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Twitter unter Elon Musk: Mach ein Backup deiner Twitter-Community!

Gastbeitrag von Gabriel Yoran, Steady-Mitgründer

Seit über zehn Jahren bin ich in einer schwierigen Beziehung mit Twitter. Es ist eine Hassliebe. Die Plattform ist ein Höllenschlund für meine Aufmerksamkeit und für meinen Glauben an das Gute in den Menschen. Twitter ist aber auch voller fantastischer, gütiger, unterhaltsamer, intelligenter Menschen. Ein Ort, an dem du Leute findest, die sich besser auskennen als du, die andere Erfahrungen gemacht haben, von denen du lernen kannst. Twitter hat mich schlaflose Nächte gekostet, aber Twitter hat mir auch Freundschaften beschert, die jetzt schon viele, viele Jahre Bestand haben. Und fürs Geschäft ist Twitter auch gut: Ich bin einer der Mitgründer von Steady und viele der Medienschaffenden, die heute auf Steady sind, habe ich erstmals auf Twitter angesprochen. Und natürlich habe ich tausende Quatschtweets geschrieben, aus denen sogar zwei Bücher wurden, verlegt in einem Ein-Frau-Verlag (Öffnet in neuem Fenster), den ich auch über Twitter kennengelernt habe (schamlose Werbung).

Mit Elon Musk gehört Twitter nun einer Person, die zwar nach gängigen (nicht allen) Maßstäben sagenhaft erfolgreich ist, aber die für ihre Kurzschlusshandlungen berüchtigt ist. Die US-Börsenaufsicht hat Musk schon mehrmals abgemahnt (Öffnet in neuem Fenster), weil er mit seinen Tweets Börsenkurse manipuliert hat. Erst entließ er 50% der Belegschaft (offenbar aufgrund haarsträubender Kriterien), dann musste er zurückrudern und einzelne Gefeuerte wieder zurück bitten, weil man sie für die Zukunft von Twitter nun doch braucht. Musks Vorstellungen davon, ob Moderation in einem sozialen Netzwerk notwendig ist, um ein erträgliches Klima für Normaluser aufrechtzuerhalten, oder ob man alles sagen können darf auf Twitter, ändert sich nach Stimmungslage. Zuletzt sprach Musk eine Wahlempfehlung “für unabhängig denkende Menschen” in der US-Zwischenwahl aus: sie sollen die Republikaner (Öffnet in neuem Fenster) wählen, weil ja schon der Präsident Demokrat ist. Zur Erinnerung: die Republikaner haben sich nicht dazu durchringen können, den Angriff auf das US-Kapitol am 6. Januar 2021 zu verurteilen und stellen mehrere Kandidat*innen auf, die standhaft die Lüge der gestohlenen Wahl von 2020 weitererzählen.

Twitter ist hochverschuldet und Musk will das Unternehmen schnell profitabel machen. Es wird angeblich überlegt, ganz Twitter hinter eine Paywall (Öffnet in neuem Fenster) zu stellen. Aber es ist Elon Musk – all dies könnte stimmen oder das Gegenteil oder es war alles nur ein Witz oder Getrolle oder was man eben sonst so macht als reichster Mann der Welt. Wie es weitergeht, ist also komplett unklar, aber ich habe mich entschieden, zwei Dinge zu tun:

Erstens: Steady-Seite anlegen als Backup für deine Twitter-Community

Ich habe diese Steady-Seite aufgesetzt (Öffnet in neuem Fenster). Dort kann ich bloggen und Blogposts auch gleich als Newsletter verschicken, aber vor allem kann ich dort die E-Mail-Adressen meiner Follower einsammeln, damit wir uns nicht aus den Augen verlieren, wenn ich Twitter mal ganz verlasse. All dies kostet nichts und auch wenn ich noch nicht genau weiß, was ich auf meiner Steady-Seite machen werde – es ist einfach ein gutes Gefühl zu wissen, dass ich die Leute, die mich auf Twitter mochten, immer noch erreichen kann und sie mich. Es ist quasi ein Backup meiner Twitter-Community. Dann habe ich das hier getwittert:

https://twitter.com/gabrielberlin/status/1589652955086852098?s=61&t=zzKE6-FIYmGnMhuYzlWx8Q (Öffnet in neuem Fenster)

Steady macht das alles DSGVO-konform und wenn du versprichst, deine Leute nicht vollzuspammen, warum sollten sie dann nicht deinen Newsletter (oder was auch immer es sein wird) abonnieren. Es geht nämlich nichts über die E-Mail-Adressen der Leute, die dich schätzen. (Du musst übrigens keine bezahlten Mitgliedschaften auf deiner Steady-Seite anbieten, aber es ist gut zu wissen, dass du es kannst, wenn du mal Geld verdienen möchtest mit deiner Community.)

Zweitens: Mastodon-Account anlegen als Twitter-Alternative

Ich habe mir einen Account bei Mastodon angelegt. Das ist eine Art Twitter, aber gemeinnützig und nicht in der Hand einer einzigen Person. Wie bei E-Mail gibt es verschiedene Server und man sucht sich einen aus. Bei TechCrunch gibt es eine Anleitung, wie man einen Mastodon-Account anlegt (Öffnet in neuem Fenster). Und mit diesem Crossposter (Öffnet in neuem Fenster) könnt ihr Dinge, die ihr auf Twitter oder Mastodon postet, automatisch auch auf der anderen Plattform posten. Das hat mir für den Übergang sehr geholfen. Mastodon ist die Erfindung des deutschen Software-Entwicklers Eugen Rochko, den ihr auf Patreon unterstützen (Öffnet in neuem Fenster) könnt. Er kann das Geld gebrauchen, denn Mastodon hat gerade extrem starken Zulauf und braucht mehr Server – und natürlich Mitarbeiter*innen. (Und Eugen, falls du das liest, komm doch zu Steady, wir sitzen in Berlin, du sparst dir die Währungsumrechnung und wir setzen alles auf für dich.)

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Gabriel Yoran ist Unternehmer und Autor. Er promovierte über Spekulativen Realismus bei Graham Harman an der European Graduate School. Zuvor studierte er Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der UdK Berlin. Er ist Mitgründer mehrerer Unternehmen (Steady, Steganos, aka-aki) und schreibt Texte für Krautreporter, Zeit Online, Übermedien und taz. 2019 erschien sein Buch „Aussprachehilfen“ (Frohmann), 2020 „Klassik verstehen“ (Krautreporter) und 2021 „The Interfact“ (Open Humanities Press) sowie zusammen mit Christoph Rauscher „Warum heißt es Traum und nicht Memoryschaum“ (Frohmann).

Foto: Alexander Gehring

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