„Ich hatte Angst, mich von meinem seriösen Job zu verabschieden“
Nadine und Jörg wagen den Sprung ins kalte Wasser: Sie machen ihren veganen Food-Blog Eat this! vom Herzensprojekt zum Vollzeitjob. Inzwischen unterstützen 900 zahlende Mitglieder ihre Arbeit.
Eat this! ist ein Paradies für Veganer:innen. Ihre Rezepte kreieren Nadine und Jörg aber nicht ausschließlich für sie, im Gegenteil. „Gute, gesunde und vor allem leckere Küche“, schreiben sie auf ihrer Website, „ist der beste Weg für uns, zu zeigen, dass das Veganerdasein gar nicht so schrecklich eintönig ist“.
Nadine und Jörg haben lange Grafik- und Webdesign gemacht, 2011 den Blog gegründet und seither fleißig gekocht, fotografiert, Rezepte entwickelt, Artikel und Kochbücher veröffentlicht.
900 Mitglieder unterstützen Eat this! inzwischen auf Steady. Im Interview erzählt Jörg von der Scheu vor der Selbstvermarktung, warum Werbe-Kooperationen immer schlechter funktionieren, und mit welcher Strategie sie es schaffen, so viele zahlende Mitglieder zu überzeugen.
Steady: Euch gibt es jetzt schon seit zehn Jahren. Feiert ihr euer Jubiläum?
Jörg: Der zehnte Geburtstag musste leider ausfallen. Wir waren dieses Jahr einfach nicht in Feierlaune. Nächstes Jahr werden wir das aber nachholen und dann eben unser elfjähriges Bestehen feiern.
Wie ist das vor zehn Jahren genau abgelaufen, als Eat this! geboren wurde?
Nadine und ich haben schon immer gerne gekocht, und wenn Freund:innen zu Besuch waren, wurden wir oft nach Rezepten gefragt. Manchmal konnten wir uns am nächsten Tag aber gar nicht mehr genau erinnern, wie wir etwas zubereitet haben – und das lag nicht am Wein!
Eines der Rezepte, die Nadine und Jörg ihren Leser:innen besonders empfehlen: vegane Carbonara mit Kürbis (Öffnet in neuem Fenster) – täuschend echt, versprechen sie.
Dann dachten wir: Warum nicht gleich die Rezepte festhalten und ins Internet stellen? Da war überhaupt kein kommerzieller Hintergedanke dabei. Wir wollten einfach, dass jede:r daran teilhaben kann.
Auch ohne Hintergedanken wurde der Blog schnell zum großen Erfolg.
Damals war die Food-Blog-Szene sehr viel kleiner als heute und wir sind auf großes Interesse gestoßen. Da konnten wir uns glücklich schätzen. 2014 haben wir unser erstes Buch veröffentlicht, „Vegan kann jeder (Öffnet in neuem Fenster)“. Danach ging alles Knall auf Fall und wir haben noch drei weitere Bücher veröffentlicht.
Wir konnten bald von Eat this! leben, zumindest zum Teil. Das war ein großes Highlight, weil wir das Projekt nicht mehr nur in unserer Freizeit betreiben mussten. Vor ungefähr drei bis vier Jahren konnten wir Vollzeit einsteigen. Da haben wir unser Hobby im wahrsten Sinne zum Beruf gemacht.
Wie fühlte sich das an?
Es war abgefahren. Natürlich war es total cool, aber ich hatte trotzdem Schiss davor, mich von meinem „seriösen“ Job zu verabschieden und kopfüber in ein Projekt einzutauchen, wo wir noch täglich dazulernen mussten.
Jede:r kann auf Steady Eat this! mit einer Mitgliedschaft unterstützen (Öffnet in neuem Fenster):
Es gab ja damals noch nicht viele Profi-Blogger:innen, von denen wir uns alles hätten abgucken können. Wir haben uns ständig überlegt, wie wir Eat this! weiter voranbringen können und mussten viele neue Sachen ausprobieren. Das war ein verrücktes Gefühl.
Wie habt ihr zu dieser Zeit mit eurem Blog Geld verdient?
Mit Werbekooperationen. Das machen wir immer noch. Zu Beginn war es aber wirklich unsere einzige Einnahmequelle.
Kochen, Fotografieren und Artikel schreiben machen 20 bis 25 Prozent unserer Arbeit aus
Solche Kooperationen sind ein zweischneidiges Schwert, weil wir authentisch sein und keinen Werbepartner:innen hinterherlaufen wollen. Wenn wir Produkte bewerben, dann finden wir sie selbst wirklich gut und haben sie vorher schon ausprobiert.
Im April 2019 habt ihr euer Steady-Projekt gestartet. Wie kam es zu der Entscheidung?
Wir sind zufällig über Steady gestolpert und fanden das Modell spannend. Seit wir Eat this! gestartet haben, bieten wir unseren Leser:innen alles kostenlos an. Das soll auch so bleiben und umso schöner finden wir es, den Leser:innen die Möglichkeit zu geben, uns freiwillig zu unterstützen.
Viele von ihnen sagen: „Ich koche eure Rezepte so oft nach. Da bin ich gerne bereit, einen kleinen monatlichen Betrag zu zahlen.“ Darüber freuen wir uns riesig.
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Wir wollen in Zukunft noch stärker auf die Unterstützung unserer Leser:innen setzen und uns unabhängiger machen von Werbe-Kooperationen. Bürokratie und Anforderungen solcher Kooperationen sind in den vergangenen Jahren extrem gewachsen. Da muss man seitenlange kleingedruckte Verträge durchlesen, in dem auch noch Vertragsstrafen festgelegt sind. Sowas schreckt ab, außerdem hängt einfach viel Arbeit mit dran.
Wie viel Arbeit steckt ihr denn in Marketing, Buchhaltung und Organisation? Und wie viel Zeit bleibt für den eigentlichen Content, den ihr kreiert?
Das ganze Drumherum ist ein großer Teil der Arbeit. Ein Beispiel ist das Pflegen unserer Social-Media-Kanäle. Das wird immer anstrengender. Instagram hat uns dieses Jahr gegen das Schienbein getreten, indem sie verkündet haben, ab sofort keine Foto-, sondern eine Videoplattform zu sein. Wir sehen uns immer noch als Fotograf:innen und nicht als Videomenschen.
Ich schätze, dass wir 75 bis 80 Prozent unserer Zeit in Marketing, Social Media, Community-Management und Verwaltung stecken. Kochen, Fotografieren und Artikel schreiben machen nur 20 bis 25 Prozent aus.
Ihr habt 900 Mitglieder, die eure Arbeit regelmäßig unterstützen. Das ist wahnsinnig viel. Wie habt ihr das geschafft?
Wir haben erst mal Grundlegendes gemacht und zum Beispiel den Steady-Schwebebutton (Öffnet in neuem Fenster) auf unserer Website platziert. Alle Seitenbesucher:innen sehen diesen Button. Wenn sie draufklicken, landen sie bei unserem Steady-Projekt. Außerdem erwähnen wir die Mitgliedschaften regelmäßig in unserem Newsletter (Öffnet in neuem Fenster).
Wir haben den Anspruch, unseren Leser:innen nicht einfach nur ein Rezept vor die Nase zu halten und zu sagen: “Macht damit, was ihr wollt”
Vor kurzem haben wir auch ein gesondertes Mailing an unsere Newsletter-Abonnent:innen geschickt, in dem wir Steady erklärt und für Unterstützung geworben haben.
Ich glaube, dass wir noch viel mehr Werbung machen könnten. Wir tun uns aber manchmal schwer mit der Selbstvermarktung, muss ich zugeben.
Mit Steady gewinnen Nadine und Jörg finanzielle Sicherheit, die es ihnen erlaubt, die eine oder andere Werbekooperation abzusagen.
Damit seid ihr nicht allein. Vielen Publishern ist es unangenehm, für sich selbst zu werben. Dabei ist das total wichtig, um Mitglieder zu gewinnen.
Wir wollen in Zukunft auch mehr machen. Dazu gehören kleine Dinge wie ein Story-Highlight zu unserem Instagram-Profil hinzufügen. Wir werden in Zukunft vielleicht auch vermehrt auf klassische Display-Werbung setzen, aber für unsere Mitglieder würden wir die natürlich ausblenden. So hätten Leser:innen noch ein Argument mehr, eine Mitgliedschaft bei uns abzuschließen.
Wenn ich Kochblogs besuche, weiß ich meistens schon, was ich will. Ich scrolle dann schnell zur Zutatenliste und blende alles andere aus. Ich stelle mir vor, dass die meisten das so machen. Bei euch ist das anders, ihr habt eine Bindung zu euren Leser:innen. Was ist euer Versprechen an sie?
Wir haben den Anspruch, ihnen nicht einfach nur ein Rezept vor die Nase zu halten und zu sagen: „Macht damit, was ihr wollt“. Wir schreiben jedes Mal ein paar Zeilen über das Rezept und liefern interessante Infos zu den Zutaten. Wenn das Gericht aus einer Länderküche kommt, die man nicht unbedingt kennt, weiß man direkt über die Hintergründe Bescheid. So wollen wir einen Mehrwert bieten über das eigentliche Rezept hinaus.
Wir haben ein paar „Fermentations-Specials“ veröffentlicht, vom Brot backen mit Sauerteig (Öffnet in neuem Fenster) bis hin zu Tempeh selber machen (Öffnet in neuem Fenster). Darin haben wir sehr ausführlich beschrieben, wie man das macht und warum das funktioniert. Die sind super angekommen. Unsere Leser:innen mögen das.
Grundsätzlich sei die Fermentation von Gemüse nichts anderes als kontrolliertes Vergammeln-lassen, schreibt Jörg im Beitrag „Es lebt! Gemüse fermentieren wird dein neues Hobby (Öffnet in neuem Fenster)“.
Der Aufwand, solche langen Beiträge zu produzieren, lohnt sich also.
Wir hätten auf jeden Fall Lust, mehr davon zu machen. Aber es ist schon sehr zeitintensiv. Wenn wir es schaffen, unser Steady-Projekt noch weiter auszubauen, könnten wir uns die Zeit nehmen. Denn wir würden finanzielle Sicherheit gewinnen, die es uns erlaubt, die eine oder andere Werbekooperation abzusagen.
Gibt es andere Gründe, warum Steady für euch eine gute Lösung ist?
Dank Steady müssen wir uns nicht mit Buchhaltung und Verwaltung der Mitgliedschaften herumschlagen. Das vereinfacht alles. Theoretisch könnte man so ein System ja selbst bauen, aber das wäre für uns viel zu aufwendig.
Außerdem finden wir Steadys Auftritt sympathisch und uns gefällt, wie die Projekte aufgebaut sind. Das ist alles sehr stimmig. Wir können unsere Leser:innen mit einem guten Gefühl zu unserer Steady-Seite weiterleiten.
Jede:r kann auf Steady Mitglied werden und Eat this! unterstützen (Öffnet in neuem Fenster):
Du bietest noch keine Mitgliedschaften an?
Dann starte jetzt ein Projekt auf Steady. Es ist kostenlos und dauert nur zehn Minuten.