Redensarten Nr. 4 - Wenn zwei linke Hände die Sache in die Hand nehmen
Liebe Redensarten-Freundinnen und Freunde,
willkommen zu meinem vierten Newsletter.
Heute beschäftigen wir uns einmal mit dem wichtigsten Werkzeug, das der menschliche Körper besitzt, nämlich mit der Hand.
Kaum ein Wort kommt so häufig in Redensarten vor: Mein Wörterbuch liefert sage und schreibe 202 Ergebnisse (Öffnet in neuem Fenster) bei der entsprechenden Suche!
Das ist auch kein Wunder, denn die Hand ist ja nicht nur bloßes Werkzeug bei der Verrichtung von allen möglichen manuellen Tätigkeiten, sondern steht auch symbolhaft für abstrakte Dinge, die oft durch Erweiterung und Verallgemeinerung von Tätigkeiten hervorgegangen sind, die mit der Hand verrichtet werden. Die wichtigsten und häufigsten möchte ich Euch im Folgenden vorstellen.
Eigentlich wollte ich das Thema in einem einzigen Newsletter abhandeln - es hat sich aber als so umfangreich erwiesen, dass ich das aufteilen werde. Im ersten Teil beschäftigen wir uns mit der naheliegendsten Symbolik:
Die Hand als Werkzeug und als Symbol für Handlung und Tätigkeit
Die Hand ist das zentrale Instrument bei der Ausübung aller möglichen Tätigkeiten. Die hiermit in Zusammenhang stehenden Redewendungen erklären sich oft von selbst.
Quelle: pexels.com (Öffnet in neuem Fenster)
So kann man bei der Verrichtung eine “geschickte (Öffnet in neuem Fenster)”, “glückliche (Öffnet in neuem Fenster)” oder “unglückliche (Öffnet in neuem Fenster)” Hand haben.
Eine Rolle spielt auch die sogenannte "Händigkeit" (mehr dazu (Öffnet in neuem Fenster)), das heißt, der bevorzugte Gebrauch einer Hand bei allen denkbaren Tätigkeiten. Bei den meisten Menschen ist es die rechte Hand, die geschickter ist als die linke und deshalb häufiger verwendet wird. Das drückt sich auch in Redensarten aus: Wer “zwei linke Hände (Öffnet in neuem Fenster)” hat, ist ungeschickt, und jemandes “rechte Hand (Öffnet in neuem Fenster)” ist der wichtigste Mitarbeiter, den der Chef oder leitende Angestellte hat.
Wenn dieser “freie Hand (Öffnet in neuem Fenster)” hat, dann hat er die Erlaubnis, bei einer bestimmten Aufgabe nach eigenem Ermessen zu handeln.
Auf manuelle Tätigkeit bezieht sich auch die Wendung “Hand anlegen (Öffnet in neuem Fenster)” (etwas mit den Händen tun, mithelfen), die jedoch auch einige Sonderbedeutungen aufweisen kann: Wer "letzte Hand anlegt (Öffnet in neuem Fenster)", vollendet eine Arbeit - wer dagegen “Hand an sich legt (Öffnet in neuem Fenster)” begeht Selbstmord, verletzt sich absichtlich oder masturbiert.
Wer freiwillig nichts tut, der ”legt die Hände in den Schoß (Öffnet in neuem Fenster)” und wer dagegen unfreiwillig nichts tun kann, dem sind “die Hände gebunden (Öffnet in neuem Fenster)”. Aktives Handeln drückt sich demgegenüber in der Redewendung “etwas selbst in die Hand nehmen (Öffnet in neuem Fenster)” aus. Gut, wenn ihm die Arbeit dabei “leicht von der Hand geht (Öffnet in neuem Fenster)”, gerade wenn er “alle Hände voll zu tun (Öffnet in neuem Fenster)” hat.
Kurz erwähnt seien dann noch Redensarten, die sich auf gemeinsames, gleichzeitiges Handeln beziehen: “Hand in Hand arbeiten (Öffnet in neuem Fenster)” oder “gehen (Öffnet in neuem Fenster)” und “jemandem zur oder an die Hand gehen (Öffnet in neuem Fenster)” (jemandem bei einer Arbeit helfen).
Dann gibt es noch “die linke Hand, die nicht weiß, was die rechte tut (Öffnet in neuem Fenster)”. Hier steht die Hand sinnbildlich für Personen oder Abteilungen innerhalb einer Organisation - eines Amtes oder eines Unternehmens etwa - die nur schlecht zusammenarbeiten und schlecht miteinander kommunizieren. Interessanterweise kommt die Wendung schon in der Bibel vor - allerdings in einer völlig anderen Bedeutung. Näheres erfahrt Ihr, wenn Ihr die Redensart aufruft.
Quelle: pixabay.com (Öffnet in neuem Fenster)
Als Letztes sei noch das Sprichwort "Eine Hand wäscht die andere (Öffnet in neuem Fenster)" erwähnt - ein schönes Sinnbild, finde ich, um gegenseitige Hilfe auszudrücken. Gleichzeitig spielt hier aber auch das Bildfeld der Sauberkeit (Anständigkeit, Unbescholtenheit) eine Rolle - und so bekommt das Sprichwort eine negative Nebenbedeutung: Sie kann nämlich auch Vetternwirtschaft und Korruption andeuten.
So, das wars für heute.
Im nächsten Newsletter beschäftigen wir uns mit der gestikulierenden Hand, dem Händedruck und der Hand als Symbol für Verbundenheit, Versöhnung und Zusammenarbeit.
Euer Peter vom Redensarten-Index
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