MCP Der Literatur-Newsletter #2 September 2021
Liebe Leser*innen,
ich freue mich sehr, dass ihr wieder hier seid und natürlich darüber, wenn ihr hier neu hinzugekommen seid. So oder so: Herzlich willkommen! Wie schön, dass wir nun mit diesem monatlichen Literatur-Newsletter gemeinsam den September beschließen. Mein Ziel ist es, dass er euch immer am letzten Sonntag des Monats erreicht – so, jetzt hab ich es gesagt, jetzt muss ich mich dran halten. Das hilft doch beim Pläne machen. Doch nun will ich mit euch Rückschau halten auf einen Monat, der zumindest für mich voller guter, besonders außergewöhnlicher Bücher war.
Ein Buch, das so intensiv ist, dass es mir fast den Boden unter den Füßen weggezogen hat, ein Buch, nach dem ich drei Tage lang absolut nichts Neues lesen konnte, muss und wird den Anfang dieses Newsletters machen: Naja Marie Aidts „Carls Buch“, aus dem Dänischen übersetzt von der wunderbaren Ursel Allenstein, erschienen bei Luchterhand (Öffnet in neuem Fenster).
Liebling des Monats
Es gab in diesem Jahr eine besonders auffällige literarische Auseinandersetzung mit dem Sterben und mit dem Tod. Zwei Beispiele:
Von Gabriele von Arnim erschien bereits im Frühjahr „Das Leben ist ein vorübergehender Zustand“ im Rowohlt Verlag (Öffnet in neuem Fenster). Berührend und ermutigend hat sie darüber geschrieben, wie der Mann, den sie gerade zu verlassen im Begriff war, einen Schlaganfall erleidet und sie nun, statt eines Bekenntnisses zu sich selbst und zu den eigenen Bedürfnissen, für die folgenden zehn Jahre, bis zu seinem Tod, seine Pflege übernimmt. Sie schreibt darüber, wie sie angesichts dieser Herausforderung, sich selbst und ihn neu erkennt und auch die Liebe neu erkennt. Ein Buch voller Verzweiflung und voller Witz – und voller Anmut. Christian Dittloff beschreibt in „Niemehrzeit. Das Jahr des Abschieds von meinen Eltern“, im Sommer im Berlin Verlag (Öffnet in neuem Fenster) erschienen, was der Untertitel so konkret benennt: Mit gerade mal Mitte Dreißig muss er innerhalb weniger Monate die Tode seiner Eltern verstehen, verwalten, verkraften. Sein literarischer Bericht dieses Trauerjahrs, sein Blick auf sein Schreiben und sein Lesen in dieser Niemehrzeit haben mich tief beeindruckt.
Naja Marie Aidt hat in „Carls Buch“ nun über das geschrieben, was in diesem Verlustreigen noch nicht angetastet wurde: Den Partner oder die Eltern zu verlieren ist schlimm. Gänzlich unvorstellbar hingegen ist wohl der Tod des Kindes. Naja Marie Aidt ist eine dänische Schriftstellerin und Dichterin. Sie wurde auf Grönland geboren und lebt heute in Brooklyn. Sie hat vier Söhne. Carl ist Mitte Zwanzig, als er sich 2015 auf einem Drogentrip aus dem Fenster stürzt. Von dem, was eigentlich nicht erzählbar ist, handelt dieses Buch. Ich habe selten etwas gelesen, was so übergriffig auf die Leser*innen wirkt, was im Wortsinn wirklich so aus den Seiten herausgreift. Dieses Memoir ist auch in seiner Tyografie jenseits dessen, was einfach fassbar ist. Detaillierte Berichte, sich stetig Wiederholendes, Verse, Tagebucheinträge, Beschwörendes, Kursives, dazwischen luftige Fragmente, lose Gedanken, weit gesetzte Erinnerungen, zusammenhängende Überlegungen, Sätze, die in der Luft hängen bleiben, Gedichte, fett Gedrucktes, das sich liest, als würden sich Worte einbrennen, Variationen von Schriftart- und Größe, manche so klein, dass sie kaum lesbar scheinen, Verschwindendes, all das beinhaltet dieses schmale Buch. Und doch ist dieses Memoir ein Kunstwerk im Ganzen, etwas an dessen Vollständigkeit kein Zweifel besteht. Dieses Buch zeigt eine Mutter, eine Autorin, die ihre Worte erst wieder finden muss, der die Luft und die Sprache wegbleiben, die überhaupt ganz neue Wege finden muss, um von dem zu erzählen, was man nicht erzählen will und doch um jeden Preis muss. Isabel Allende hat diesen Verlust 1994 in „Paula“ (dt. von Lieselotte Kolanoske bei Suhrkamp (Öffnet in neuem Fenster)) beschrieben und Joan Didion 2011 in „Blue Nights“, die Taschenbuchausgabe in der grandiosen Übersetzung von Antje Rávik Strubel ist als „Blaue Stunden“ bei Ullstein (Öffnet in neuem Fenster) erschienen. Melanie Garanin hat in dem Comic „NILS: Von Tod uns Wut. Und von Mut“ (bei Carlsen (Öffnet in neuem Fenster)) im letzten Jahr davon erzählt und gezeichnet, wie es ist, den Tod des Kindes zu begleiten. Naja Marie Aidt hat nun sprachliche Mittel benutzt und Grenzen verschoben, wie ich es so noch nie gelesen habe. „Hat der Tod dir etwas genommen, dann gib es zurück“ lautet der Untertitel von „Carls Buch“. Er ist einem Gedicht entliehen, das sich auch im Buch wiederfindet. Es ist nicht genug zu bewundern und zu preisen (im Sinne von: mit Preisen auszuzeichnen!), wie sicher und treffend Ursel Allenstein dieses Buch, diesen unvergleichlich intensiven Text ins Deutsche übertragen hat, der so unmittelbar wirkt und ganz direkt, der fast unerträglich zu lesen und trotzdem oder gerade deshalb so ein unfassbar großes Geschenk ist.
Nach diesem Einstieg ist es zugegeben schwierig, theamtisch an etwas anderes anzuknüpfen, aber da Trauer ein ähnlich existenzielles Gefühl ist wie Wut, könnten wir hier vielleicht Anschluss finden. Mit beiden Gefühlen wissen wir oft nicht umzugehen, bei uns nicht und bei anderen auch nicht. Bücher über Trauer gibt es mittlerweile einige. Mir fällt erfreulicherweise auf, dass auch die Wut Einzug in die Regale hält, und zwar eine ganz besondere Wut.
Die Zeit scheint reif
... für Bücher über weibliche Wut. RosaMag (Öffnet in neuem Fenster)-Gründerin Ciani-Sophia Hoeder hat sich in „Wut und Böse“, das gerade bei hanserblau (Öffnet in neuem Fenster) erschienen ist, mit der Frage beschäftigt, warum weibliche Wut so einen verdammt (!) schlechten Ruf hat. Es ist erschreckend, wie kleinen Mädchen dieses wichtige und natürliche Gefühl geradezu reflexartig abtrainiert wird. Und auch als Erwachsene gibt es ja eher Punkte fürs Biszehnzählen, Runterregeln, Wegatmen und Harmonischsein. Dort nämlich, wo sich die Wut von Frauen und weiblich gelesenen Personen einen Durchbruch verschaffen konnte und vor allem, wo sie gegen alle Widerstände kollektiv wurde, hat sie Popkultur und Politik geprägt. Es ist höchste Zeit, diese Wut als Möglichkeit zu feiern und zu überlegen, was wir persönlich und gesellschaftlich als wütende Frauen verändern können.
Falls wir schon verlernt haben zu wüten, kann uns ganz bestimmt die Heldin im neuen Bilderbuch von Britta Teckentrup als Beipiel dienen: In „Wütend“, beim Prestel Verlag (Öffnet in neuem Fenster) erschienen, zeugen kurze Reime und kraftvolle Bilder in Rot und Schwarz von der Stärke der Wut und machen Mut, dieses brodelnde, donnernde Gefühl anzunehmen.
Passend dazu verspricht die Neuigkeit der vergangenen Woche, dass wir noch viel literarischen Stoff bekommen werden, um uns mit diesem Thema zu beschäftigen. Mareike Fallwickl (Öffnet in neuem Fenster) hat gerade ihren nächsten Roman angekündigt: „Die Wut, die bleibt“ erscheint im Frühjahr bei Rowohlt und ich bin nach ersten Andeutungen der Autorin bei Instagram jetzt schon äußerst gespannt.
Viel früher jedoch, nämlich schon im nahenden Oktober, gibt es Grund zur Freude über große Neuigkeiten, wir werfen einen Blick auf ...
Verlage
„aki“ bedeutet auf japanisch hell, funkelnd, aber auch Herbst. Und mitten im goldenen Oktober erscheint nun das erste Programm des aki-Verlages (Öffnet in neuem Fenster), herausgegeben von der großartig umsichtigen und aufregend suchenden Ann Kathrin Doerig, die für mich längst ein Garant ist für literarische Schätze und für Buchentdeckungen, die ich auf jeden Fall lesen will. Mit fünf spannenden Titeln geht ihr Programm unter dem Dach des Schweizer Kampa-Verlages in gut zwei Wochen an den Start. In dieser ersten Auswahl widmet sich aki fünf Frauenleben. Die Cover der fünf Autorinnen sind von fünf Künstlerinnen gestaltet worden. Ein Blick in die Vorschau zeigt: Auch die Übersetzungen und Vorworte stammen hier allesamt von Frauen. Aber bereits im Ankündigungstext schreibt Ann Kathrin Doerig, dass der aki-Verlag keinen programmatischen Ausschluss hat, sondern eben die Bücher verlegt, die sie selbst interessieren und die ihr Leben beschenkt haben. Und ich glaube ihr das aufs Wort und weiß jetzt schon: Ich will sie alle! Es erscheinen: „Und was ich dir noch erzählen wollte“ von Dorothy Gallagher, in der Übersetzung von Monika Baark und mit einem Cover von Lina Scheynius. „Landschaft verschluckt“ von Deborah Levy, in der Übersetzung von Marion Hertle, mit einem Vorwort von Verena Lueken und einem Cover von Nicole Mangiola. „Mein Bruder“ von Jamaica Kincaid, in der Übersetzung von Sabine Herting, mit einem Vorwort von Jackie Thomae und einem Cover von Cassi Namoda. „Ein strahlendes Licht“ von Audre Lorde, in der Übersetzung von Eva Bonné, Marion Kraft, Mirjam Nuenning und Pasquale Virginie Rotter, mit einem Vorwort von Alexis Pauline Gumbs, einem Nachwort von Cheryl Clarke und Dagmar Schultz und einem Cover von JEB. Und der Gedichtband „Erden“ von Dóri Varga, in einer zweisprachigen Ausgabe, aus dem amerikanischen Englisch von Ivna Žic und mit einem Cover von Annelies Štrba. Ich bin voller funkelnder Vorfreude auf dieses erste Programm.
Nach so viel (Vor)Freude habe ich auch kein schlechtes Gewissen, wenn ich in meiner neuen heimlichen Lieblingsrubrik zugeben muss, dass ich diesmal ein bisschen rumprobieren musste, bevor mich ein Hörbuch dann vollends überzeugen konnte. Auf den Ohren hatte ich erst die Autorinnenlesung von Eva Menasses „Dunkelblum“ und die von Franziska Grün gelesene Fassung von Raven Leilanis „Hitze“ (übersetzt von Sophie Zeitz). Beide Hörbuchfassungen haben für mich nicht funktioniert. Das nur als kurze Einordnung, weil man ja auch mal über Dinge sprechen muss, die als Versuche enden.
Literatur – liebend gern gehört
... habe ich dann aber einen Roman, der gerade ohnehin überall lobend erwähnt wird: „Die Anomalie“ von Hervé Le Tellier, übersetzt von Romy und Jürgen Ritte, wurde wirklich genial eingelesen von Camill Jammal für Argon (Öffnet in neuem Fenster). Die Geschichte um einen Flug von Paris nach New York, der einmal im März und einmal im Juni dieses Jahres landet, ist so spritzig erzählt, so detailverliebt und trotzdem kurzweilig, so voller absurder Komik und kluger Ideen, dass ich die Kopfhörer gar nicht mehr weglegen wollte. Mal schauen, welches Hörbuch diesem Knaller im Oktober nachfolgen kann.
Apropos Hörbuch im Oktober:
Bei uns zu Hause waren Hörbücher ja bisher (!) vor allem ein Medium der Kinder. Die archäologischen Abenteuer von Fred, der Spannendes erlebt bei den skythischen Reiternomaden, in Ägypten, bei den Wikingern, im alten Rom oder bei den Maya, begleiten unsere Kinder seit vielen Jahren und sind auf langen Autofahrten selbst für uns Erwachsene immer eine unterhaltsame Freude. Erfunden wurden die Abenteuer von der Kunst- und Kommunikationswissenschaftlerin Birge Tetzner, die sie gemeinsam mit dem Sounddesigner und Komponisten Rupert Schellenberger in ihrem Verlag ultramar media (Öffnet in neuem Fenster) als gut recherchierte und kunstvoll umgesetzte Hörspiele inszeniert. Ideal für den nahenden Herbst ist jenseits der Fred-Reihe nun auch das Buch „Halloween – Von Geistern, Vampiren und anderen Spukgestalten“ als Hörbuch erschienen. Hier zuhause ist die Faszination fürs Gruseln in der jüngeren Generation groß und ich freue mich, dass es als Buch und CD einen hintergründigen und kundigen Blick auf die weltweiten Einflüsse und Rituale jenseits von ‚Süßes oder Saures‘ gibt.
Wo ich gern war im ...
... September wäre hier als Rubrik eine absolute Untertreibung. Wo ich am liebsten war im September, würde es eher treffen und wäre leicht zu beantworten: Es war die Buchpremiere zu „Allein“ von Daniel Schreiber, gerade erschienen bei Hanser Berlin (Öffnet in neuem Fenster), die zu moderieren ich die große Freude hatte. Allein für die Vorbereitungen nochmal intensiv in die klugen Gedanken seiner nun drei Essaybände eintauchen zu dürfen, war ein Privileg. Und die Premiere selbst war ein Abend, der als großes Glück in meiner Erinnerung präsent bleibt. Überhaupt, dass Veranstaltungen mit anwesendem Publikum wieder möglich sind, ist so ein Erlebnis. Manchmal werde ich gefragt, wie ich all meine Projekte schaffe: Solche Abende sind purer Treibstoff. Daniel zuzuhören ist eine wunderbare Inspiration. Und so viele Menschen in dieser Begeisterung vereint zu sehen ist beflügelnd. Auf dem Foto neben uns seht ihr die wunderbare Schriftstellerin und Übersetzerin Isabel Bogdan (Öffnet in neuem Fenster). Wie gut solche Wiedersehen tun! Wir haben die Veranstaltung auf dem Instagramkanal (Öffnet in neuem Fenster) von ocelot gestreamt und gespeichert. Ihr könnt sie hier (Öffnet in neuem Fenster) nachschauen.
Und all die schönen Sätze
... stammen in diesem Monat von Sonja Finck, die „Das Ereignis“ von Annie Ernaux bei Suhrkamp (Öffnet in neuem Fenster) aus dem Französischen übersetzt hat. In diesem Text aus dem Jahr 2000 beschreibt die große französische Schriftstellerin, wie sie in den Sechziger Jahren als junge Studentin schwanger wird und sich gegen die unfassbaren Widerstände dieser Zeit für eine Abtreibung entscheidet.
„In der Liebe und der Lust hatte ich nicht das Gefühl, mein Körper unterscheide sich grundsätzlich von dem eines Mannes.“
Seite 18
„Wenn ich diese Erfahrung nicht im Detail erzähle, trage ich dazu bei, die Lebenswirklichkeit von Frauen zu verschleiern und mache mich zur Komplizin der männlichen Herrschaft über die Welt.“
Seite 48
„In jenem Moment habe ich meine Mutter in mir getötet.“
Seite 69
„Und das wahre Ziel meines Lebens ist vielleicht einfach dies: dass mein Körper, meine Gefühle und meine Gedanken zu etwas Geschriebenem werden, zu etwas Verständlichem und Allgemeinem also, dass meine Existenz vollkommen im Kopf und im Leben der anderen aufgeht.“
Seite 101
Zum International Safe Abortion Day (Öffnet in neuem Fenster) am 28. September drängt erst recht noch einmal ins Bewusstsein, warum Abtreibungen weltweit legal und sicher und von allen Frauen selbstbestimmt zugänglich sein müssen und hierzulande §218 endlich abgeschafft gehört.
Die deutsche Stimme von Annie Ernaux begegnet uns auch nochmal in der Rubrik:
Neu- oder erstmals übersetzt
... in der ich einen Blick auf Klassiker aus anderen Sprachen werfen will. Gemeinsam mit Anabelle Assaf hat Sonja Finck nun für den Aufbau Verlag (Öffnet in neuem Fenster) erstmals „Gebrauchtes Glück“ von Gabrielle Roy aus dem Französischen (Québec) übersetzt. In einem erkenntnisreichen Vorwort legen die beiden Übersetzerinnen dar, welche Rolle Gabrielle Roy (1909–1983) in der feministischen Literatur Kanadas spielt: Nicht nur war sie als eine der ersten Autorinnen so erfolgreich, dass sie von ihrem Schreiben leben konnte, sie war auch die erste frankokanadische Autorin, die in diesem 1945 erschienenen Roman den Ton der Arbeiterklasse in Dialogen wiedergab. Unerhört bis dahin. Die Geschichte der jungen Florentine und ihrem Sehnen nach Glück im prekären Milleu der Vierziger Jahre ist eine wunderbare Möglichkeit, um sich auf Klassikerpfaden dem Gastland der Frankfurter Buchmesse zu nähern, das auch in diesem Jahr noch einmal Kanada (Öffnet in neuem Fenster) sein wird. (Für die folgenden Jahre stehen Spanien, Slowenien und Italien als Ehrengäste auf dem Programm für Frankfurt. In Leipzig begegnen wir 2022 Portugal und weiterhin der Schwerpunktregion Südosteuopa, für 2023 ist dort Österreich als Gastland geplant.)
Doch wir bleiben aber noch ein wenig in Québec und auch schwenken hier nochmal zur zeitgenössischen Literatur. Der Debütroman von Mireille Gagné „Häsin in der Grube“, aus dem kanadischen Französisch übersetzt von Birgit Leib ist:
Die buchgewordene Überraschung
... im September für mich.
Im Wagenbach Verlag (Öffnet in neuem Fenster) ist die Geschichte um Diane erschienen, die sich soeben ein Häsinnen-Genom hat einsetzen lassen. Mit den Fähigkeiten der (einer indigenen Fabel entliehenen) Schneeschuhasen, die kaum Schlaf benötigen, aus dem Stand drei Meter springen und unfassbar schnell rennen können, will Diane in der leistungsorientierten Gesellschaft unserer Zeit besser bestehen. Während ihrer allmählichen Verhasung kehrt sie in Gedanken immer wieder auf die unberührte Insel ihrer Kindheit zurück, auf der die Tage ruhig und scheinbar endlos dahinflossen, bis Dianes Freund Eugène verschwindet. Diese Geschichte ist absurd in ihrer Komik, treffend in ihrer Kritik, zart in ihren Zwischentönen und ein höchst originelles Lesevergnügen.
Termine im Oktober
translationale Berlin
Gleich Anfang des Monats vom 1. bis 3. Oktober findet erstmals die translationale Berlin (Öffnet in neuem Fenster) statt, ein Festival für Literaturübersetzung. Die bundesweite Vereinigung von Literaturübersetzer:innen Weltlesebühne e. V. und das TOLEDO-Programm des Deutschen Übersetzerfonds laden internationale Übersetzer*innen, Autor*innen, Künstler*innen und Wissenschaftler*innen ins Collegium Hungaricum in Berlin, um in zahlreichen Veranstaltungen die literarische Übersetzung als künstlerische, kulturelle und soziale Praxis in den Fokus zu rücken. Ausgewählte Programmpunkte werden auch gestreamt. Und eine Buchhändlerin ist auf jeden Fall auch schon mal dabei (Öffnet in neuem Fenster). Am Festivalsonntag um 17 Uhr darf ich mitdiskutieren bei:
Wie gut ist eine Übersetzung? (Debatte und Slam) (Öffnet in neuem Fenster)
Aus der Ankündigung: Literatur lesen heißt oft: übersetzte Literatur lesen. Dann gefällt einem die Lektüre – oder auch weniger. Doch woran liegt das? Gibt es Argumente oder ist alles nur Geschmackssache? Wie beurteilt man Übersetzungskunst? Debatte und spielerische Anwendung in einem Slam mit vielen Gewinner:innen.
Mit: Albrecht Buschmann, Sieglinde Geisel, Maria-Christina Piwowarski, Olga Radetzkaja. Moderation: Frank Heibert
Das gesamte Festival ist eine unfassbar spannende Angelegenheit. Übersetzer*innen und ihrer Arbeit mehr Sichtbarkeit zu verschaffen ist mir schon seit vielen Jahren ein großes Anliegen und ich freue mich darauf, viel zu lernen und mit so wunderbaren Menschen über ein Thema zu diskutierten, das mir so am Herzen liegt.
Schaut euch bitte auf der Website die anderen Programmpunkte der translationale an und streamt bitte, was das Zeug hält: Dieses Festival verdient alle Aufmerksamkeit.
Zusatz: Am 30.9. findet übrigens der jährliche Hieronymustag, der Internationale Übersetzer*innentag statt. Im ocelot feiern wir dies seit Jahren mit einem Programm, das die wunderbare Übersetzerin (Freundin des Hauses und große Inspirationsquelle) Claudia Hamm für uns kuratiert. Immer ist sie dafür mit Übersetzerinnen im Gespäch, die von ihren Arbeiten an Titeln aus dem aktuellen Buchmessegastland erzählen. Nachdem im letzten Jahr das französischsprachige Kanada mit Annie Ernaux und Frank Heibert zu Gast war, spricht Claudia Hamm nun mit Marie Luise Knott, die aus dem Englischen übersetzt und zwar unter anderem die Kanadierin Anne Carson. (Bonus: Anne Carson die nicht nur bei mir jedes Jahr wieder ein heißer Tipp für den Literaturnobelpreis ist. Jamaica Kincaid wäre eine weitere, aber das ist vielleicht ein Thema für ein andermal.)
Autorinnengespräche auf Instagram
Am 20. und am 22. Oktober werde ich mich abends auf Instagram (Öffnet in neuem Fenster) jeweils im Livestrem mit zwei großartigen, klugen und inspirierenden Dichterinnen, Autorinnen, Übersetzerinnen und Denkerinnen unterhalten dürfen. Beide werden in diesem Monat im geschätzten Verlagshaus Berlin (Öffnet in neuem Fenster) in der Edition Poeticon Essaybände veröffentlichen: Odile Kennel (Öffnet in neuem Fenster) und Lea Schneider (Öffnet in neuem Fenster) schrieben für diese spannende Reihe zu den Themen „Lust“ und „Scham“. Wir planen gemeinsam mit dem Verlag einen umfassenderen Blick in diese beiden Arbeiten. Weitere Details dazu gibt es bald auf Instagram (Öffnet in neuem Fenster), aber haltet euch diese Abende doch gern schon mal frei. Ich würde mich sehr freuen, wenn sich viele Querverbindungen ergeben, wenn ihr eure Gedanken dazu mit uns teilt und wir gemeinsam diese beiden Themen aus dem Verborgenen in den Austausch holen.
Workshop für Kolleg*innen der Buchbranche
Für den Börsenverein des Deutschen Buchhandels (Öffnet in neuem Fenster) darf ich am Nachmittag des 26. Oktober hier in Berlin ein Seminar zu Bookstagram geben und freue mich schon darauf, ganz viele Kolleg*innen zu treffen und von der Community auf Instagram zu begeistern.
Aus der Ankündigung: Instagram ist Feuilleton, Lesekreis und Schaufenster in einem. Doch wie tritt man dort auf? Wo ist das richtige Maß zwischen persönlich und professionell, wie werden Gedanken über Bücher zu Beiträgen, Stories, Live-Talks, Reels und Highlights? Im Seminar geht es um die konkreten Möglichkeiten, die Instagram bietet, um technische Schwierigkeiten, Praxistipps und vor allem darum, die Angst vor der Plattform zu nehmen und zu einem authentischen, positiven und handhabbaren Umgang mit Instagram zu ermutigen und zum Ausprobieren zu motivieren. Hier (Öffnet in neuem Fenster) gibt es mehr Informationen und eine Möglichkeit zur Anmeldung.
Mein Vorbild für solche Veranstaltungen ist übrigens immer die wunderbare Sarah Reul (Öffnet in neuem Fenster): Sarah hat Social Media im Buchhandel (Öffnet in neuem Fenster) schon cool gemacht, da hab ich noch nicht mal gewusst, was ein Hashtag ist. Sie ist ohnehin eine Inspiration und wunderbare Seele in dieser Branche und eine gefühlt nahe Kollegin, so viele Kilometer auch zwischen uns liegen.
Letzte Lektüren Podcast (Öffnet in neuem Fenster) mit Ludwig Lohmann (Öffnet in neuem Fenster)
Am 28. Oktober um 20:30 Uhr könnt ihr bei blauschwarzberlin (Öffnet in neuem Fenster) die Entstehung der 33. Folge unseres Literaturpodcats Letzte Lektüren im Livestream auf Instagram miterleben. Über welche Bücher mein wunderbarer Kollege Ludwig Lohmann (Öffnet in neuem Fenster) und ich dann wohl an Grauburgunder sprechen werden?
Bis dahin, hört doch gern nochmal in den Podcast Folge 32 (Öffnet in neuem Fenster) rein! Oder schaut das IGTV (Öffnet in neuem Fenster) davon auf Instagram nach.
Und eine kleine Erinnerung für den letzten Livestream in diesem Monat:
Am Mittwoch, dem 29. September um 20 Uhr treffe ich mich mit Frank Berzbach zum buchbegeisterten Gespräch auf Instagram, um über sein neues Werk zu sprechen, in dem es um ganz viel Literatur geht: „Die Kunst zu lesen“ erscheint einen Tag später bei Eichborn (Öffnet in neuem Fenster).
Vorfreude auf den Oktober
... gibt es auch in Bezug auf die erwarteten Neuerscheinungen. Hier eine spontane Auswahl von Büchern, auf die ich besonders gespannt bin:
Am 10.10. erscheint „Ein von Schatten begrenzter Raum“ von Emine Sevgi Özdamar bei Suhrkamp (Öffnet in neuem Fenster).
Am 12.10. erscheint in der Übersetzung aus dem Schwedischen von Stefan Pluschkat und Karl-Ludwig Wetzig „Gesammelte Werke“ von Lydia Sandrgen im mare Verlag (Öffnet in neuem Fenster).
Am 20.10. erscheint „Das Archiv der Träume“ von Carmen Maria Machado, für den Tropen Verlag (Öffnet in neuem Fenster) aus dem Englischen von Anna-Nina Kroll.
Liebe Leser*innen, herzlichen Dank für die Aufmerksamkeit und das Interesse. Wenn euch der Newsletter eine gut verbrachte Zeit war, freue ich mich, wenn ihr ihn weiterempfehlt. Feedback freut mich sowieso immer. Das ist ja auch beim zweiten Mal alles noch sehr neu hier. (Und ich glaube, er war auch noch ganz schön lang dieses Mal, oder?)
An dieser Stelle lesen wir uns versprochenerweise am letzten Oktobersonntag wieder. Zwischendurch könnt ihr mich gern bei Instagram (Öffnet in neuem Fenster) besuchen oder meine Texte (hinter der Paywall, weil es bei all der Literaturliebe auch einfach eine Menge Arbeit ist) auf Steady (Öffnet in neuem Fenster) finden. Dort habe ich zuletzt über Literaturjurys und -preise (Öffnet in neuem Fenster) und Blurbs auf Buchrücken (Öffnet in neuem Fenster) nachgedacht.
Alles Liebe und ein gutes Lesen
Maria