Sie hassen die Schwachen, die anderen-
Das könnte Dir nie passieren. Irgendwelche Randgruppen zu hassen. Die Queeren, die Frauen, die Kinder, die Geflohenen, die Schwarzen, die Kleinen, die Dicken, die Dünnen, wie kann man nur so dumpf sein.
Jetzt bist du über Vierzig. Eigentlich eher Ende vierzig, aber das sagst du keinem, und murmelst: Das ist nicht einmal die Hälfte des Lebens, da ist noch alles möglich, sagst du. Dir. Andere sind daran nicht so interessiert. Andere sind da auch nicht. Außer ein paar Freunden, aber mit denen würdest du nie darüber reden, dass es dich ängstigt, schon Ende Vierzig zu sein. Und traurig
Mit den Freunden redest du über Politik. Mit deinem Partner redest du über den Kühlschrank. Auf der Arbeit über Computer. Oder Geldanlagen. Oder Wurst. Aber wie es dir wirklich geht, darüber kannst du mit keinem reden. Dass kannst du doch keinem sagen. Es geht dir nicht gut. Also jetzt nicht so ein krankes nicht gut gehen, so ein Depri nicht gut gehen, aber mit jedem Jahr, das irgendwie immer schneller zu Ende ist, wächst deine Ahnung. Dass da nichts mehr kommt, außer einer Verschlechterung deiner Umstände. Die Umstände sind- dass du verkannt bist. Von, na sagen wir- allen. Vom Chef, von den Verbrauchern. Von Bill Gates. Den Kritikern. Den Kollegen den gottverdammten- Menschen da draußen. Vielleicht bist du Programmierer, oder Start upper, vielleicht bist du in einer Band, oder bei der Versicherung, Bahn, oder du malst Bilder, was alles gleich ist, denn du hast es nicht geschafft. Kollege x, Künstler z haben es geschafft. Du siehst sie in Zeitungen. Oder als dein Vorgesetzter, als Vorstandsvorsitzender, Politiker, sie haben es geschafft, sie sind in deinem Alter, sie werden respektiert. Da ist ihr Haus, es ist grösser, da sind ihre Auftritte im Ausland. Ihre Business Class-Egal. Es ist immer mehr, und es strahlt. Und du musst hier liegen, in der Wohnung, die nicht einmal dir gehört, aus der du vielleicht bald gentrifiziert wirst, und du hast eine Wut. Wann fing das nur an? Dass dir klar wurde, dass es nicht langen wird. Zu einem außerordentlichen Leben, wird es nicht langen und wenn du richtig betrunken bist, ahnst du, dass dieses Große Leben, das du haben wolltest, an deinen Fähigkeiten scheitert, die mittelmäßig sind. Aber wie soll man so durch die Gegend laufen, mit diesem Bewusstsein zu sein, wie Millionen andere. Nicht sehr dumm, nur ein bisschen, nur genauso viel, dass man versteht, wenn man betrunken ist, dass man kein Genie ist. Aber eben nicht mehr. Keine Ada Lovelace. Kein Turing. Es wird nichts mehr. Es wird nicht mal mehr so weitergehen wie bisher. Und nun bist du wütend. Jeden Tag bist du wütend, weil nichts, nichts so eingetreten ist, wie du es dir vorgestellt hast, früher, als du geglaubt hast, einmalig zu sein, mit deinem Verstand und deinem Können. Es ist so schwer für all die Männer, die an ihren Ideen scheitern. Für die Frauen ist es leichter, die bewegen die Welt per Geburt nicht. Die können das nicht, wollen das nicht und wenn, dann ist es egal. Schlaf jetzt. Sei ruhig. Orientiere dich nicht an den Wenigen, die es zu etwas Großem geschafft haben. Zu grossem Geld, grossem Ruhm. Schau auf die, denen es schlechter geht als dir. Die weniger sind, dir unterlegen scheinen, die schwach sind. Geh raus. Und bekämpf sie.