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Liebe Kolleg:innen,

in unserem vergangenen Call hat die Klimapsychologin Lea Dohm etwas erzählt, das mich seitdem fast täglich beschäftigt.

Sie sagte, dass die Psychologie Menschen grob in zwei Gruppen unterteilt:

Eine sei vor allem darauf bedacht, Schaden abzuwenden. Ihr gehören all jene an, die lieber einmal zu viel gucken, ob die Haustüre abgeschlossen ist, die immer einen Plan B haben und der Zukunft eher skeptisch gegenüberstehen – Leute, von denen man, wenn man sagt: „Hey, wird schon alles gut werden“ ein Stirnrunzeln bekommt.

Die andere Gruppe ist das Gegenteil: Optimistisch, ein bisschen chaotisch, dafür aber kreativ und Neuem gegenüber aufgeschlossen. Das sind die, die gelangweilt sind vom Kleinklein des Alltags, aber begeistert von allem, was die Zukunft so bringen könnte, und sich mit all ihrer Energie auf etwas stürzen, sobald sie Feuer gefangen haben.

In der Psychologie nennt man dieses Phänomen "Prevention vs. Promotion-Foku (Öffnet in neuem Fenster)s", und Dohm meinte, dass die zweite Gruppe tendenziell größer ist, als die erste.

Ich glaube, für uns Klimajournalist:innen bedeutet das, dass wir einen großen Teil der Bevölkerung kaum ansprechen mit unserer klassischen journalistischen Fixierung auf Negativnachrichten. Dürren, Waldbrände, Überschwemmungen, steigende Preise, Jobverlust, Tote – auf diese Untergangsszenarien springen die Stirnrunzler an, während die anderen abschalten.

Angesichts der riesigen Transformation, die unsere Gesellschaft in kürzester Zeit stemmen muss, bedeutet das vielleicht, dass wir Klimajournalist:innen umdenken müssen.

Überspitzt bedeutet es vielleicht:

Doom is dead.

Ob die These hält, und was die Alternative wäre, darüber sprechen wir in unserem nächsten Call mit Ellen Heinrichs und Alex Sängerlaub.

Die beiden haben kürzlich das Bonn Institute (Öffnet in neuem Fenster) gegründet, das sich dem konstruktiven Journalismus verschrieben hat und an sich schon ein spannendes Experiment ist.

Zu den Unterstützer:innen gehören RTL, Deutsche Welle, die Rheinische Post und dazu journalistische Vorbilder wie Jay Rosen, Susanne Amann, Wolfgang Blau.

Datum: 1. September

Uhrzeit: 19.00 Uhr

Zoom-Link (Öffnet in neuem Fenster)

Liebe Grüße

Raphael Thelen

fürs Kernteam Netzwerk Klimajournalismus Deutschland

P.S. Wir sind ein bisschen stolz und ein bisschen aufgeregt, denn wir können verkünden: Bei der diesjährigen Netzwerk Recherche-Jahreskonferenz gibt es zum ersten mal einen ganzen Track zu Klimajournalismus (Öffnet in neuem Fenster)!