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S(i)eems GREAT to me: Meine Tipps nur für Sie (Nr. 6/23)

Und, schon alle Weihnachtspräsente zusammen? Kleiner Scherz, sorry. Da flutete jetzt kurz Adrenalin in die Blutbahn, oder? Aber was soll man sonst machen, wenn sich der bei Temu (Öffnet in neuem Fenster) bestellte Sommer beim Auspacken als in der Mikrowelle erwärmter Herbst entpuppt. Mit Dauergewitter, Starkregen, tropisch-dicker Luft wie im „Dschungelcamp“ und Temperatur-Achterbahn. Bleibt nur: Duftkerzen entfachen, Quatsch aus goodie bags in Geschenkpapier wickeln und die Sangria zum Glühwein aufkochen. Dazu empfehle ich die Lektüre ihrer Kultur-Konsum-Tipps von moi. Viel Vergnügen und stets an Fächer UND Regenschirm denken.

Kopfkino

„No one ever tells attractive children how much they suck,
and then the rest of us get stuck with insufferable, narcissistic adults
who can barely tie their shoes because someone else is busy
either doing it for them or congratulating them on their effort.“

We Are Never Meeting in Real Life (Öffnet in neuem Fenster)“ von Samanthy Irby: Bereits das obige Zitat der US-Kultautorin weist den Weg durch diese entwaffnend ehrliche und zum Laut-in-der-Bahn-Lachen komische Essaysammlung. Nach einer Widmung für das Antidepressivum Klonopin (!) nimmt uns Irby mit in ihren (nur teilweise) dramaturgisch überzeichneten Alltag – und dabei kein Blatt vor den Mund.

Sie hadert „dank“ einer traumatischen Kindheit mit dem Einhalten jeglicher Haushaltsbudgets. Sie pilgert nach Nashville, um die Asche ihres Vaters zu verstreuen, und ist unsicher, ob sie ihre SaufkumpanINNEN von früher noch ansprechen darf. Die sind inzwischen nämlich brave Vorort-Muttis. Irby bewirbt sich außerdem pro forma für sämtliche Bachelorette-Varianten, weil sie sowohl für quasi-35 wie für über 60 durchgeht.

Dass in all der tabulosen Komik reichlich tiefgründige (Selbst-)Reflexion verwoben ist, nebst wertvoller Weisheits-Nuggets, macht Irbys Bücher so besonders. Unverständlich, warum sich bisher kein deutscher Verlag ihre Werke gesichert hat. Egal. Ich habe den neuen Band „Quietly Hostile“ bereits vorbestellt.

The Evolution of Horror (Öffnet in neuem Fenster)“ von Mike Muncer: In den letzten Jahren bin ich zwar keineswegs mutiger geworden, schaue Gruselfilme weiterhin am liebsten bei Tageslicht und summe eine beruhigende Melodie, wenn „Tilda (Öffnet in neuem Fenster)“ nachts in den Garten muss. Trotzdem interessiert und fasziniert mich das Genre mehr denn je. Von „Chucky – Die Mörderpuppe (Öffnet in neuem Fenster)“ bis „Halloween“, von „Scream“ bis „Conjuring (Öffnet in neuem Fenster)“, von Freddy Krueger bis Jason Voorhees (Öffnet in neuem Fenster).

Vielleicht, weil ich zu schätzen gelernt habe, wie gnadenlos die Drehbuchautoren und Regisseure in derlei Schockern ihre Finger in gesellschaftspolitische Wunden legen. Wie gute Thriller sehr relevante Sozialkommentare liefern, so verbirgt sich im Blutrausch und Gemetzel eine klare Sicht auf die Welt, auf Macht und Ohnmacht, auf die unheimliche Resilienz, die in uns steckt. Einen grandiosen, thematisch sortierten Überblick zur Geschichte des Horrorkinos liefert dieser Podcast. Akademisch gründlich, jedoch salopp im Ton und daher sehr kurzweilig.

Schnauze! Der Hundepodcast (Öffnet in neuem Fenster)“ von Anja Rützel: Ihre pointierten Trash-TV-Kritiken und Kommentare zur britischen Königsfamilie für Spiegel.de (Öffnet in neuem Fenster) sind mir seit Jahren ein guilty pleasure. Jetzt traf ich die Co-Gründerin des Magazins „Business Punk“ zufällig auf einer Party wieder. Worüber wir sprachen? Unsere Hunde, natürlich. „Oft erkennen Leute im Park oder auf der Straße erst 'Juri' und dann mich“, erzählte meine Ex-Kollegin. Das mag an diesem wunderbaren Podcast liegen (keine neuen Folgen mehr, dennoch toll!) und an der sozial-medialen Präsenz von Hund wie Frauchen (Öffnet in neuem Fenster). Ruhig mal reinhören, auch als Katzen-Mensch oder Tierhaar-Allergiker.

https://youtu.be/tsmPCi7NKrg (Öffnet in neuem Fenster)

Wohlklang

„Hope
Yeah, I'm on my way, I'm coming
Don't, don't lose faith in me
I know you've been waitin'
I know you've been prayin' for my soul
Hope, hope“

Hope“ von NF (Öffnet in neuem Fenster): Ich gebe gleich vorab zu, dass ich von Rap nur unwesentlich mehr verstehe als von Trap (Öffnet in neuem Fenster), Jazz, Schach oder der Dekoration einer achtstöckigen Hochzeitstorte. Auch von Nathan Feuerstein, der unter seinen Initialen auftritt, hatte ich nie gehört. Purer Zufall also, dass ich online über das Musikvideo zur Single seines gleichnamigen neuen Albums stolperte. Ironie des Schicksals, göttliche Fügung, suchen Sie sich etwas aus.

Fest steht: Die dann folgenden rund fünf Minuten schüttelten mich durch wie zig Naturgewalten gleichzeitig. Orkanböe plus Blitzschlag plus Sturmflut. NF zieht in „Hope“ ausführlich Bilanz, blickt auf 30 Jahre zurück, die ihn an den Rand des Wahnsinns brachten – und wagt doch den Neubeginn. Er schließt Frieden auf Zeit mit dem Gestern und entreißt seinen Dämonen ihr Zepter. Ein lyrisch begnadeter Par-Force-Ritt, der mich ungemein berührt und mir Lust auf mehr von NF gemacht hat. Weitere Anspieltipps: „Motto (Öffnet in neuem Fenster)“ und „Mama (Öffnet in neuem Fenster)“.

The End is the Beginning (Öffnet in neuem Fenster)“ von Sam Tsui (Öffnet in neuem Fenster): Die erstaunliche Karriere dieses sympathischen Allround-Künstlers (Sänger, Instrumentalist, Komponist, Illustrator) verfolge ich seit vielen Jahren. Seit Tsui, ein Absolvent der renommierten Julliard School (Öffnet in neuem Fenster), gemeinsam mit seinem ebenfalls hochtalentierten Kumpel Kurt Hugo Schneider (Öffnet in neuem Fenster) durch Cover und kreative Mashups bekannter tracks zur Sensation wurde. Heute hat der Ehemann und Vater einer kleinen Tochter längst diverse Alben veröffentlicht und eine weltweite Fangemeinde hinter sich.

Mitten in der Pandemie erschien „Yearbook (Öffnet in neuem Fenster)“ samt diesem hymnisch-grazilen Song, in dem Tsui ebenfalls Resümee zieht. Nur weniger brachial als NF. Für ihn ist jedes Ende ein (Neu-)Anfang. Jede bedrückende Raumdecke bloß ein weiterer Fußboden. Wenn wir ein Stockwerk höher gestiegen sind. Und nichts, was wir zurücklassen müssen, ist wirklich je vorbei. Man sagt „Tschüss“ und fängt wieder von vorn an. Jep.

Wrecking Ball / I Will Always Love You (Öffnet in neuem Fenster)“ von Miley Cyrus & Dolly Parton: Dieses grandiose Duett zwischen der einstigen Pop-„Göre“ und ihrer legendären Patentante war der Höhepunkt von Cyrus' Silvester-Show für den Sender NBC. Während Parton dem rebellischen „Wrecking Ball“ eine sanft-süße Note verleiht, wird die Kult-Ballade (dank Whitney Houston ein Welterfolg) dank Mileys rauem Timbre behutsam entkitscht. Nicht die erste Gelegenheit übrigens diese wundervoll unterschiedliche Stimmen vereint genießen zu können. Zuvor sangen die zwei Powerfrauen zusammen beispielsweise „I Love Rock 'n' Roll (Öffnet in neuem Fenster)“, Partons Megahit „Jolene (Öffnet in neuem Fenster)“ und das für Toleranz werbende „Rainbowland (Öffnet in neuem Fenster)“. Alles ebenfalls Empfehlungen.

Gaumenschmaus

Quinoa Breakfast Smoothie Bowl“ von Nasim Lahbichiaka@lahbco (Öffnet in neuem Fenster):
Zugegeben, ein wirkliches Rezept hat der New Yorker foodfluencer seinen followern hierfür nicht an die Hand gegeben. Wirklich etwas falsch machen kann man bei dieser köstlichen Frühstücksschale dennoch nicht. Ist erst einmal eine halbe Tasse (Öffnet in neuem Fenster) Quinoa mit Vanille-Extrakt gekocht, fehlt bloß noch der „Chocolate Berry Smoothie“. Dessen Zutaten - Kirschen Blaubeeren, Kakao- und Proteinpulver, Orangeblütenwasser und eine Prise Salz - sind in der Menge variabel, je nach Geschmack und Konsistenzvorliebe. Ebenso individuell kann die Schüssel dekoriert werden. Nasim schlägt vor: Nüsse, Samen, getrocknete Beeren, Tahini, Honig und Sumach (Öffnet in neuem Fenster). Fertig ist die wellnessbowl mit arabischem Einschlag. Mmmmhhh!

Bewegtbild

King on the Screen (Öffnet in neuem Fenster)“von Daphné Baiwir: Seine Bücher haben Millionen von Lesern das Fürchten gelehrt. Und einiges mehr, denn wer Stephen Kings literarisches Œuvre auf böse Clowns (Öffnet in neuem Fenster), verbuddelte Katzen (Öffnet in neuem Fenster) und einsame Hotels (Öffnet in neuem Fenster) reduziert, dem entgehen echte Schätze. „Der dunkle Turm (Öffnet in neuem Fenster)“, „Das Mädchen (Öffnet in neuem Fenster)“, „Sie (Öffnet in neuem Fenster)“ oder „Mr. Mercedes (Öffnet in neuem Fenster)“. Diese französisch-belgische Doku konzentriert sich ganz auf die über 80 Adaptionen für Kino und TV, die King zum meist verfilmten Autor der Gegenwart machen. Und auf deren, ähem, schrecklich schwankende Qualität. Nicht alle der mehr als 50 Regisseure, die sich an den Storys und Figuren aus Kings düsterer Fantasie versuchten, hatten ein so glückliches Händchen dabei wie Brian de Palma als er 1976 „Carrie (Öffnet in neuem Fenster)“ auf die Leinwand brachte ...

Millie Lies Low (Öffnet in neuem Fenster)“von Michelle Savill: Schon beim Trailer zu dieser Tragikomödie aus Neuseeland musste ich an mein Praktikum in Manhattan denken. 2001 war das, und beworben hatte ich mich auf eine uralte Forum-Annonce. Mit kaum mehr Sicherheiten als ein paar Telefonaten, E-Mails und ohne langfristige Unterkunft war ich damals aufgebrochen ins Ungewisse. Dazu lässt es Millie, angehende Architektin, gar nicht erst kommen. Eine Panikattacke verhindert ihre Reise nach New York. Für ein Praktikum. Bloß wie soll sie ihrer Familie und der Instagram crowd von diesem Desaster erzählen? Gar nicht. Frei nach dem Motto „Fake it till you break it“ des Filmplakates verstrickt sich Millie fortan in ein Netz aus Lügen, improvisiert pausenlos in Slapstickmanier und muss ihre blank liegenden Nerven beruhigen. Wer „Muriels Hochzeit (Öffnet in neuem Fenster)“ mochte, wird diesen Film lieben, denke ich.

Die Versace Saga“ von Olivier Nicklaus: Mit dem bekannten italienischen Mode-Clan hatte ich in meiner Karriere zweimal zu tun. Einmal, zum Launch einer Geschirrserie mit Rosenthal-Porzellan (Öffnet in neuem Fenster), sprach ich mit Giannis Bruder Santo. Ein kühler Typ, fast hanseatisch-spröde, der nur über das Geschäft sprechen wollte. Gut, das war auch seine Aufgabe im Familienunternehmen, ehe es Ende 2018 von der Capri Holdings (u. a. Michael Kors) übernommen wurde.

Das zweite Mal war ich während der Mailänder Modewoche zu einer Gartenparty von Donatella Versace eingeladen. Die hatte sich zu diesem Anlass – das muss ich ganz objektiv so ausdrücken – in einen unvorteilhaften limettengrünen Catsuit mit Schlag à la ABBA gezwängt und sah überhaupt nicht nach Feierlaune aus. Mir tat sie spontan leid, ohne wirklich zu wissen, wieso.

Ach ja, und 1997 kam ich genau einen Tag nach der Ermordung von Gianni Versace in Miami an. Ein riesiges Blumenmeer vor seiner Casa Casuarina (Öffnet in neuem Fenster), Trauerflore an den Türgriffen der geschlossenen Versace-Boutiquen, Kondolenz-Botschaften in den Schaufenstern vieler Nachbar-Label.

Die Wissenslücken zwischen meinen drei Momenten im Dunstkreis dieser schillernden famiglia schließt nun dieser gelungene Arte-Dokumentarfilm. Grazie!

Denkanregung

Es wird seit Jahren viel über Städte und deren Planung gesprochen und geschrieben, über die Zukunft der Mobilität und Bienen. Also deren (Aus-)Sterben. Was ich zu diesen Themen kürzlich aufgeschnappt habe, möchte ich hier rasch mit Ihnen teilen.

There Are No Accidents: The Deadly Rise of Injury and Disaster (Öffnet in neuem Fenster)“ von Jessie Singer: In ihrem aufsehenerregenden Buch erklärt die Journalistin nicht nur, warum der Boom gigantischer SUVs die Unfallstatistik nach oben korrigiert. (Weil in den USA immer mehr Autos höher als Menschen sind.) Singer beschreibt auch die direkte Verbindung von Verkehrstoten, fehlgeleitetem Design, der Opiate-Krise sowie den Machtspielen von Industrie und Politik. Ihr Teil-Fazit: „Wir müssen PKWs und Straßen wie für betrunkene Menschen entwerfen, um sie sicherer zu machen.“ Hm.

The Beekeepers Who Don't Want You to Buy More Bees (Öffnet in neuem Fenster) von David Seghal: Ich weiß nicht viel über Bienen. Außer, dass ihnen eine Apokalypse droht, die unsere Ernährung gefährdet. Angeblich. Denn, schreibt Seghal in einer Reportage für die „New York Times“, rein nominal gibt es so viele Bienen auf dem Planeten wie noch nie in der Geschichte. Kein Wunder, werden Bienen doch längst nach den Methoden der Massentierhaltung gezüchtet und ihre Völker in ganz Europa verteilt. Das Problem: Diese agrarindustrielle Unterstützung wird nur wenigen der über 20.000 Arten zuteil. Auch die Bienen auf Firmenzentralen, deren Installation gern für „grüne“ PR benutzt wird, gehören meist zu jenen Spezies, an denen kein Mangel herrscht. Währenddessen fehlen Wildbienen, die Blumenwiesen, Wälder und andere nicht von der Landwirtschaft beackerte Flächen überfliegen und bestäuben. Ein Experte rät im Artikel daher von Company-Honigprojekten ab. „Stellen Sie lieber Insektenhotels oder Hummelkästen auf. Oder pflanzen Sie Bäume.“

Geisterstadt in China (Öffnet in neuem Fenster)“ von Katherine McLaughlin für „AD“: Mit China ist es ein wenig wie mit Florida oder Sachsen. Wohin man guckt, rutscht einem Kopfschüttel-Irrsinn vor die Linse. So wie diese Story über geschätzte 65 Millionen Häuser, die in der Volksrepublik leer stehen. In eine nie ganz fertig gebaute Siedlung voller prächtiger Villen, rund 650 Kilometer nordöstlich von Peking, sind nun Rinderherden eingezogen. Die Bilder von dieser Notlösung wirken wie aus einem deprimierenden Science-Fiction-Epos. Die Welt nach dem Atomkrieg. Selbst die Kühe inmitten der Palastruinen sehen nicht sonderlich happy aus.

Kaufanreiz

18-in-1 Naturseife (Öffnet in neuem Fenster)“ von Dr. Bronner: Seit wir die Brüder in der Nähe von San Diego treffen durfte (für „Gala (Öffnet in neuem Fenster)“), die diese herrlich hippieske Beautymarke führen, haben ihre Flüssigseifen und das tolle Desinfektionsspray mit Bio-Lavendel einen festen Platz in unserem Bad. Als Marzipan-Fan mag ich die Formel mit Mandel am liebsten, während die Pfefferminz-Variante mir zu potent für die Wäsche von Gesicht und Haaren ist. #aua. Bewundernswert ist und bleibt dagegen die kompromisslos „gutmenschliche“ Weise, wie die Bronners ihr Business im Einklang mit Mensch und Natur führen. Ohne den Versuchungen der Expansionsgier zu erliegen. Sauber.

Bluetooth-Kopfhörer EAH-AZ80 (Öffnet in neuem Fenster)von Technics: Sehr zum Leidwesen meines Mannes verbringe ich große Teile des Tages mit Stöpseln im Gehörgang. Sei es bei Redaktionsmeetings per Video, für Web-Interviews oder um meinen sprunghaften Geist mit wechselnden Filmsoundtracks für die Schreibarbeit zu disziplinieren. Aktuell in der Auflade-Rotation: die verlässlichen Beats Studio Buds (Öffnet in neuem Fenster), der kühl-klirrend abgemischte Real Blue Pro (Öffnet in neuem Fenster) von Teufel, die etwas zickigen Adidas FWD-02 Sport (Öffnet in neuem Fenster) sowie die rundum gelungenen Beoplay EX (Öffnet in neuem Fenster) von Bang & Olufsen.

Neuerdings auch dieses Modell von Panasonics Highend-Tochter. Und selbst wenn die Akku-Ausdauer größer sein könnte (versprochene sieben Stunden habe ich nie geschafft), die Technics-Knöpfe sind meine Favoriten. Die hohe Verarbeitungsgüte begeistert mich ebenso wie der Klang, die Profi-App für feinste Justierungen und der angenehme Sitz der ergonomisch geformten Leichtgewichte. Top: die Geräuschunterdrückung und die Verbindung mit bis zu drei Geräten gleichzeitig. #switchswitchswitch

Zwerchfellkrampf

„Ich bin mal vor der Queen aufgetreten, und als ich einen Hofknicks machte, sagte sie zu mir:

'Ihre Ansätze müssten nachgefärbt werden'.“

Joan Rivers (Öffnet in neuem Fenster), Comedy-Legende

Quittung

1 Stern bei Yelp: In irgendeiner Frauenzeitschrift gab es früher die von mir seitdem vermisste Promifoto-Rubrik „Möchten Sie in diesem Fummel stecken?“. Für ein Männer-Revival dieses Formates würde ich gern die Nummer 1 der Tennis-Weltrangliste, Carlos Alcaraz (Öffnet in neuem Fenster), nominieren, der für die Sommer-Kampagne 2024 von Louis Vuitton in diesem Anzug abgelichtet wurde. Leider war wohl keine Zeit, Träger und Outfit einander anzunähern, damit der Vorhand-Virtuose weniger nach „Papi hat gesagt, den darf ich auftragen“ aussieht. Die Proportionen des Sakkos lassen Alcaraz schrumpfen, aus Ärmeln und Rumpf könnte man etwas Luft lassen und die Hose spannt am Oberschenkel. Für einen jungen Sportler wirkt die Schlips-Kragen-Kombi zudem viel zu brav und spießig.

Apropos Sportler und Mode. Ich musste vor etwa zehn Jahren mal einen Fußballer zu seiner Partnerschaft mit einer sehr bekannten deutschen Mode- und Parfümmarke verhören. Es waren die längsten 25 Minuten meines Lebens. Für ihn sicher auch, weil ihm niemand zu Stil und Duft wenigstens grobe Stichworte auf den Handrücken gekritzelt hatte. Was folgte, war ein Konversationskrampf: schwierig wie ein fünffacher Bypass, schmerzhaft wie eine Wurzelbehandlung ohne Betäubung. Vielleicht eine Überlegung wert, Athleten einfach nur Athleten sein zu lassen.

Extra-Trinkgeld: Wie das richtig geht, mit den Werbebildchen, zeigt uns derweil Boss. Wobei von einem fit bei dieser Oversize-Orgie mit Naomi Campbell, Gigi Hadid und anderen Hochkarätern freilich keine Rede sein kann. Doch wenn schon Spiel mit der Silhouette, dann nicht nach dem Motto „Konfirmations-Garderobe“ wie bei Vuitton. Lieber all-in, mit Beinkleidern und Blazern, in die sich am Flughafen ganze Travel-Value-Auslagen stopfen lassen. Wear it like a Boss. Logo.

Bild schön!

„Ein Porträt von mir im Stil von Picasso“: Ich wAIß ja nicht so recht ...

Irgendwie muss ich meine Eitelkeits-Galerie ja voll kriegen. Mal schauen, was die künstliche Pinsel-Intelligenz bei den Vorgaben „Rembrandt“, „Manga“ oder „David LaChapelle (Öffnet in neuem Fenster)“ ausspuckt.

Ein Hinweis zum Schluss: Alle Empfehlungen, die ich in diesem Newsletter mit Ihnen teile, liebe Abonnenten, sind ganz persönliche und daher hochgradig subjektive Tipps. Als solche verstehen sie sich natürlich nicht als fachlicher (Experten-)Rat in irgendeiner Form, sondern haben rein unterhaltenden Charakter. Außerdem mache ich mir durch die Verlinkung weder die auf den jeweiligen Websites ausgedrückten Fakten und/oder Meinungen zu eigen, noch stehe ich in irgendeiner Geschäftsbeziehung zu Anbietern oder Machern. Für diese Unabhängigkeit zahlen Sie schließlich freundlicherweise mit Ihrem Monats- oder Jahresbeitrag. Vielen Dank, dass ich so mehr (Gedanken-)Freiheit genieße als im traditionellen Mediengeschäft. Ich hoffe, mit jeder Ausgabe der LuxusProbleme profitieren auch Sie davon bestmöglich.

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