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PBN-News mit Wahl-Qual und Urlaub auf dem Gesundbrunnen-Center

Ihr Lieben.

Das vergangene Wochenende verbrachte ich im ländlichen Raum.

Das ist der Ort, an den man nach Ansicht mancher spätestens mit Eintreffen von Kindern zu ziehen hat, damit diese naturnah, an guter Luft und in maximaler Selbständigkeit aufwachsen können.

Vor Ort ist das Rauschen im Wald dann aber die benachbarte Autobahn und das freie Herumtollen endet am Gartenzaun, weil die Gehwege viel zu schmal und der Verkehr viel zu dicht für freilaufende Dreijährige sind. Was auch daran liegt, dass die örtlichen Kids die Wege zu Bäckerei und Kita gut angeschnallt auf dem Rücksitz des elterlichen SUV zurücklegen.

Landleben: Theoretisch geil. Doch die Realität ist hart herausfordernd.

Ganz Ähnliches lässt sich über die anstehende Bundestagswahl sagen. Zumindest ist das mein Eindruck aus vielen Gesprächen in den vergangenen Wochen.

Alle wollen wählen. Alle finden es wichtig. Keiner weiß, was. Und viele sind total desillusioniert, dass sich für sie persönlich, für die Gesellschaft etwas zum Besseren wenden könnte. Als Maximalziel gilt, rechtsradikale Faschisten möglichst klein zu halten.

Wie ernüchternd.

Seit Tagen schraube ich jetzt schon hinter den PBN-Kulissen an etwas, das eine gute Wahlberichterstattung darstellen könnte. Nach der Kurzvorstellung aller Kandidat:innen vor ein paar Wochen (Öffnet in neuem Fenster) wollte ich euch gerne ein Info-Paket schnüren, das euch weiterbringt in der Frage, welcher oder welchem der lokalen Direktkandidat:innen ihr eure Erststimme geben wollt.

Natürlich keine Wahlempfehlung. Aber zusätzliches Wissen, das weiterhilft, sich selbst eine Meinung zu bilden.

Weil die PBN so eine progressive Online-Zeitung sind, habe ich dafür meinen bewährten Sparringspartner Claude (Öffnet in neuem Fenster) eingespannt. Der ist in seinem Hauptberuf AI und kann nicht nur in Sekundenschnelle ganze Wahlprogramme und Kandidat:innen-Websites lesen, sondern diese auch strukturell analysieren, kritisch hinterfragen und einordnen, stets im Austausch mit mir.

So arbeite ich oft, und immer kommt ein interessanter Aspekt, ein ungewöhnlicher Dreh, eine tiefere Einsicht raus. Doch diesmal lautet das Ergebnis meiner intensiven Debatten mit Claude:

“Fast alle Kandidat:innen bleiben sehr eng an den Parteilinien, wiederholen die zentralen Punkte ihrer Bundesparteien und fügen wenig Eigenes hinzu. Selbst bei lokalen Themen wie der Wohnungskrise oder Verkehrsproblemen kommen meist die Standard-Parteipositionen.

Die Kandidat:innen verstehen sich primär als lokale Vertreter:innen ihrer Bundesparteien, nicht als eigenständige politische Akteure mit lokalem Profil.”

Sorry, Leute. 🤷‍♀️

Wie? Das war’s jetzt? Nee, nicht ganz. Zwei Sachen möchte ich euch gerne noch mitgeben:

Neue Gesichter

In beiden Prenzlauer Berger Wahlkreisen (zur Erinnerung: alles östlich der Prenzlauer Allee und südlich der Lehderstraße gehört zum Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost, der Rest zum Wahlkreis Pankow) treten die bisherigen, jeweils grünen Mandatsträger:innen nicht mehr an. Canan Bayram verzichtete aus eigenen Stücken wegen Unstimmigkeiten mit der eigenen Partei; Stefan Gelbhaar wurde nach Vorwürfen sexueller Belästigung von seinem Kreisverband nicht mehr aufgestellt.

Für die Nachfolge bewerben sich auch verhältnismäßig junge Kandidat:innen, darunter junge Mütter wie Julia Schneider (Grüne) oder Franziska Dezember (CDU). Viele haben politische Erfahrung, vorrangig auf Bezirks- und Landesebene. Die bundespolitische Prominenz ist in den einstigen Wahlkreisen von Hans-Christian Ströbele, Wolfgang Thierse und Stefan Liebig diesmal nicht am Start.

Ich möchte das gerne als Aufbruchstimmung lesen.

Vor allem in Pankow ist alles möglich.

Seit ein paar Wochen geistert die Vorhersage (Öffnet in neuem Fenster) durch die Medien, die AfD könne den derzeit noch Grünen Gelbhaar-Wahlkreis Pankow gewinnen. Dazu muss man wissen, dass es sich dabei um eine Schätzung (Öffnet in neuem Fenster) handelt, die auf im Zweifel nur 35 Interviews pro Wahlkreis beruht. Klassische Prognosen à la Sonntagsfrage werden auf Wahlkreisebene nicht erstellt.

Doch auch ich glaube, dass zwischen Grünen, SPD, CDU, Linken und ja, auch der AfD, das Rennen recht offen ist. Bei der Wiederholungswahl im vergangenen Jahr (Öffnet in neuem Fenster) lagen die Grünen zwar eindeutig vorne, die genannten anderen alle etwa gleichauf dahinter. Die Partei hat sich jedoch mit dem Fall Gelbhaar selbst massiv beschädigt.

Beeinflusst das die Wahlentscheidungen? Schwer zu sagen.

Strategisch Wählende stehen in jedem Fall vor einer großen Herausforderung.

“Die Programme spiegeln ein zutiefst verunsichertes Land wider.”

Das meinte Claude auf meine Frage, was die Wahlprogramme über Deutschland aussagten.

Er sieht aber auch Grund zur Hoffnung, weil Probleme wie Wohnen, steigende Alltagskosten, Klimawandel oder bröckelnde Infrastruktur erkannt worden seien und die Parteien sehr unterschiedliche Lösungsansätze dafür anböten:

  • Die einen wollen die Windkraft, die anderen die Atomenergie ausbauen.

  • Die einen gehen den Wohnungsmangel mit mehr Bauen, weniger Vorgaben, die anderen mit Deckeln und Bremsen für die Mieten an.

  • Die einen wollen durch Steuersenkungen die privaten Investitionen anschieben, die anderen die Schuldenbremse aufweichen und einen staatlichen Deutschlandfonds aufsetzen.

Und das wiederum bedeutet: Wir haben eine echte Wahl.

Um nochmal Claude zu zitieren:

“Basierend auf den Programmen in den Dokumenten würde ich sagen: Es gibt durchaus Grund für vorsichtigen Optimismus. Die Frage ist nur, ob die Politik diesmal auch liefert.”

Wissen

Kurz & Knackig

Machen

  • 14.02., 20 Uhr: Punk-Konzert zum Valentinstag im Roadrunner’s Paradise (mehr (Öffnet in neuem Fenster)).

  • 16.02.25, 11:00 Uhr: Diskussion mit sieben Direktkandidat:innen im Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg-Prenzlauer Berg Ost in der Kulturmarkthalle (mehr (Öffnet in neuem Fenster)).

  • 18.02., 19 Uhr: Diskussion mit fünf Direktkandidat:innen im Wahlkreis Pankow im Stadtteilzentrum Weißensee (mehr (Öffnet in neuem Fenster)).

  • Am 19.02, 20 Uhr zum ersten Mal, dann jeden dritten Mittwoch im Monat: Impro-Theater “Die Improvisionäre” im Maschinenhaus in der Kulturbrauerei (mehr (Öffnet in neuem Fenster)).

  • Bis 21.02.: Wenn’s um Gentrifizierung in Berlin geht, ist Prenzlauer Berg immer mit dabei: “Wohnst du noch? Reportagen über Verdrängung” in der Fotogalerie Friedrichshain (mehr (Öffnet in neuem Fenster)).

Das war’s für heute.

Über Feedback, Fragen und Anmerkungen freue ich mich unter redaktion@prenzlauerberg-nachrichten.de (Öffnet in neuem Fenster) oder direkt in unseren

Liebe Grüße und auf bald,

Juliane von den Prenzlauer Berg Nachrichten

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