namen dieser Früchte entsteht folgender Spruch "Cấu dứa đủ xái". Den beschenkten Menschen wird also genug Geld/Dinge zum Ausgeben gewünscht. Find ich irgendwie voll cute und funny. :D
Wenn es eine Sache gibt, die ich meinem Vater zu seinem besonderen Gold-Büffel-Jahr wünschen könnte, die dann auch in Erfüllung gehen kann, dann wäre es Gesundheit. Okay und Lebensfreude. Und vielleicht noch: immer leckeres Essen (aber meine Eltern sind solche foodies, sodass die immer leckeres Essen kochen und Essen das einzige ist, was sie sich gönnen). Und dass meine Eltern, meine Schwester und ich noch sehr sehr lange zusammenkommen können – egal ob persönlich am Esstisch, über Viber Video Call (my fellow Viets know what I'm talking about) oder mit unserer vietnamesischen Gemeinde, um Tết und weitere vietnamesische Feiertage zu feiern.
Chúc mừng năm mới, Má und Ba. <3
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Passend dazu empfehle ich hier noch mal die aktuelle The Bubbly T's (Öffnet in neuem Fenster) Podcastfolge von korientation (Öffnet in neuem Fenster), in der meine Co-Host Thea und ich mit unserem Gast Abilaschan Balamuraley (Öffnet in neuem Fenster) (Podcast Maangai (Öffnet in neuem Fenster)) über unsere Feiertage 설날 und Tết (Lunar New Year) sowie பொங்கல் (Pongal) reden! Viel Spaß beim Zuhören (Öffnet in neuem Fenster)!
https://open.spotify.com/episode/0HZYrYcvytKvYC0lVVgsib?si=pGcKujOlQF6ntmunozYRUw (Öffnet in neuem Fenster)##
Mein erstes Zine
Im Februar war ich bei einem 4-stündigen Zine Workshop und es waren die kreativsten vier Stunden am Stück dieses Jahr! Danke noch mal an die Referent*innen: Natyada (Öffnet in neuem Fenster) und Whitney (Öffnet in neuem Fenster)!
Das Thema war "The Space I'm Living In". Ich hab vorher noch nie ein Zine erstellt und finde die Geschichte dahinter total beeindruckend. Zines sind unabhängige (Selbst-)Publikationen, die meist aussehen wie Hefte oder Magazine, die unterschiedliche Größen und Seiten haben können und die zu verschiedenen Themen unterschiedlich gestaltet werden können, z.B. mit Comics, Texten, Zeichnungen. Zines sind für marginalisierte Communities eine gute Möglichkeit, um eigene Themen, Geschichten und Informationen zu verbreiten – ganz unabhängig von Mainstreammedien sowie den Hierarchien und Machtstrukturen innerhalb und durch Mainstreammedien. Außerdem sind Zines antikapitalistisch, weil die (ursprünglich) nicht für den Verkauf gedacht sind und jede Person independent ohne einen Verlag o.Ä. ein Zine erstellen kann, auch mit den einfachsten und günstigen Mitteln.
Zwei Beispiele:
das "wood-printed abolitionist pamphlets (Öffnet in neuem Fenster)" von der American Anti-Slavery Society in den 1830er Jahren
die Handouts der Black Panther Party (Öffnet in neuem Fenster), die in den 1960er Jahren verbreitet wurden
Zum Thema Zine empfehle ich diese beiden Artikeln:
Und das alles hat sich für mich total gut angehört und da M. mir den Workshop empfohlen hat, hab ich mich kurzfristig zu diesem Zine Workshop angemeldet.
So sieht mein Zine aus:
Auf der Vorderseite steht "the space I'm living in" und auf der Rückseite steht "the space I'm dreaming of". Ich wollte eigentlich was malen, aber hab mich dann doch nicht so richtig getraut, direkt in mein Zine zu malen. Daher hab ich zwei Gedichte geschrieben und am Ende ein bisschen mit Water Color rumgemalt (was wirklich nicht gut aussieht, aber irgendwie mag ich es mittlerweile, wie es aussieht :D). Mein Zine ist noch nicht fertig. Ich würd gern die freien Flächen noch dafür nutzen, um den space I'm dreaming of zu gestalten. Mehr dazu vielleicht bald in meinem nächsten Newsletter!
Und hier sind meine zwei Gedichte, die ich während des Zine Workshops zu dem Thema "The Space I'm Living In" geschrieben habe. Wieder eine Überwindung, meine persönlichen Texte hier zu veröffentlichen, aber here we go:
My legs are helping me walking
towards
the right direction in
the right pace with
the right people
and even though I go to
misleading direction with
people who hurt me
people who I’ve let hurting me
still my legs are keeping me
upright
upfront
confront
situations and people
My mouth is helping me
forming my anger and sadness
and happiness and love
and frustrations and disappointment
into words id like to say
My tummy is helping me
having all the good food
I need for healing
My eyes are helping me
seeing the the beauty in things
the beauty in people
the beauty of people
helping me
seeing all the
injustice
and
oppression
and
racism
and
anti-Semitism
and
classicism
and
sexism
and
ableism
and
homomisia
and
transmisia
and
queermisia
and
and
and
My brain is helping me to
learn and unlearn
And my heart
My heart
is helping me to
to fight
to love
to make contribution
to a better
place
space
society
My heart is helping me to
love
Das zweite Gedicht:
creating spaces for each other
where we can just be
where we are accepted as
who we are
who we love
who we want to be
creating spaces for each other
where we can just be
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Community-übergreifende Zusammenarbeit
Im Februar war ich als Gästin im Podcast Hamam Talk (Öffnet in neuem Fenster) und hab mit Linda und Sarah über anti-asiatischen Rassismus und Community-übergreifende Zusammenarbeit geredet sowie ein paar Fragen von Follower*innen zu diesen Themen beantwortet, die uns vorab erreicht haben (danke dafür!). Checkt unbedingt den Hamam Talk Instagram Account (Öffnet in neuem Fenster) ab! Die beiden machen dort super wichtige Bildungsarbeit u.a. zu Rassismus, Diskriminierungen, Intersektionalität!
https://open.spotify.com/episode/4DM63Uaxdo3O33P252f3MZ?si=BiDrjXHmSKO__5CWiSJhEg (Öffnet in neuem Fenster)Danke noch mal an Linda und Sarah fürs Anfragen, es hat richtig viel Spaß gemacht und ich hab mich sehr darüber gefreut!
Außerdem findet ihr hier noch mal meine Ressourcen- und Empfehlungsliste, die ich während der Podcastfolge erwähnt habe:
▶ Initiativen/Vereine/Netzwerke:
Bildungsinitiative FERHAT UNVAR (Öffnet in neuem Fenster) / Instagram: @bi_ferhatunvar (Öffnet in neuem Fenster)
erklaermirmal... (Öffnet in neuem Fenster) – Bildungsarbeit aus (post-)migrantischer und queerer Perspektive
GLADT e.V. (Öffnet in neuem Fenster) / Instagram: @gladt_e.v (Öffnet in neuem Fenster) – Selbstorganisation von Schwarzen, Indigenen & of Color queere & LSBTI* Menschen. Arbeitsschwerpunkt Intersektionalität.
ichbinkeinvirus.org (Öffnet in neuem Fenster) / Instagram: @ichbinkeinvirus (Öffnet in neuem Fenster) – Ein Netzwerk gegen (anti-asiatischen) Rassismus mit Erfahrungsberichten, Akteur*innen, Organisationen & Beratungsstellen.
korientation e.V. (Öffnet in neuem Fenster) / Instagram: @korientation (Öffnet in neuem Fenster) – Eine (post)migrantische Selbstorganisation & ein Netzwerk für Asiatisch-Deutsche Perspektiven mit einem gesellschaftskritischen Blick auf Kultur, Medien und Politik.
▶ Artikel und Literatur:
Kien Nghi Ha (2012): Asiatische Deutsche. Vietnamese Diaspora and Beyond. (Infos + Vorbestellungen bei korientation) (Öffnet in neuem Fenster)
Kimiko Suda, Sabrina J. Mayer, Christoph Nguyen (2020): Antiasiatischer Rassismus in Deutschland. (Öffnet in neuem Fenster)
korientation (2020): Asiatische Menschen in Deutschland: Wenn selbst der Rassismus „unsichtbar“ bleibt… (Öffnet in neuem Fenster)
korientation (2020): Anti-asiatischer Rassismus in den Medien – Wie Medien Rassismus befördern und was sie dagegen unternehmen können. (Öffnet in neuem Fenster)
Nhi Le (Öffnet in neuem Fenster) (2020): Rassismus: Ich.bin.kein.Virus. (Öffnet in neuem Fenster)
Noa K. Ha (2020): Vietdeutschland und die Realität der Migration im vereinten Deutschland. (Öffnet in neuem Fenster)
▶ Verlag/Shops u.a. für Bücher:
HORAMI Verlag (Öffnet in neuem Fenster) / Instagram: @horami.verlag (Öffnet in neuem Fenster) – Verlag für deutsch-vietnamesische Kindergeschichten.
Tebalou (Öffnet in neuem Fenster) / Instagram: @tebalou (Öffnet in neuem Fenster) – Spielzeug und Bücher für Kinder aller Herkünfte, Vor- und Hintergründe.
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E-Mail Subscribe-Funktion
Und hiermit beende ich meinen zweiten Newsletter! Ich hoffe, dir hat der Newsletter gefallen! Ich freue mich auf jeden Fall auf einen Austausch! Kanntest du Lunar New Year vorher schon? Hast du vorher schon was von Zines gehört oder hast sogar selbst schon Zines erstellt? Und was sind deine Tipps für eine gute Community-übergreifende Zusammenarbeit?
Außerdem freue ich mich auch sehr über deine Rückmeldungen mit Fragen, Kritik und/oder Themenwünschen über meinen Instagram Account (Öffnet in neuem Fenster) (oder über Steady als bezahltes Mitglied meines Newsletters – wohin ich das komplette Geld (minus Gebühren) spende, erfährst du auf meiner "about" Seite (Öffnet in neuem Fenster))!
Noch eine gute Nachricht zum Schluss: am 16.03. gibt es eine Überraschung! Erzählt also gerne euren liebsten Menschen von meinem Newsletter, den du jetzt auch kostenlos per E-Mail subscriben kannst! Meinen Newsletter bekommst du dann ganz bequem alle zwei Wochen sonntags (und am 16.03. als Special-Newsletter) in deinen E-Mail Postfach geschickt! Meinen Newsletter kannst du aber auch weiterhin auf meiner Steady Homepage lesen.
Bis zum 16. März!
storiesbythuy aka Thủy-Tiên Nguyễn