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Wer will Ärger?

John Foulds: Dynamic Triptych (1929)

Ist diese durchgedrehte Musik das beste britische Klavierkonzert ever? Manche (Öffnet in neuem Fenster) sagen so! Man könnte einwenden, britische Klavierkonzerte? Is that even a thing? Es herrscht kein Mangel an Klavierkonzerten russischer (Rachmaninow), deutscher (Beethoven, Brahms) und österreichischer (Mozart) Provenienz. Auch französische (Ravel) und amerikanische (Gershwin) Klavierkonzerte werden gespielt, aber britische?

Dabei gäbe es mit John Foulds’ “Dynamischem Triptychon” ein absolutes Knallerstück zu spielen. Dummerweise ist Foulds komplett unbekannt, unter anderem, weil er zeitlebens versäumt hat, sich brav in den britischen, nachromantischen Musikstil einzufügen. Während seine Kolleg:innen in langen Melodiebögen schwelgen und wir das heute als typisch britisch kennen, sagt Foulds: I'd rather not. Für ihn gab es schlicht keine “nationale Musik” (Öffnet in neuem Fenster).

So ganz stimmt das natürlich nicht, denn auch Foulds war nicht frei von den Einflüssen seiner Heimat, der er das Interesse an Modi (Öffnet in neuem Fenster) verdanken dürfte, also den alten Kirchentonarten (die sich in Großbritannien besser gehalten haben als sonstwo) oder generell Tonarten jenseits der klassischen Tradition.

Sobald man die ersten Sekunden aus dem ersten Satzes des Dynamischen Triptychons gehört hat, gibt es kein Halten mehr. Es knallt und klingelt, Foulds kommt einfach zur Vordertür herein. Wer will Ärger? Diese Musik sieht von außen zwar aus wie ein völlig überdrehtes, aber klassisches, Klavierkonzert, basiert aber auf den sieben Tönen eines südindischen Ragas und gehört zum Spannendsten, was die britische Musik des zwanzigsten Jahrhunderts hergibt. Wenn es denn mal britische Musik ist. Hört es euch an:

https://www.youtube.com/watch?v=LPMaR36NW_A (Öffnet in neuem Fenster)

Der zweite Satz ist nicht viel weniger irre: Foulds wurde dafür schon der Dalí für die Ohren (Öffnet in neuem Fenster) genannt, eine Metapher, die auf die Vierteltöne (!) anspielt, die darin ausgiebig zum Einsatz kommen. Als ob jemand immer wieder den Finger auf den Plattenteller legt, um die Musik auszubremsen – es ist ein großer Spaß:

https://www.youtube.com/watch?v=jByT61jsdwo (Öffnet in neuem Fenster)

Schöne Grüße!
Gabriel

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