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Groschenphilosophin: Vom Solo-Blog zum Magazin

Über 1.200 Mitglieder haben Groschenphilosophin insgesamt schon via Steady unterstützt. Jetzt wird aus dem Solo-Blog ein Magazin. Im Interview sprechen die neuen Groschenphilosophinnen über Blogs, Social Media und die Finanzierung von Medien.

Lea, Selina und Hannah (von links) unterstützen Bianca seit Dezember als neue Groschenphilosophinnen.

2014 gründete die Wahlberlinerin Bianca Jankovska den Kultur- und Medienblog groschenphilosophin (Öffnet in neuem Fenster) und schreibt dort seitdem mit einer gewaltigen Prise Ehrlichkeit über die soziopolitische Dimension von Social Media, Bürostuhlterror und Popkultur.

Seit 2018 bietet sie via Steady Mitgliedschaften (Öffnet in neuem Fenster) an. Über 1.200 Menschen haben  das Projekt seitdem unterstützt. Sponsoren gibt es fernab der Steady (Öffnet in neuem Fenster)-Mitgliedschaften keine. So kann das Magazin unabhängig bleiben.

2020 wurde das Projekt zum Kulturblog des Jahres bei den Goldenen Blogger Awards (Öffnet in neuem Fenster) ausgezeichnet. Jetzt geht Bianca den nächsten Schritt und baut ihren Solo-Blog zum medienwissenschaftliche Pop-Magazin aus, das ausschließlich von Frauen unter 35 geschrieben und gedacht wird.

Lea, Hannah und Selina von im Kontext, einer Plattform für Medienbildung, sind von nun an Teil von groschenphilosophin und führen die Arbeit gemeinsam mit Bianca fort.

„Was uns alle eint, ist das Interesse an der Medienwissenschaft – und eine bequeme Couch, von der aus wir uns Trends im Internet, TV und auf Streaming-Portalen widmen können“, sagt Bianca. „Wir alle beschäftigen uns miteinander, und unabhängig voneinander damit, wie subtile Botschaften in Medien gewoben, kommuniziert und verbreitet werden. Trotzdem hat jede von uns ihren eigenen Schwerpunkt, der sich im Laufe der nächsten drei Monate in Textform äußern wird.“

Bianca zeigt, wie wichtig es ist, eine treue Community aufzubauen, um sich nachhaltig finanzielle Unterstützung zu sichern. Fast 10.000 Menschen folgen groschenphilosophin auf Instagram (Öffnet in neuem Fenster). 📸: Melanie Ziggel Pictures

Im Interview erzählen die neuen Groschenphilosophinnen, was sich an dem Projekt jetzt ändern wird, warum sie auf das vermeintlich angestaubte Blog-Format setzen, wie Medenmacher:innen Social Media für sich nutzen können und ob Paywalls nötig sind, um sich zu finanzieren.

Liebe Lea, liebe Hannah, liebe Selina. Auf ihrem Blog groschenphilosophin hat Bianca sieben Jahre lang alleine gebloggt. Warum braucht es jetzt euch? Was wird sich ändern?

Wir denken: Je mehr Perspektiven, desto besser. Unser Fokus liegt eher auf wissenschaftlichen Erkenntnissen und nicht so sehr auf dem Persönlichen, auch wenn unsere Texte natürlich unsere Meinungen widerspiegeln. Unsere Idee ist es, komplizierte und trockene Hintergründe aus der universitären Blase heraus an eine breitere Zielgruppe zu vermitteln. 

Abgesehen davon, braucht ein Blog auch wahnsinnig viel Zeit. In Recherche, Schreiben, Posten und Community-Management steckt einfach sehr viel Arbeit. Eigentlich unglaublich, dass Bianca das sieben Jahre lang alleine durchgezogen hat. Und das neben Studium und Job!

Ihr seid seit Dezember 2021 mit an Bord. Wie fühlt es sich an, Teil von groschenphilosophin zu sein?

Bei uns überwiegt gerade die Freude, auf groschenphilosophin veröffentlichen und neue Erfahrungen sammeln zu können. Gleichzeitig freuen wir uns natürlich, wenn das Thema Medienkompetenz, welches bei der Gründung unserer Medieninitiative im Kontext im Vordergrund stand, mehr Menschen erreicht. 

Gesellschaftswissenschaften werden oft als weniger relevant wahrgenommen als etwa Naturwissenschaften. Wir sind aber überzeugt, dass sie uns Orientierung geben und uns den nötigen Kontext liefern, um schwierige Lebensfragen besser zu verstehen. Das ist etwas, was viele Menschen in diesen besonderen Zeiten sicherlich brauchen.

Die Ära der Blogs scheint angesichts der enormen Popularität von TikTok und Instagram auf den ersten Blick passé. Warum setzt ihr ausgerechnet auf dieses Medium?

Soziokulturelle Themen wissenschaftlich aufzuarbeiten, braucht einfach mehr Platz als einige Sekunden oder Zeichen. Dazu gehört für uns, ausführlich zu berichten und Quellen zu verlinken. Da bietet sich ein Blog an, aber kreative Formate wie auf Instagram sollen uns dabei helfen, die Kernaussagen trotzdem so kurz und interessant wie möglich darzustellen.

Zu groschenphilosophin gehört auch der Instagram-Account mit knapp 10.000 Follower:innen, den ihr jetzt zu dritt übernehmt. Was überwiegt mehr – die Vorfreude, oder der Respekt vor einer Community, die sich erst an den Wechsel gewöhnen muss?

Erstmal die Freude, auch wenn wir definitiv nervös und gespannt sind, wie die Community auf drei neue Gesichter und Perspektiven reagiert! So viel mehr Reichweite, vom einen auf den anderen Tag zu haben und deshalb auch mehr Reaktionen zu bekommen, als wir es bisher gewohnt sind, ist definitiv aufregend. Wir freuen uns gleichzeitig aber auch sehr auf den Austausch.

Habt ihr schon eine Strategie für den Account? Was möchtet ihr vermitteln?

Unser Fokus liegt darauf, komplizierte Inhalte so knapp und interessant wie möglich aufzubereiten. Dabei agieren wir nicht als einzelne Personen, sondern stellen die Themen in den Mittelpunkt. 

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Bianca wird weiterhin persönliche Einblicke geben und auch wir versuchen, uns persönlicher als sonst zu zeigen. Wir denken, dass wir bei dieser Zusammenarbeit auch die Freiheit haben, zu schauen, was uns und der Community am meisten Spaß macht und Mehrwert bringt.

Bianca hat groschenphilosophin sieben Jahre lang alleine aufgebaut. Inwiefern könnt ihr euch mit dieser Marke identifizieren?

Bei der Gründung von im Kontext war groschenphilosophin eine wichtige Inspiration und hat uns gezeigt, wie Medienwissenschaft und Pop-Kultur verbunden werden können. Wir sind super dankbar dafür, jetzt selbst bei diesem tollen Projekt mitzuarbeiten. Wir teilen außerdem die gleichen Werte und die Leidenschaft für selbstständiges Arbeiten und die Vermittlung von Wissen.

Bianca hat 2018 auf Steady ein Mitgliedschaftsprogramm (Öffnet in neuem Fenster) gestartet, um sich finanzielle Unterstützung zu sichern. Das hat sie auch dank einer harten Paywall geschafft. Findet ihr auch, dass eine Paywall nötig ist, um in der heutigen Zeit mit Online-Inhalten Geld zu verdienen?

Für uns war die Paywall tatsächlich ein Punkt, über den wir erst intern diskutieren mussten, weil der freie Zugang zu Bildung zu unseren Idealen gehört. Deshalb ist es uns wichtig, dass die Kernaussagen auch weiterhin für alle auf Instagram frei zugänglich sind. Die Texte hinter der Paywall bieten dagegen einen tieferen Einblick in die Themen sowie relevante Quellen. 

Da hinter den Artikeln einfach ein großer Aufwand steckt, halten wir die Paywall aktuell für notwendig, da in unserer Gesellschaft sonst die Zeit für  Lohnarbeit und damit Geld fehlt, besonders wenn es um kreative Bildungsarbeit geht. 

Außerdem sind Blog, Podcast und Co. auch mit Kosten verbunden, die gedeckt werden müssen, zum Beispiel für den Websiteprovider. So geben Paywalls uns die Möglichkeit, unsere Arbeit weiterhin umzusetzen.

Was ist der größte Unterschied zwischen klassisch journalistischer Arbeit bei einem Verlag und der Arbeit für einen Blog?

Wahrscheinlich die Freiheit zu experimentieren und mit Menschen zusammenzuarbeiten, die dieselben Werte und Ansprüche vertreten. Wir können uns bei groschenphilosophin komplett austoben und genießen es, dass wir in den nächsten Monaten einfach ein bisschen kreativ werden können, ohne dass hinterher die Zahlen stimmen müssen.

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