Siems GREAT to me: Meine Tipps nur für Sie (Nr. 7/23)

Ist das jetzt schon der letzte Newsletter, den ich noch eigenhändig schreiben muss? Diktiere ich bald einfach ChatGPT oder Googles „Bard“ meine Gedanken, wie einst Barbara Cartland (Öffnet in neuem Fenster) ihrer Sekretärin die schwülstigen Liebesromane? Im puderrosafarbenen Kostüm, die üppig beringte Hand über der Pralinenschachtel schwebend wie ein Polizeihubschrauber beim Tag der Deutschen Einheit in Hamburg? Wir werden sehen. Bis es so weit ist, stammt jede Zeile aus meinem eigenen Kopf – leider oder Gott sei Dank. Höchstselbst getippt im Vier-Finger-Suchsystem. Weil Sie es mir wert sind! Und jetzt viel Vergnügen mit Ihrem neuen Kultur-und-so-Empfehlungspaket!

Kopfkino
„Das Lederhosen-Kartell (Öffnet in neuem Fenster)“ von Studio Bummens: Gerade als Nordlicht ist es mir ein Bedürfnis, zu Protokoll zu geben, dass mir während unserer fünfjährigen Zeit in München das Oktoberfest a mächtige Gaudi g'macht, also Freude bereitet hat. Krachlederne, Haferlschuhe, resches Hendl, „Das rote Pferd“, Radler-Maß, das volle Programm. Weil sich ein Wiesn-Revival für mich vorerst erledigt hat – die Lederhosn spannt ebenso wie das Reisebudget – lausche ich dafür sehr gespannt diesem kenntnisreichen Podcast. Darin darf die Schick-Schick-Schickeria aufleben, die gentrifizierende Power der Käfer-Dynastie, Skandale, mächtige Wirte und Sex unter Alkoholeinfluss. Eine zünftige Geschichte, wie sie mich schon im, ähem, sauguten Netflix-Drama „Oktoberfest 1900“ schwer begeistert hat. Reinhörn’, sog i!
„Willkommen in Lake Success (Öffnet in neuem Fenster)“ von Gary Shteyngart: Als jemand, dessen journalistische Sozialisation im Hamburger Feuilleton begann, bin ich stets selig, wenn mein aktueller Job mir eine Rückkehr in die Sphäre der Schauspieler, Musiker und Literaten erlaubt. Und so saß ich kürzlich dem amerikanischen Bestsellerautor und Uhrenfan Gary Shteyngart (Öffnet in neuem Fenster) gegenüber, der mich mit wachen Augen durch dicke Brillengläser musterte, ein spitzbübisches Grinsen um die Mundwinkel. Wir unterhielten uns angeregt über seine Kindheits-Casio, die „Kalinka“ piepsen konnte, über Trump und das Leben auf dem Land.
Alles Themen, die mehr oder weniger in diesem Roman von 2019 zusammenkommen, während der Greyhound-Fahrt des Protagonisten Barry. Der Hedgefondsmanager bricht in einer Lebens- und Karrierekrise zu einem Flucht- bzw. Findungstrip auf, kreuz und quer durch die USA. Im Koffer eine Kollektion wertvoller Zeitmesser. Unterwegs trifft Barry auf das wahre Nordamerika, dem er sich bisher in seiner Elite-Blase entziehen konnte. Es wird wild, aberwitzig komisch und very real, verdammt. Ruhig vormerken für lange, düstere Abende im Sessel oder den Pendlerzug.
Vielen Dank für Ihr Interesse an LuxusProbleme, dem Newsletter über das Luxusbusiness, New Work & Popkultur – finanziert von fantastischen Mitgliedern
Jetzt das Abo gönnen! (Öffnet in neuem Fenster)
Bereits Mitglied? Anmelden (Öffnet in neuem Fenster)