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Social Science Fiction, Asimov & Citizen Sleeper 2

Als kleinen Nachtrag zum Gespräch mit Christian Endres (Öffnet in neuem Fenster) über die Social Science Fiction möchte ich auf Citizen Sleeper 2: Starward Vector (Öffnet in neuem Fenster) aufmerksam machen, das dieses Jahr erscheinen wird. Noch gibt es keinen konkreten Termin, aber es dürfte nicht mehr all zu lange dauern:

https://youtu.be/tFOYaEQP9ks (Öffnet in neuem Fenster)

Der Vorgänger, mittlerweile für PC und alle Konsolen erhältlich (noch nicht auf Deutsch), war eines meiner Spiele des Jahres 2022 (Öffnet in neuem Fenster). Darin interpretiert Gareth Damian Martin den Cyberpunk deutlich markanter und politischer als etwa das Katzen-Abenteuer Stray (Öffnet in neuem Fenster), in einer futuristischen Welt der Macht und Ausbeutung; allerdings auf spielerisch abstrakte Art wie in einem Tabletop. Man agiert, fast wie in einem Brettspiel, über den taktischen Einsatz von Würfeln, während man in vielen tollen Dialogen relevante Entscheidungen treffen muss und auf überraschend menschliche Schicksale trifft.

Ähnlich wie das im Podcast erwähnte Rollenspiel Colony Ship (Öffnet in neuem Fenster) erfüllt auch dieses digitale Abenteuer alle Voraussetzungen der Social Science Fiction, in der eine zukünftige Gesellschaft im Mittelpunkt steht. So wie etwa in Die Zeitmaschine von H.G. Wells oder dem Hainish-Zyklus von Urusla K. Le Guin, aber auch in aktuelleren Romanen wie Die Maschinen oder Tagebuch eines Killerbots; mehr Lesetipps gibt es hier (Öffnet in neuem Fenster).

Die Social Science Fiction ist ein literarisches Subgenre, das mal von Isaac Asimov definiert wurde. 1953 veröffentlichte er in der Zeitschrift Modern Science Fiction von Reginald Bretnor einen Artikel mit dem gleichnamigen Titel. Darin erläutert er (Öffnet in neuem Fenster), dass jede Handlung in eine von drei Kategorien fallen würde: Gadget, Adventure oder Social.

"Sozial: Der Schwerpunkt der Geschichte liegt darauf, wie sich die Erfindung auf das tägliche Leben der Menschen auswirkt, ob zum Guten oder zum Schlechten. Der Hauptunterschied zwischen dieser und den beiden anderen Arten ist, dass die Anwesenheit der Erfindung die Handlung beeinflusst, anstatt sie zu verursachen oder das Ziel zu sein."

Anhand der Erfindung des Autos, das in der Geschichte von Autor X erfunden sowie in allen Einzelheiten beschrieben wird (=Gadget) und in jener von Autor Y von Schurken gestohlen wird (=Adventure), beschreibt er die Handlung mit sozialem Fokus:

"Autor Z hat das Automobil bereits perfektioniert. Es existiert eine Gesellschaft, in der es bereits ein Problem ist. Dank des Automobils ist eine gigantische Ölindustrie entstanden, Autobahnen wurden im ganzen Land asphaltiert, Amerika ist zu einem Land der Reisenden geworden, die Städte haben sich in die Vorstädte ausgedehnt - und was tun wir gegen Autounfälle? Männer, Frauen und Kinder werden von Autos schneller getötet als von Artilleriegeschossen oder Fliegerbomben. Was kann getan werden? Was ist die Lösung? Das ist Social Science Fiction."

Heutzutage fließen die drei Elemente Gadget, Adventure und Social viel häufiger ineinander, als es in der Zeit der Pulp-Magazine und frühen Science-Fiction der Fall war, als Erstere dominierten und meist recht ähnliche Geschichten rund um eine spektakuläre Erfindung oder einen Helden im Weltraum hervorbrachten.

Neben naturwissenschaftlichen beeinflussten bald immer mehr sozialwissenschaftliche Thesen die Science Fiction, so dass die Geschichten rund um zukünftige Gesellschaften komplexer wurden - ein Paradebeispiel ist auch Dune von Frank Herbert, das 13 Jahre nach der Defintion von Asimov erschien.

In Citizen Sleeper 2 (Öffnet in neuem Fenster) schlüpft man übrigens erneut in die Rolle eines rebellischen Androiden, der eigentlich einem Konzern gehört. Aber diesmal muss man sich nicht auf einer Raumstation durchschlagen, sondern wird per Kopfgeld gesucht, muss mit einem Raumschiff fliehen und braucht dringend eine Crew, während rund um das Helium-System die Folgen eines Konzernkriegs spürbar werden.

PS: Falls ihr eher Lust auf Social Fantasy habt, empfehle ich das illustrierte Text-Rollenspiel Roadwarden (Öffnet in neuem Fenster), das zu den erzählerisch besten Abenteuern der letzten Jahre gehört und ähnlich dichte sowie menschliche Situationen darstellt wie Citizen Sleeper.

Kategorie Erkundung

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