Woplanele #9
Meine Lieben,
ich hoffe, euer Wochenende war ebenso exzellent wie meins. Dazu trugen in meinem Falle folgende Aspekte bei:
Am Samstag waren Scout und ich mit der famosen Janna Krone und Recon (ähnlich famos) im Taunus spazieren. Ich erfuhr, dass Janna demnächst einen Podcast über das neue Life is Strange aufzeichnen möchte und dass ein Ort namens Langenseifen von einem riesenhaften trojanischen Hasen heimgesucht wurde, der dort einen einzelnen, unheiligen Hasenknöttel hinterließ, woraufhin die verzweifelten Bewohner beschlossen, eine Kapelle in den Knöttel zu schlagen, auf dass Gott ihnen gegen den satanischen Rammler beistehe. Anders jedenfalls kann ich mir die Genese dieser gottlosen Monstrosität (Öffnet in neuem Fenster) nicht erklären
Am Samstag Abend stellte ich entzückt fest, dass ich in eine Jeanshose der Weite 30 passte. Zwar handelt es sich bei besagtem Exemplar um eine Stretchjeans, die eh schon immer sehr weit ausfiel, aber auf dem Schildchen steht 30 und was auf dem Schildchen steht, ist Gesetz. It is known, wie die Dothraki sagen würden. Und wenn es ein fiktiver, brandschatzender und mordender Barbarenstamm nicht am besten weiß, dann ist sowieso alles verloren
Am Sonntag stellte ich entzückt fest, dass ich immer noch kein Dragon Age: Veilguard spielen musste. Womöglich sogar nie wieder. Prompt gingen Scout und ich 16 Kilometer wandern und erstürmten dabei zwei Burgen, wobei man ehrlicherweise anmerken sollte, dass in beiden Fällen die Burgtore weit geöffnet waren, Feiglinge, wo man hinschaut
Am Abend schließlich gewannen die Dolphins, obwohl sie erneut ihr bestes gaben, um den Klauen des sicheren Sieges doch noch eine Niederlage zu entreißen, aber sie hatten die Rechnung ohne die Raiders gemacht, und falls Du dort draußen zu jenen armen Tropfen gehörst, die sich irgendwann ebenso unerklärlich wie unsterblich in die Raiders verliebten, so fühle dich an dieser Stelle von einem Leidensgenossen gedrückt
(Herzogin Scout sucht auf dem Auerbacher Schloss erfolglos nach Verteidigern)
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History-Gaming-Youtuber Steinwallen will kein ausführliches Infovideo zum neuen DLC für Hearts of Iron 4 machen, weil in “Götterdämmerung” unter anderem Nazi-Persönlichkeiten wie Heinrich Himmler ins Spiel kommen, die ohne Reflektion ihrer Verbrechen vom Spieler “gefördert” werden können
Quelle:
https://www.youtube.com/watch?v=JNTgfXJnIT8&t=6s (Öffnet in neuem Fenster)Erster Gedanke: Man kann natürlich immer darüber streiten, ob so ein Video, warum es kein Video gibt, nicht eine Form von “wasch mich, aber mach mich nicht nass ist”, also dennoch irgendwie tut, was man vermeintlich nicht tun möchte, aber ich find’s gut und löblich. Wie das Spiel mit solchen historischen Massenmördern umgeht, scheint in der Tat pfui
Zweiter Gedanke: Ich habe kein grundsätzliches Problem mit einem Heinrich Himmler in einem solchen Spiel. Aber man kann, darf und sollte seine im wahrsten Sinne des Wortes monströsen Verbrechen schon benennen. Und: Man sollte vielleicht damit warten, bis wenigstens niemand mehr lebt, der unter Heinrich Himmlers Ägide in Konzentrationslagern aufs Unmenschlichste misshandelt wurde, während man seine oder ihre ganze Familie auslöschte. So rein aus menschlichem Anstand
Dritter Gedanke: Klar, irgendwann werden auch monströse Verbrechen zum Mosaikstein in der Menschheitsgeschichte, Römer, Griechen, alle großen Reiche (bzw solche, die es werden wollten) begingen scheußliche Verbrechen und trotzdem spielen wir sie heute in den Civilizations dieser Welt. Aber es spielt in meinen Augen schon eine gewichtige Rolle, wie lange diese Verbrechen her sind und wie unmittelbar sie heute noch nachhallen und -wirken. Die Argumentation, “wir spielen doch auch X ohne Probleme, wieso dann nicht auch die Nazis?!” greift zu kurz und ist im besten Fall undurchdacht und im schlimmsten bewusster Apologismus
Vierter Gedanke: Trotzdem ist Hearts of Iron ganz allgemein ein interessanter Fall für viele moraltheoretische Gedanken. Denn seien wir ehrlich: Die Kernphantasie des Spiels ist es nicht, mit England den Nazis in den Arsch zu treten, sondern mit Deutschland den Zweiten Weltkrieg zu gewinnen. Und daran ist bis zu einem gewissen Grad auch nichts auszusetzen, es ist ein hochspannendes Alternativszenario, sowohl politisch als auch militärhistorisch. Man muss kein Neonazi sein, um das spannend zu finden. Aber man braucht auch keinen virtuellen Heinrich Himmler dafür, der als militärischer Befehlshaber übrigens ein Totalversager war
Fünfter Gedanke: Ist es falsch, mit Nazi-Deutschland virtuell den zweiten Weltkrieg spielen und gewinnen zu wollen? Ich finde nicht. Ich finde sogar, dass Kunst im weitesten Sinne genau für solche Gedankenexperimente existiert. Dass es im ausdefinierten Rahmen dieses konkreten Spiels okay sein kann, okay sein muss, die Verbrechen des Regimes für die Spieldauer außen vor zu lassen. Aber das ist ein Deal, der für beide Seiten gilt, und wenn der Hersteller auf die Idee kommt, den Rahmen zu verändern, dann kann und darf der Spieler auch auf die Idee kommen, den neuen Rahmen pfui und igitt zu finden
Was wir gerade so am Spielen sind
Sebbe war und ist besonders fleißig, will also demnächst mit mir ein “Aber Warum?!” aufnehmen, unter anderem mit der Demo von The Rise of the Golden Idol und dem neuen Ys. Außerdem hat er im Mehrspieler von Call of Duty offenbar Level-Regionen erreicht, die nur damit erklärbar sind, dass wir ihm viel zu wenig Arbeit geben
JR beschäftigt sich weiterhin mit seinem Ameisenimperium, André will den Singleplayer von Call of Duty ausprobieren und Dom ist beim Anschauen von Gladiator 2 kaputt gegangen und wir hoffen, dass wir ihn vielleicht mit Stalker 2 repariert bekommen. Reinschauen wollen in letzteres eh einige, also quasi alle außer ich, der, das sei an dieser Stelle einmal rundheraus zugegeben, nie Stalker 1 gespielt hat und sich dafür überhaupt nicht schämt
Was sonst noch so passiert (ist)
Ich habe diese Woche zwei Aufnahmen mit Gästen, die ihr schon kennt und mögt und die bestimmt geil werden. Also die Aufnahmen, nicht die Gäste, weil die sind schon geil. Na gut, eine Aufnahme davon verrate ich, aber nur, weil ihr so gute Menschen seid! Mit Robin von Hooked ist ein kritisches Abgenerde über Metaphor geplant, womöglich der einzige “Spieletest” im deutschsprachigen Raum, bei dem zwei “Tester” das Ding bis zum Ende durchgekloppt haben, also genau die Form von Wahnsinn, die wir hier und bei den Freunden von Hooked zelebrieren, wo wir nur können
Außerdem haben André und ich das gemacht, was jede deutsche Führungskraft macht, wenn sich die zugewiesenen Arbeitsgruppen endlich im Sande verlaufen haben: Wir setzten eine Deadline. Nämlich für die wohlige, besinnliche Weihnachtsaktion, mit der wir euch die wohligen, besinnlichen Tage ein wenig wohliger und besinnlicher machen wollen. Oder womöglich war früher tatsächlich mehr Lametta, dafür heute mehr haha, Trottel, das wird man sehen. Aber es geht endlich voran in diesem Land, Freunde und Nachbarn! Die Unternehmung ist schon mindestens zu 30% angedacht!
Ebenfalls unter die Rubrik angedacht fällt ein kleines Feierabendbierchen (ich stelle ebenso erstaunt wie entzückt fest, dass das alkoholfreie Pils von Pfungstädter sehr lecker ist) über Hardware mit Hardwareschleuder Sebbe. Zum einen, weil der neulich einen gehobenen Mittelklasse-PC zusammengestellt hat, was für einige von euch vor Weihnachten vielleicht von Interesse ist. Zum anderen, weil ich mir einen neuen Zock-TV angeschafft habe und von entsprechenden Irrungen und Wirrungen erzählen kann
Das Rätsel zum Sonntag
Als ich diese Rubrik für unsere entzückende (ihr merkt schon, das ist das Wort du jour, so wie ich mich vor einigen Wochen in Bonanza verguckte, shakere ich heute mit entzückend herum, es ist aber auch entzückend, dieses entzückend, wenn es ein Mensch wäre, würde ich es womöglich auf eine Tasse Kaffee einladen und auf zwischenmenschliche Kompatibilität überprüfen, womit ich meine, dass ich es entzückt anstarren und mich fürchterlich zum Affen machen würde) Woplanele entsann, fürchtete ich mich vor jenem fernen Tag, an dem noch nicht feststeht, was eigentlich am Sonntag kommt und ich zu feige wäre, die Rubrik einfach wegzulassen und dann dastehen würde und mir irgendeinen Text aus den Fingern saugen müsste, ein Runon-Sentence, wie der Engländer sagt, ein Satz, der einfach immer weiterrennt, weiter und weiter, bis einem die Kommas ausgehen und man auf das Semikolon ausweichen muss; und dann ist die Messe nun wirklich gelesen, das wissen nicht nur die Dothraki.
Der Tag ist heute.
Ein letzter Blick auf das, was am Horizont wartet
Unsere allerschönsten Rollenspielmomente, Teil zwo.
Ach fuck.
Jetzt hab ich das auch verraten.
Aber ich freue mich halt drauf. Und vielleicht freut sich ja jemand mit. Denn dieser Tage können wir wahrlich jede Freude brauchen.
Jochen