„Das liebe Brod“ von 1854
Die 1815 geborene und schon mit 33 Jahren pensionierte Lehrerin Isabella Braun (Öffnet in neuem Fenster) machte sich einen Namen als Jugendschriftstellerin. Sechs Jahre nach ihrer Pensionierung veröffentlichte sie im Scheitlin-Verlag Stuttgart ein Buch über „Das liebe Brod“, in dem sie den Werdegang des Brotes vom Samenkorn bis zum Bäcker nachempfindet.
Wunderbare Zeichnungen von Ferdinand Rothbart (Öffnet in neuem Fenster) erwecken die Texte zum Leben. Besonders beeindruckend ist der aus jeder Zeile heraustropfende Dank für das Brot, für eine gute Ernte. Wenn man bedenkt, wie wenig man eigentlich wirklich zum Leben braucht und in welchem Überfluss wir leben, macht das Gedicht auch nachdenklich. Denn in vielen Gegenden der Welt ist heute immer noch oder erneut selbst ein einfaches Brot Luxus.
Da das Werk inzwischen gemeinfrei ist, möchte ich meine Leserinnen und Leser gern an diesen 170 Jahre alten Gedanken zum Brot teilhaben lassen.
Du liebes Brod! ob rauh, ob zart,
Was bist du für ein herrlich Gut!
In dir sich täglich offenbart
Was Gottes Huld dem Menschen thut.
Wie bist du doch so werth und lieb
Jedwedem in dem Erdenthal!
„O Gott! das täglich Brod uns gib!“
Fleht ja die Lippe tausendmal.
Das Kindlein auf dem Mutterarm
Streckt schon nach dir die Händchen aus;
Die armen Waisen voller Harm,
Sie suchen dich von Haus zu Haus;
Der Bettler grüßt das rauhe Stück
Mit frommem Wort: „Vergelt es Gott!“
O, liebes Brod! du bist ein Glück,
Und für den Frevler nur ein Spott.
Wie eilt nach Haus der Vater nicht,
Da nun sein Tagewerk gethan!
Wenn seine Hand das Stücklein bricht,
Wie labt und stärkt er sich daran;
Und schickt den Dankesblick empor
Zu Gott, von dem der Segen fließt,
Der aus dem offnen Himmelsthor
Den Sonnenstrahl und Regen gießt.
Der liebend auf die Fluren schaut,
Wenn sich empor das Hälmchen streckt;
Der jeden Morgen sie bethaut,
Mit seiner Huld sie schirmt und deckt;
Und seinen Engel sendet aus,
Damit er halte treue Wacht,
Im weiten, großen Schöpfungshaus,
Bei Morgenroth, bei Tag und Nacht.
Und alle guten Kinder auch,
Sie thun, als wie der Vater thut:
Sie danken Gott nach altem Brauch
Für solch ein theures, werthes Gut.
Auch dieses kleine Bilderbuch
Sey solchem Danke angereiht,
Ein jeder Vers, ein jeder Spruch
Dem guten, lieben Brod geweiht.
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