Zum Hauptinhalt springen

Kunst ist Magie, befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein.

 Theodor W. Adorno

 Grossartig, jetzt soll der Verfassungsschutz Kunst udn Künstler überwachen,

https://www.3sat.de/kultur/kulturzeit/kunst-und-verfassungsschutz-agenten-in-ateliers-sendung-vom-18-10-2024-100.html (Öffnet in neuem Fenster)

warum auch nicht, es ist ohnehin mit Chatcontrolle und Biometrie jeder Bürger unter Verdacht gestellt.

Und

Das Denken ist so ruhig geworden, es ist so leise geworden in dem Raum, den Kunst bewohnt. Heute wäre es unvorstellbar, dass die Aktion da Christoph Schlingensief, der mit Arbeitslosen baden ging, um das Haus von Helmut Kohl zu fluten, ein Skandal wäre. Die Skandale finden im Sekundentakt in der realen Welt satt. Ein Diktator in Israel, der sich seiner Verurteilung durch die Geiselnahme aller Werte der Gesellschaft entzieht, nicht endende Kriege, Aufrüstung, Sparmaßnahmen, Wohnungslosigkeit, der Zerfall der Infrastruktur, lügende Politikerinnen, die keine Konsequenzen zu befürchten haben. Irrationalität, Lächerlichkeit.

Und die Menschen sitzen in Panik, Sie bilden Gruppen und Lager als würden sie Freunde finden dadurch. Als wären sie in Sicherheit durch die Abwehr alles Fremden. Nur nicht die falsche Sendung sehen, die verbotene Zeitung lesen, die falsche Meinung hören, nur nicht gefragt werden. Denken, nur keine Unsicherheit, es ist doch nichts mehr sicher. Und

Es war früher

die Aufgabe von Intellektuellen und Künstlern zu hinterfragen, oder sich mit ihren Mitteln über scheinbar Zementiertes lustig zu machen. Sie sind so ruhig geworden heute, da jede noch so kleine Kritik des Systems einen Shitstorm erzeugen kann, und Theaterstücke allein wegen ihres Titels oder wegen des anstößigen Bühnenbildes abgesetzt werden kann.  Alle scheinen sich so einig darüber, was gut und was böse ist, und verlässt man diesen analogen Pfad, droht ein Shitstorm, oder eine Einschränkung der Wirkmöglichkeit. Sensitive Reader in Verlagen trennen gute von bösen Worten, an Universitäten wurde gegen triggernd Kunst protestiert, Trigger Warnungen in Büchern, Filmen. Abdeckung von Geschlechtsmerkmalen auf Bildern, Ausladung «kontroverser» WissenschaftlerInnen. Nichts gibt es gegen eine höhere Sensibilität im Umgang mit allem zu sagen, in einer Zeit, die immer unsensibler mit unserem Verstand umgeht. Noch immer sind die Künste, die Rede und der Geist frei, kein Intellektueller in Europa wird wegen seiner Arbeit inhaftiert, auch wenn sich die Inhalte gegen das aktuelle Narrativ verhalten. Man kann sicher irgendwo Borcherts draußen vor der Tür sehen, kann Alfred Döblins Anti-Kriegsroman: Hamlet oder die lange Nacht nimmt ein Ende, finden. Doch der Diskurs findet in Medien und Öffentlichkeit kaum mehr statt. Es scheint, als wären viele von der Flut der Kommentare, kritischen Betrachtungen, Reden, Texte, Nachrichten ihrer Worte beraubt worden. Oder- der richtigen Worte, die noch nicht von jeder Bedeutung bereinigt worden, und die man dumpf zu seinem Spiegelbild sagt: Demokratie, Nachhaltigkeit, Schuldenbremse, Atomkraftwerke, Solidarität, als würde es nur noch diese Worte geben, die im Takt auf die Gehirne regneten. Natürlich kann man noch alles sagen, wenn man, wie es so schön heisst, das Echo aushält, die Kritik, den Gegenwind, der kalt ist. Der Wind, in dem wir stehen, und zusehen, wie die Chefin der EU mit einer italienischen Faschistin von Fotos lächelt, die Kälte, in der das Fremde wieder das Schuldige ist und eine gute Gelegenheit, sich wieder die Merkmale des Urfaschismus anzusehen, die Umberto Eco in einem Vortrag und Aufsatz festgehalten hat-

Da waren-

die

Ablehnung der Moderne und Irrationalismus

Kult der Aktion um der Aktion willen bzw. Misstrauen gegenüber der intellektuellen Welt

Ablehnung kritischen Denkens

Angst vor Andersartigem, Rassismus

Appell an die frustrierten Mittelklassen Obsession mit Verschwörungserzählungen von der Gefährdung der nationalen Gemeinschaft bzw. Aufruf zu Fremdenfeindlichkeit

Unfähigkeit, die Stärke des Feindes richtig einzuschätzen

Antipazifismus

Elitedenken und Verachtung der Schwachen

Heroismus und Kult des Todes

Machismus und Chauvinismus

Qualitativer Populismus und Ablehnung des Parlamentarismus

Newspeak und Verwendung einer einfacheren und verarmten Sprache

Ecos Definition des Ewigen Faschismus – der immer auch Antisemitismus beinhaltet, hilft die Demokratie zu überprüfen, die

Warnzeichen zu sehen,

Nur –

Was macht man dann damit, mit der Erkenntnis, dass es ruhig ist in der westlichen Welt. Wie vor einem Sturm.

 

 

 

Kategorie Sehr aktuelle Texte

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Sibylle Berg regelt das und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden