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Bergfest 06 | Bundessieger 2022 - Jugend forscht! - Kategorie Physik

Jason ist für drei Tage über Nacht weg. 

Das passierte außerhalb von Klassenfahrten in den letzten Jahren fast nie und selbst diese wurden zumeist von einer unterstützenden Begleitperson geschützt. Diesmal fährt er alleine aber mit Fotos seiner einzelnen Tagesoutfits, damit er weiß was er wann und in welcher Kombination anziehen sollte. Hat bisher an einem von zwei Tagen auch bestens geklappt.

Über seine Garderobe möchte er sich weiterhin keine Gedanken machen. Da wird die dringliche Post auch schon einmal in Unterhose zur Post gebracht, weil vormittags niemand daheim war, der ihm bei der Garderobe unterstützte, aber das ist jetzt alles egal. Es gibt in Lübeck keine Punkte für das Outfit.Er wäre auch im Trainingsanzug da hingefahren.

Knapp neben seiner Lieblingszahl startet er mit der Projektnummer 80  und darf endlich seine Forschungsarbeiten rund um das Thema Chaos beim diesjährigen Bundeswettbewerb "Jugend forscht in Lübeck präsentieren.  

Seine größten Sorgen rund um die drei Tage betreffen nicht den Inhalt seiner Präsentation oder die Fragen der Jury, sondern eben das Managen von Alltagsabweichungen, sowie längere Aufenthalte in schwer steuerbaren Umfeldern. 

Für sich zu Hause hat Jason seit Monaten ein strenges Corona Schutzkonzept entwickelt. Keine Schule in Präsenz seit letztem Oktober, maskenfrei nur im eigenen Zimmer und Kontaktreduktionen auf das absolute Minimum. Stadionbesuche, Lesungen, Festival oder Konzertbesuche sind da für ihn unter den aktuellen Corona-Rahmenbedingungen nicht möglich. Umso mehr freuen wir uns, dass er nach reiflicher Überlegung nun doch nach Lübeck fährt.

2016 begann er im Alter von zehn Jahren sich mit dem Chaos außerhalb unseres familiären Alltags zu beschäftigen. 2019 war für ihn altersbedingt nach dem Landeswettbewerb Schluss, 2020 und 2021 konnte er sich eine Teilnahme unter keiner Bedingung vorstellen. 

2022 wolle er das Thema "Jugend forscht" aber gerne mit einem Sieg beim Bundeswettbewerb beenden, denn mit dem Schreiben eines weiteren Buches wartet auf ihn das nächste große Projekt.  

Jasons Zielstrebigkeit ist insbesondere bei Wettbewerben oftmals eine Gratwanderung zwischen vollkommen erfüllender Freude bei der Aneignung von Wissen und der belastenden Verbissenheit alle Details zu berücksichtigen, denn das Wissen fliegt ihm nicht zu. Er schafft sich das ran. 

Anders kann ich es wirklich nicht bezeichnen, aber die Hartnäckigkeit, die Ausdauer und Geduld, die er dort in tausenden Arbeitsstunden in seine Forschungsarbeit gesteckt hat beeindruckt nicht nur mich zutiefst, sorgt aber auch in den eskalierenden Phasen rund um Abgabetermine oder konkrete Wettbewerbs-Präsentationen. Da kommst du halt nach Mitternacht nicht selten von der Arbeit und dein Sohn hängt im Videocall um sich für seine Präsentation Tipps für den finalen Feinschliff zu holen.

Das ist diesmal anders. Seine Präsentation ist seit einigen Tagen bereits fertig und die Sorgen vorheriger Wettbewerbe, dass die Jury vielleicht sein Projekt gar nicht im ganzen Umfang versteht, ist auf Bundesebene ausgeschlossen. Jason ist, was den Wettbewerb selbst angeht, sehr entspannt. 

Er hat für sich ganz persönlich längst entschieden, dass er mit diesem Projekt nur ein Sieger sein kann und wenn dies nicht bei Jugend forscht gewürdigt wird, dann eben zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort. Er hat da schon recht konkrete Vorstellungen für die Zukunf. 

Dieses Maß an Selbstsicherheit wirkt manchmal eingebildet, abgehoben oder arrogant, was ich sehr bedauere, da es nicht dem reelen Bild entspricht. 

Nein, Jasons Sorgen drehen sich eher darum ob sich tatsächlich alle an die Maskenpflicht halten, ober er Orte findet, wo er alleine (weil ohne Maske) Essen kann. Seine rein vegane Ernährung macht es ihm bezüglich der Verfügbarkeit zahlreicher Alternativen auch nicht immer einfach. Die für ihn aktuell noch schlechte Planbarkeit an welchen Veranstaltungen er vielleicht nicht teilnehmen kann, weil zu eng, zu voll, zu unsicher, macht ihm ebenfalls mehr zu schaffen. Eine Sorge er könnte inhaltlich patzen ist nicht existent. Er strotzt vor Selbstsicherheit, wenn er sich in seinem Wissens-Terrain aufhält. Das gibt im Sicherheit. 

Er ist da. Mit Anlauf und Ansage. Wir sollen keine Daumen drücken und vor allem soll ich meine Zweifel für mich behalten. Das mag er nicht, mochte es nie, dabei ging es mir immer nur um das Dämpfen der Erwartungshaltung, wenn er z.B. ganz selbstverständlich erwartete den Grimme Online Award nach Nominierung natürlich auch zu gewinnen. Man spürt dort selten Zufriedenheit mit einem Ist-Zustand. Diese Rastlosigkeit stengt an. Ihn aber sicherlich mehr als mich.

Ich bin ein wenig aufgeregt. Er nicht.

Jaaon: "Behalte deine Zweifel gerne für dich."

Zum Projektvorstellungsvideo: 

https://vimeo.com/710246401 (Öffnet in neuem Fenster)

Zum Livestream der Siegerehrung, 29.05.2022, 10:30 Uhr:

https://www.youtube.com/watch?v=KPDWqVzXJ-Y (Öffnet in neuem Fenster)

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