Exiljournalist Can Dündar startet Newsletter auf Steady
In Uprooted (Öffnet in neuem Fenster) wird der türkische Journalist Dündar von seinen Begegnungen mit der Exil-Community erzählen
Uprooted von Can Dündar erscheint alle zwei Wochen auf Steady. 📸: Esra Rotthoff.
In seinem Heimatland kann der türkische Journalist Can Dündar nicht mehr veröffentlichen, jetzt hat er eine neue publizistische Heimat gefunden und seinen eigenen Newsletter auf Steady (Öffnet in neuem Fenster) gestartet.
Can Dündar, Träger des International Press Freedom Awards, lebt seit 2016 im Exil in Deutschland. Sein Newsletter Uprooted (Öffnet in neuem Fenster) wird auf Türkisch und Englisch erscheinen. Darin erzählt er von seinen Erfahrungen im Exil und von Begegnungen mit Menschen in seinem Umfeld.
Dündar kam nach dem gescheiterten Putschversuch in der Türkei nach Deutschland, als die türkische Regierung begann, hart gegen Journalist:innen vorzugehen. Die von ihm herausgegebene Zeitung Cumhuriyet hatte über Waffenlieferungen der Türkei an syrische Dschihadisten berichtet. Dafür wurde Dündar unter dem Vorwurf des Terrorismus und der Spionage zu 27 Jahren Haft verurteilt.
Uprooted erscheint alle zwei Wochen auf Steady und wird direkt an Newsletter-Abonnent:innen verschickt.
„Das Exil ist eine Realität und ein Problem unserer Zeit“, sagt Dündar. „Ich selbst bin von meinem Boden entwurzelt worden, wie Millionen andere auch. Wir sind weit weg von unserer Heimat, entweder freiwillig oder aus der Not heraus. Unsere Wurzeln sind noch da, aber wir mussten sie an einen Ort tragen, der nicht unser ursprünglicher Boden ist. Das Leben dort schafft viele Probleme – nicht nur für uns, sondern auch für die Länder, die uns aufnehmen.“
„Ich fühle mich als Mitglied einer Familie von Einwander:innen, seien es politische Einwander:innen, Arbeiter:innen, Geflüchtete oder wer auch immer“, sagt der Journalist. „Es ist eine große Familie, die ich Uprooted nenne.“ (Auf Deutsch: entwurzelt.)
Mit dem Newsletter will Dündar auf die Not der im Exil lebenden Menschen aufmerksam machen, aber auch auf die Möglichkeiten, die ihre Bewegung schaffen kann. „Ich möchte die Öffentlichkeit wissen lassen, dass einige der klügsten Köpfe der Türkei in andere Länder kommen und versuchen, dort ein neues Leben zu beginnen“, sagt er. „Ich möchte auch über die Zukunft unserer Länder sprechen: Wie können wir miteinander kommunizieren, um eine gute neue Zukunft für uns alle vorzubereiten?“
Mit seinem eigenen Newsletter kann Dündar unabhängig von redaktionellen Anforderungen und politischen Zwängen publizieren.
„Ich schreibe jetzt seit über 40 Jahren und zum ersten Mal in meinem Leben kann ich das in meinem eigenen Land nirgendwo mehr machen.“
„Als Journalist und Autor darf ich nicht mehr für türkische Zeitungen schreiben“, sagt Dündar. „Meine Bücher können in der Türkei nicht mehr verlegt werden, genau wie die von vielen anderen politischen Flüchtlingen. Uprooted soll deshalb auch dazu da sein, anderen eine Stimme geben zu können. Ein Ort, wo wir frei schreiben und unsere Ideen teilen können.“
Uprooted wird für alle kostenlos sein. Wenn sie wollen, können Leser:innen auf Steady aber auch freiwillig zahlende Mitglieder werden, um Dündars Arbeit zu unterstützen (Öffnet in neuem Fenster).
„Wer gegen autoritäre Regime kämpft, hat einen hohen Preis zu bezahlen“, sagt Dündar. „Wir haben diesen Preis bezahlt und werden noch mehr bezahlen müssen. Gleichzeitig können wir aber unsere Leser:innen bitten, uns zu unterstützen.“
Dündar ist überzeugt, dass das Format eines redaktionellen Newsletters perfekt zu seinem Vorhaben passt. „Es ist wirklich der beste Weg für Autor:innen, das Publikum direkt zu erreichen“, sagt er. „Man schickt seine Nachricht einfach ab und im nächsten Moment wird sie gelesen.“
Das Team von Steady freut sich, Can willkommen zu heißen und ihm ein Zuhause für seine wichtige unabhängige Arbeit zu bieten.
Auf Steady kann jede:r den Newsletter Uprooted kostenlos abonnieren (Öffnet in neuem Fenster) und Can Dündars Arbeit als Mitglied unterstützen (Öffnet in neuem Fenster).