Redensarten Nr. 5 - Wenn die ausgestreckte Hand Händchen hält
Liebe Redensarten-Freundinnen und Freunde,
willkommen zu meinem fünften Newsletter.
Dies ist der zweite Teil meiner kleinen Serie über die Verwendung der Hand in Redewendungen. Heute geht es um die gestikulierende Hand, dem Händedruck und der Hand als Symbol für Verbundenheit, Versöhnung und Zusammenarbeit.
Die gestikulierende Hand
In jeder Kultur wird die Stellung der Finger einer Hand als Symbol genutzt, um bestimmte kurze Botschaften zu vermitteln. Denken wir nur an den erhobenen Zeigefinger (Öffnet in neuem Fenster) als Symbol der Belehrung, den Stinkefinger (Öffnet in neuem Fenster) als obszöne Geste der Ablehnung oder die geballte Faust.
Aber auch die Bewegungen der Hand selbst werden in Redewendungen genutzt, deren Bedeutung oft auch international verstanden wird.
So kann man “mit Händen und Füßen sprechen (Öffnet in neuem Fenster)“, d. h. sich gegenüber Menschen, die eine andere Sprache sprechen, durch Zeichen und Gebärden verständlich machen.
Quelle: pexels.com (Öffnet in neuem Fenster)
Wer “die Hände über dem Kopf zusammenschlägt (Öffnet in neuem Fenster)“, ist entsetzt. Die erhobenen Hände sind eine alte Geste des Staunens und Erschreckens. Man kann diese Gebärde so deuten, dass die zum Himmel erhobenen Hände ursprünglich einen Kontakt zu Gott herstellen sollten. Profaner ist die Herleitung, dass die Geste den Kopf vor Gefahren schützen sollte.
“Etwas von der Hand weisen (Öffnet in neuem Fenster)“ (etwas verschmähen, bestreiten, einer Sache widersprechen) bezieht sich auf die Geste der flach nach vorne gerichteten Hand, die auch "Stopp!" bedeutet. Diese leicht zu verstehende Geste finden wir auch auf Hinweisschildern mit entsprechender Bedeutung.
Und wer etwas “hinter vorgehaltener Hand (Öffnet in neuem Fenster)“ sagt, der möchte nicht, dass seine Zuhörerin oder sein Zuhörer das Gesagte weitererzählt: Die vor dem Mund gehaltene Hand symbolisiert also Verschwiegenheit. Ganz ähnlich auch “unter der Hand (Öffnet in neuem Fenster)“ (heimlich, inoffiziell, nichtamtlich, vertraulich). Sie bezieht sich wohl ursprünglich auf den Kartenspieler, der im Schutz seiner Hände heimlich die Karten vertauscht.
Die Hand bei der Begrüßung und bei Verträgen
Der Händedruck (auch Händeschütteln oder Handschlag) war schon den alten Römern und Griechen bekannt. Er ist ein allgemein übliches Ritual zur Begrüßung und Verabschiedung von Bekannten und Geschäftspartnern, gelegentlich auch unter Freunden. Darauf bezieht sich die Redewendung “sich / jemandem die Hand geben (Öffnet in neuem Fenster)“.
Quelle: depositphotos.com (Öffnet in neuem Fenster)
Auch zur Bekräftigung von Versprechen oder Besiegelung von Vereinbarungen wird er genutzt: Verträge dürfen laut Bürgerlichem Gesetzbuch (BGB) grundsätzlich auch per Handschlag bzw. mündlich geschlossen werden ("Hand drauf! (Öffnet in neuem Fenster)", "(jemandem) die / seine Hand drauf geben (Öffnet in neuem Fenster)").
Die Hand als Symbol für Verbundenheit, Versöhnung und Zusammenarbeit
Dieses Bildfeld hängt mit dem vorigen zusammen. Nach einer Theorie soll der Handschlag ja ursprünglich eine Geste des Friedens gewesen sein: Wer dem anderen die Hand gibt, zeigt damit, dass er keine Waffe trägt (Quelle (Öffnet in neuem Fenster)). Entsprechende Redewendungen sind “sich / einander die Hände / Hand reichen (Öffnet in neuem Fenster)“ und "seine Hand ausstrecken / reichen (Öffnet in neuem Fenster)".
Quelle: depositphotos.com (Öffnet in neuem Fenster)
Die ausgestreckte Hand kann aber auch die Bereitschaft signalisieren, dem anderen zu helfen (“Hand bieten (Öffnet in neuem Fenster)“, “jemandem die Hand reichen (Öffnet in neuem Fenster)“, “die Hände ausstrecken (Öffnet in neuem Fenster)“) oder umgekehrt: um Hilfe zu bitten (“die Hände ausstrecken (Öffnet in neuem Fenster)“) oder eine Hilfe anzunehmen (“die ausgestreckte Hand ergreifen (Öffnet in neuem Fenster)“).
Quelle: de.wikipedia.org (Öffnet in neuem Fenster)
Das Sinnbild wurde auch von der Staatspartei der DDR (1949-1990), der SED, propagandistisch genutzt: Die sich schüttelnden Hände im Emblem der Partei symbolisierte die (Zwangs-)vereinigung von Kommunisten und Sozialdemokraten, nachdem sie sich jahrzehntelang gegenseitig bekämpft und damit die Machtergreifung der Nazis 1933 begünstigt hatten.
Von dem Bereich zu trennen ist die Redewendung, die auf Liebesbeziehungen angewendet wird: “Händchen halten (Öffnet in neuem Fenster)“ tun meist nur Liebespaare, die auch “Hand in Hand (Öffnet in neuem Fenster)“ gehen können. Die Formel Hand in Hand kann allerdings mehrere Bedeutungen haben und neben dem Sich-an-den-Händen-fassen auch in den abstrakten Bedeutungen gemeinsam (“Hand in Hand (Öffnet in neuem Fenster)“), gute Zusammenarbeit (“Hand in Hand arbeiten (Öffnet in neuem Fenster)“) und gleichzeitig geschehen, sich ergänzen (“Hand in Hand (mit etwas) gehen (Öffnet in neuem Fenster)“) gebraucht werden.
So, das war es für heute.
In der nächsten und letzten Ausgabe dieser Kurzserie beschäftigen wir uns mit der Hand als Symbol für Besitz und Verfügbarkeit und als Symbol für Macht, Einfluss, Schutz und Kontrolle.
Euer Peter vom Redensarten-Index
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