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Guten Tag, werte Lesende!

Ich hatte großen Spaß, die fantastischen Sieben dieser Woche zusammen zu suchen, und hoffe, Euch geht es beim Lesen/Hören/Zuschauen genau so.

Kommentar der Woche

Masken und Moral 

Moral ist eine prima Sache: Es gibt sie im Überfluss, in jeder Form, Farbe und Tonlage. Jeder Mensch darf eine haben, zwei oder viele. Dann ist Moral-Jonglieren gefragt, die Kunst, in jeder Lage die passende Spezialmoral zu ziehen, auch als situative Moral bekannt. Moral hat weder mit Vernunft noch mit geltendem Recht zu tun. So lässt sich Maskenverweigern als Zeichen hoher Moral werten, weil sich hier jemand gegen eine angebliche Diktatur auflehnt. Mit Moral lässt sich verschleiern, auspeitschen und beschneiden. Hochmoralisch auch die empörten Kleinaktionäre, die Journalisten vorwarfen, einen vermeintlichen Superchampion kaputtzuschreiben, aus mangelndem Patriotismus. Richtig, ja, es ging um Wirecard.

Situative Moral herrscht auch bei Abgeordneten und deren Nebengeschäften. Was machen wir zum Beispiel mit einem Parlamentarier, der vor zwei Jahren seine Lobby-Arbeit für eine Wirecard-ähnliche Firma begann, der Lohn: Aktienoptionen im Wert von bis zu einer Viertelmillion Dollar, vermutlich marktüblich? Richtig, Philipp Amthor wird auf Listenplatz eins der CDU Mecklenburg-Vorpommerns gewählt. Die Kollegen Löbel (CDU) und Nüßlein (CSU) werden wohl nie Spitzenkandidaten werden, beide haben ihre Parteien verlassen. Warum? Weil sie sich für Lobby-Arbeit marktgerecht entlohnen ließen. Hier sehen wir die Vorzüge der situativen Moral: Wo das Recht fehlt oder seine Kontrolle, lässt sich prima mit vielerlei Maß messen.

In Artikel 28 Grundgesetz findet sich der Hinweis, dass dieses Land ein Rechtsstaat sei. Recht ist für alle gleich und insofern das Gegenteil von Moral. Im Rechtsstaat wird verdächtig schnell wachsenden Unternehmen mit unklarem Geschäftsmodell liebevoll, aber gründlich in die Bücher geschaut. Im Rechtstaat wird zweifelsfrei festgeschrieben, dass Lobbyarbeit von Parlamentariern transparent zu sein hat. Sollte der Gesetzgeber das Recht verschleiern und verschleppen, hat diese Demokratie zum Glück ein erzieherisches Mittel: Wahlen.

© BERLINER MORGENPOST (Öffnet in neuem Fenster)

Tweet der Woche

https://twitter.com/hajoschumacher/status/1368953312586915840 (Öffnet in neuem Fenster)

Zitat der Woche

"Jogi Löw und Angela Merkel erleben dasselbe Phänomen: Am Ende einer Ära verflüchtigt sich die Autorität. Löw hat diese Phase jetzt mutig beendet. Die Kanzlerin muss noch ein halbes Jahr."

Podcast der Woche

Die Unternehmensberaterin, Ethnologin und Schamanin  Alexandra Schwarz-Schilling kauft Regenwald in Brasilien, damit der indigene Stamm der HuniKuin ein Jagdrevier bekommt. Living Gaia – ein Projekt, das wirklich Mut macht.

© Wir: Arbeit, Liebe, Leben Der Mutmach-Podcast der Berliner Morgenpost (Öffnet in neuem Fenster)

Video der Woche

US-Präsident Biden versucht eine neue liberale Einwanderungspolitik, Frontex wehrt brutal Migranten ab, die nach Europa wollen. Welche Politik ist zukunftsfest?

https://www.youtube.com/watch?v=YV44tF36s5k (Öffnet in neuem Fenster)

© Deutsche Welle: Neue US-Einwanderungspolitik: Bidens Alternative zur Festung Europa? (Öffnet in neuem Fenster)

Denkstück der Woche

Schreibst Du für Lesende oder SEO? Warum wir Medienschaffende uns längst den Regeln der großen Plattformen unterworfen haben und welche gesellschaftlichen Kollateralschäden hier lauern – für alle.   

https://www.journalist.de/suche/meldungen/wenn-google-zum-oberchefredakteur-wird (Öffnet in neuem Fenster)

© Journalist.de: Wenn Google zum Oberchefredakteur wird (Öffnet in neuem Fenster)

Das Geständnis der Woche

Mit weitem Vorsprung präsentierte Rußland im August 2020 den Impfstoff Sputnik V, vier Monate vor Biontech. Vielleicht hätten wir damals ein wenig arroganter und deutlich kooperativer sein können. 

© Radio Eins: "Gemeinsam eine große Chance verpennt" (Öffnet in neuem Fenster)

Ein wunderbares Wochenende. Genießt frische Luft und frische Gedanken.

Herzlich,
Hajo Schumacher

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