Alle Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, dass sich vieles ändern lässt, bloß nicht die Menschen.
Karl Marx
Was wäre
aus der Welt geworden, wenn jene, die Kraft ihrer Gier, Verschlagenheit oder auch Intelligenz zu Macht gekommenen waren-
wenn die Grundbesitzer, Adligen, die Erben, die Besitzer der Produktionsmittel – heute: die Plattform- Besitzer, die Kapitalinhaber, – nie heraus- gefunden hätten, wie einfach die unterdrückte Klasse – die ein Lehn hatten, verdingt waren, in Stellung waren, in Anstellung, Beschäftigung, die kleinen Firmen, die Selbstständigen, die Künstler, die Gaukler, die Dienst- Leiterinnen durch alle Jahrhunderte – abzulenken sind,
durch ein wenig
Hass.
Seit Ewigkeiten sind wir Kleinbürger vereint im Hass aufeinander. Auf die Fremden, die Hexen, die Frauen, die Männer, die Feinde, die Schwachen und nie, nie existierte die Gefahr, dass der wunderbare Traum im Kommunistischen Manifest – Proletarier aller Länder vereinigt euch – mit Leben erfüllt würde. Zu jeder Zeit orientieren sich die meisten Menschen nach oben, in die nächste höhere Klasse unserer klassenlosen Welt, keiner sieht sich doch als das, was er ist – als Teil der Masse, die funktionieren muss, kaufen muss, sich beschäftigen muss, hassen muss, denn sonst kämen sie auf dumme Ideen, die Masse.
Bevölkerungen waren noch nie homogen. Scheinbar. Gibt es tausende Parallelgesellschaften. Die Sportler und Musikerinnen, die Trachtengruppe und die Vielreisenden, die PolizistInnen, die Mütter und Väter, die Briefmarkensammler und Literatur Liebhaberinnen, Menschen, die seit einer und seit zehn Generationen in einem Land leben, zusammengehalten durch Werte, auf die sie sich nicht geeinigt haben, die waren halt da und Gesetze. Das Gesellschaft zu nennnen ist mutig, und falsch, nichts eint sie die Menschen, ein jeder seine eigne Welt.
. Die unterschiedlichen Gruppen, die Menschen in ihren Mikro Kosmen, wollen im Grunde alle dasselbe. Ein angstfreies Leben, Frieden, ihre Ruhe, ihre Familie und was Gutes zu essen. Sie sind die 90 Prozent jener, die über einen Bruchteil des Vermögens der restlichen 10 Prozent verfügen. Die 10 Prozent sind jene, die zu allen Zeiten Kriege initiierten, in die sie Menschen aus den 90 Prozent schickten, es sind jene, die vor und aus allen Weltkriegen reicher hervorgingen , jene, die in Eliteschulen zu CEOs werden, um die Wirtschaft mehr oder weniger prächtig zu leiten, die über das Leben der 90 Prozent entscheiden, und sie tunlichst weit von sich weghalten, sie – beschäftigt halten, und was ist dazu besser geeignet als Angst und Hass. Aufeinander. Man könnte ihn heilen, den Hass aufeinander, könnte sie vereinen die Menschen in ihren Vierteln, Kommunen, Städten. Man könnte ihre Angst mit Bildung bekämpfen, mit guter Medienarbeit, mit vortrefflicher Propaganda, man könnte für wirkliche Gerechtigkeit und Gleichheit sorgen, aber wozu? Wozu wäre es gut, ein Konzept zu hinterfragen, das sich so lange bewährt hat. Das so lange taugte, um die Massen von dem abzulenken, was sie wirklich hassen und hinter- fragen müssten. Warum, könnten sie sich fragen, zahle ich prozentual mehr Steuern als ein Milliardär? Warum habe ich eine Gefängnisstrafe zu befürchten, wenn ich betrüge und stehle, und Milliardäre gehen straffrei aus. Warum muss ich an den Stadtrand ziehen und im Stau stehen, um doch nie aufzusteigen, warum stimmt die Legende von Jeder-kann-es-nach-ganz-oben-schaffen nicht, warum kann ich meine Miete plötzlich nicht mehr zahlen, warum zahlt meine Kasse Medikamente nicht mehr, warum ist es nicht in Ordnung, wenn ich fliege und rauche, wenn ich mich nicht an alle Gesetze und Vorgaben und Regeln halte, und warum gilt das für einige wenige Menschen nicht? Warum verdient ein CEO 100-mal mehr als ich, er, der Millionen versenkt und mit einem Bonus dafür belohnt wird? Warum soll ich Strom sparen und Wasser sparen und Müll trennen und jene in den Villen bewässern ihre Tropenhölzer. Warum wurde mir über Jahre gepredigt, dass ich allein für meinen Erfolg verantwortlich bin, und dann werde ich doch entlassen, und warum, verdammt noch mal, soll ich das weiter mit- machen. Konnten sich die 90 Prozent fragen, aber. Das wird zum Glück nie passieren. Denn sie sind beschäftigt. Damit, Hexen zu verbrennen oder Sklaven zu verachten, oder Geflohene oder Menschen, die anders aussehen, ein anderes Geschlecht haben, oder an irgendetwas glauben oder eben nicht. Nichts wird sich ändern, denn zu sehr hassen sich die Menschen, weil sie sich im anderen sehen. Verzweifelt und sterblich, unsicher und unruhig, nach einem Halt suchend. Den es nur im Bewusstsein gäbe, nicht allein zu sein, ein Teil von 90 Prozent zu sein. Es gibt tausend Analysen und Texte, Bücher, Pamphlete
und Aktionsgruppen, die die Welt, in der wir leben, kritisieren. Sehr oft sinken die Kritikerinnen nach der Aufzeichnung erschöpft zusammen, und fragen sich: und nun? Könnte man versuchen, all die unterschiedlichen Ideen zusammenzubringen in wirksamen Maßnahmen gegen das Bestehende, das nur in Teilen funktioniert, und immer mehr nur für Teile von Milliarden.
Zum Beispiel
Mit einer Revolution?