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S(i)eems GREAT to me: Meine Tipps für Sie (Nr. 5/23)

High Noon in unserem Garten: Ein erbittertes Duell gegen hyperaktive Wühlmäuse, die sich partout nicht an ihre Position in der Nahrungskette halten wollen. Wie Donald Duck im Comic flitze ich morgens und abends über die zerfurchte Buckelpiste, die mal ein Rasen war. Lege Gänge frei, verfolge Routen, plane die nächste Attacke: von Öko-Hausmitteln über DIY-Apparaturen bis zur Brachial-Chemie. Aktuell steht es 21:2, immerhin zwei Tage Feuerpause habe ich den nervigen Nagern nun abringen können. Daher rasch und mit ganzer Energie zu Ihren Kultur- & Konsumtipps von mir. Viel Vergnügen und Danke, dass Sie Teil der LuxusProbleme sind!

Sie werden merken, diesmal jagen mir im rasanten Wechsel sonnenhelle und zappendustere Gedanken durch den Kopf. Als kleiner upper folgt dafür baldmöglichst ein kunterbunter Extra-Report von meinem ersten K-Pop-Konzert in Madrid, dem mit 30.000 Besuchern bisher größten Festival zu diesem Musikgenre in Europa. Ein unerwartet berauschendes Erlebnis. Und zudem lehrreich – für Mode-Biz-Menschen, Social-Media-Matadoren und Kreative jeder Couleur. Sie interessieren sich vorab für einen Crash-Kurs? Dann empfehle ich diese exzellente Arte-Doku (Öffnet in neuem Fenster). Bleiben Sie gesund und neugierig, Ihr Siems Luckwaldt

Kopfkino

Girl on the Train (Öffnet in neuem Fenster)von Paula Hawkins: Eigentlich hatte ich mir eine strikte Pause verordnet, was die Kategorie domestic thriller betrifft. Ich hatte einfach das Gefühl, sämtliche Story-Variationen zu kennen, vom fiesen Ehemann im Nachbarhaus, den eine agoraphobische Exzentrikerin (Öffnet in neuem Fenster) durch die Gardine dabei beobachtet, wie er – vielleicht – seine Gattin im Garten verscharrt. Oder, auch gern geschrieben, die plötzlich wieder auftauchende Ex mit Racheplänen. Das ist verkürzt, weiß ich, aber nicht gänzlich falsch.

Trotzdem wurde ich bei diesem Genre-Klassiker von 2015 erneut schwach, der mit Emily Blunt verfilmt (Öffnet in neuem Fenster) wurde. Was vor allem an Rachel liegt, einer von drei Protagonistinnen, deren aus den Schienen gesprungenes Leben im kaum mehr zivilisierten Vollsuff zuweilen Slapstik-Charakter hat, durch ihre Zeugenschaft bei einem Verbrechen (?) eine gefährliche Dynamik gewinnt. Klug, jedoch fürs Nebenbei-Hören zu raffiniert konstruiert und mit mehr zischend geöffneten Gin-Tonic-Dosen, als alle Bücher, die ich bisher gelesen habe. Cheers!

Celebrity Memoir Book Club (Öffnet in neuem Fenster): Im kleinen Buchregal meiner Oma (RIP), unter dem Fernseher, standen sie stets aufrecht und zum Betrachter gerichtet – neue Promi-Biografien. Hildegard Knef, Hans-Dietrich Genscher, Lilo Pulver, Klaus von Dohnanyi, Romy Schneider. Ich kann mich bloß an kein einziges Gespräch über diese Bücher erinnern. Vermutlich reine Deko. Ein Einzelfall wird Großmama nicht gewesen sein, weshalb die Arbeit der Podcast-Macherinnen Claire Parker und Ashley Hamilton so verdienstvoll ist.

Sie lesen die Erinnerungen, die Stars und Sternchen ihren Ghostwritern diktierten – damit wir es nicht müssen. Jane Fonda (Öffnet in neuem Fenster), André Leon Talley (Öffnet in neuem Fenster) und Marilyn Monroe (Öffnet in neuem Fenster) bis Prinz Harry (Öffnet in neuem Fenster) oder Paris Hilton (Öffnet in neuem Fenster). Mit ansteckender Begeisterung und süffisanten Kommentaren. Ruhig mal reinhören, am besten in eine Folge, deren berühmter (Autoren-)Name Ihr Interesse besonders weckt.

All the Sinners Bleed (Öffnet in neuem Fenster)von S. A. Cosby: Sein letztes Buch „Die Rache der Väter (Öffnet in neuem Fenster)“ hat mich inhaltlich wie stilistisch schwer beeindruckt. Eine lakonisch erzählte Geschichte von zwei echten Haudegen-Daddys, die zugleich vom Tod ihrer Söhne und deren langjähriger Liebesbeziehung erfahren müssen. Trauer, Homophobie, Wunsch nach Vergeltung – eine explosive Mischung, die Cosby meisterhaft (und preisgekrönt!) zündet, Seite für Seite.

Im neuen Werk, das schon in meiner Libby (Öffnet in neuem Fenster)-Bibliothek wartet, muss der erste schwarze Sheriff von Charon County, Virginia, den tödlichen Dienstwaffengebrauch seiner Kollegen untersuchen. Dabei stößt er auf einen Serienmörder mit besten Verbindungen in einflussreiche Kreise, muss eine Parade rechter Milizen verhindern und sich der eigenen Vergangenheit stellen. Gewiefter thrill und Sozial-Kommentar, dieser Autor jongliert mit beidem virtuos.

https://www.youtube.com/watch?v=tCTknBnBwrg (Öffnet in neuem Fenster)

Wohlklang

„Oh, I'm drowning
It's raining all day
Yeah, I can't (yeah) breath“

„Drowning“ (Live in Seoul) von Woodz: Dieser Clip hat mich umgehauen, wow. Nicht nur optisch, obwohl Cho Seung-youn alias Woodz (Öffnet in neuem Fenster) in der Gen-Lotterie ordentlich abgeräumt hat, keine Frage. Es ist vielmehr seine kraftvolle Interpretation dieses melancholischen Alternativ-Rock-Stückes im Stil von The Killers (Öffnet in neuem Fenster) oder Nirvana, die mir unter die Haut geht. Perfekte Stimmbeherrschung (!), nuancenreich, roh, mit Mut zum Risiko. Dazu der reizvolle Kontrast zwischen, Pardon, baby face und purer Verzweiflung. Zwischen der Klage, keine Luft zu bekommen und der Mühelosigkeit, mit der Woodz den dramatischen Refrain bis zum letzten Ton herausschreit. Großes vocal Kino!

Vivo per lei (Live) (Öffnet in neuem Fenster)von Andrea Bocelli & Heather Headley: Was habe ich diese italienische Schlager-Ballade geliebt, als der italienische Tenor und Judy Weiss (Öffnet in neuem Fenster) (Gattin von Burda-Boss Philipp Welte) ihn 1995 in einer halb-deutschen Version (Öffnet in neuem Fenster) einsangen. Die Maxi-CD muss trotz Laserabtastung tiefe Rillen gehabt haben, so oft drückte ich auf die Repeat-Doppelpfeile. Ein Ohrwurm wie „Felicita“ oder „My Heart Will Go On“, es gab kein Entkommen.

Vor einigen Jahren fand der YouTube-Algorithmus diese Fassung (Öffnet in neuem Fenster), aufgezeichnet 2007 im Teatro del Silenzio (Öffnet in neuem Fenster) in der Toskana. An Bocellis Seite diesmal die US-Ausnahmesängerin Heather Headley (Öffnet in neuem Fenster), die ich 2001 am Broadway in der Titelrolle des Musicals „Aida“ (vom „Lion King“-Traumteam Elton John und Tim Rice) auf der Bühne erleben durfte. Stehender Applaus, nach jedem ihrer Lieder (Öffnet in neuem Fenster) und Duette. Auch diesmal bezaubern ihr präziser Ton und warmes Timbre, das vorbildhafte Ausnutzen jedes Resonanzraumes und ihr ansteckendes Lächeln. Bravissima!

Take Me to Church (Öffnet in neuem Fenster)von Sinéad O’Connor: Zum plötzlichen Tod der irischen Sängerin haben deutlich kenntnisreichere Kollegen und Wegbegleiter bereits alles gesagt und geschrieben, denke ich. Das maße ich mir lieber gar nicht an, als jemand, der außer „Sie hat das Hammer-Prince-Cover von , Nothing Compares 2 You‘ gesungen, das 1990 zum Welthit wurde“ nichts über sie weiß. In irgendeinem Podcast lief jedoch kürzlich der mir natürlich unbekannte track „Take Me to Church“ aus dem Album „I'm Not Bossy, I'm The Boss“ (erschienen 2014). Eine fast Country-eske Nummer, mit ungemein launigem Beat zum Mitstampfen – und quälend ehrlichen Zeilen, die durch Mark und Bein gehen. Vor allem nun, posthum. Eine Kostprobe:

„Oh, take me to church
I've done so many bad things, it hurts“
[...]
„So get me down from this here tree
Take the rope from off of me
Set me on the floor
I'm the only one I should adore!“

Es hat zwar keinerlei Bedeutung, dennoch möchte ich Miss O'Connor ewigen Frieden wünschen. Dort, wo sie jetzt ist. Rest in Power.

Gaumenschmaus

Mochi-Eiscreme vonLittle Moons (Öffnet in neuem Fenster): Warum fährt ein Hamburger (und Neu-Dörfler) zur Fashion Week nach Berlin? Für einen Nachhilfekurs in „what's hot, what's not“ natürlich. Die erste köstliche Lektion erhielt ich auf der Piazza der Messe Premium, an einem kleinen fuchsiafarbenen Probierstand eines Londoner Start-ups. Ich wusste zwar ungefähr, worum es sich bei mochi (Öffnet in neuem Fenster) handelt: süße Bällchen aus kuschlig weichem Reismehlteig.

Probiert hatte ich diese japanische Süßigkeit aber ebenso wenig wie ihren coolen Bruder – die gleiche Knuddelkugel, u. a. gefüllt mit Passionsfrucht- oder Pistazien-Eiscreme. Ein OMG-Moment, vom ersten Bissen an. Leider hat bei uns auf dem Land noch kein Edeka-Markt Little Moons im Sortiment, Metropolen mögen besser versorgt sein. Tipp: Ab und zu hat der eine oder andere böse Discounter No-Name-Klone in der Truhe. Besser als nix.

Veganes Knusperschnitzel „Hähnchen-Art“ von Vivera: Ich frage mich allmählich, was all die Fleischersatzprodukte mit ellenlangen Zutatenlisten, Zellulose und anderen Verdickungsmitteln mit unserer Darmflora machen. Werden. Bis es valide Studien gibt, gönnen wir uns ruhig weiter – gelegentlich – das krosseste Kunstschnitzel, das wir bisher testgebraten haben. Der USP ist die Cornflakes-Panade, wie bei KFC. Stimmt, „hydratisierte pflanzliche Proteine“ klingen nicht soooo sexy, aber dafür bleibt die Hühnerbrust dort, wo sie hingehört. Am Huhn.

Bewegtbild

Muscles & Mayhem: An Unauthorized Story of American Gladiators (Öffnet in neuem Fenster)“ (Netflix): Als das Teaser-Bild auf meinem Startbildschirm auftauchte, erinnerte ich mich dunkel an dieses trashige „Hau jemanden aus dem Publikum mit einem Polsterpaddel vom Podest“-Format aus den Neunzigern. Muss früher phasenweise auch Schulhofgespräch gewesen sein, glaube ich. Meine cup of Fanta war es nicht. Umso faszinierender diese neue Doku-Reihe, die fast alle noch lebenden Akteure vor und hinter der Kamera zu „American Gladiators“ befragt. Allein die wilde Genese der Show, das waghalsig gezimmerte Pseudo-Kolosseum, die mit Klebeband improvisierten Superhelden-Rüstungen, die (vielen) Verletzungen, das Gezänk ... Ein extrem süffiger Retro-Cocktail!

Celebrity (Öffnet in neuem Fenster)“ (Netflix): Wie funktioniert das Influencer-Business in Südkorea und wie erklimmt man dessen Olymp? Dieser Frage geht die Serie von Kim Yi-young (Drehbuch) und Kim Cheol-kyu (Regie) am Beispiel von Kosmetikvertreterin Seo Ah-ri (Park Gyu-young) nach. Die gerät durch Zufall in die Kreise eitler Insta-Diven, die sie belächeln und triezen wie Aschenputtel. Als ihr der Geduldsfaden reißt, beschließt Seo, die 100K-Follower-Crew mit ihren eigenen Waffen zu schlagen: Sie will Thron, Krone, Zepter und Werbeverträge für sich. Ihr Plan zum Erreichen dieses Ziels? Radikal.

Der eigentliche Reiz dieses Schlüssellochblicks in eine Szene, die ihre Brutalität nur bedingt mit Lippenstift und It-Bag kaschieren kann, ist die exzellente Recherche der Macher. Denn eigentlich ist „Celebrity“ ein unterhaltsam-abgründiges Seminar zum Influencer-Phänomen, das in Asien quasi auf Steroiden funktioniert. Ruhig mal reinschauen und Notizen machen.

Denkanregung

Ich hatte es eingangs erwähnt, manchmal – wie in diesem „Sommer“ – müssen unschöne Themen auf den Tisch. Wie Tod, Trauer und, ja, auch Suizid (Öffnet in neuem Fenster). Weil sie (leider) zum Leben gehören, und das ist bekanntlich weder eine Einhornzucht noch eine „Bridgerton“-Fete mit putzigen Cupcakes. Und weil wir, finde ich, über derlei end of life stuff zu wenig sprechen. Stattdessen konsumieren wir Schicksale, die für True-Crime-Podcasts und Doku-Serien ausgeschlachtet werden. Ja, das Verb war Absicht.

Macht mir auch Spaß, der zarte Grusel und das Mitfiebern, ob (Laien-)Reporter Fälle knacken, an denen die Polizei gescheitert ist. So allmählich allerdings beschämt mich das Lauschen, während Betroffene/Hinterbliebene/Opfer ihre traumatischen Erlebnisse erneut ins Mikrofon sprechen müssen. Vor fremden Menschen, die wieder gehen, wenn der O-Ton im Kasten ist. „Leichenschütteln“ nannte man das im Boulevardjournalismus, als ich vor über 25 Jahren die ersten Praktika im Lokalen machte. Hinfahren, tränenrührige Zitate mitkritzeln, rasch noch ein Kinderbild des/der Toten fürs Layout „ausleihen“, flugs zurück in die Redaktion. Zusammenschreiben. 

Finn and the Bell (Öffnet in neuem Fenster) (eine Folge des Podcasts „Rumble Strip (Öffnet in neuem Fenster)“): Dass man tragische Geschehnisse anders präsentieren kann, beweist Erica Heilman mit dieser Episode ihrer sympathisch volksnahen Sendung. Die einfühlsame Art, wie sie von der Selbsttötung des Teenagers Finn Rooney erzählt, vielmehr seine Eltern, Freunde und Mitmenschen erzählen lässt, ist eine master class im emphatischen Journalismus. In Heilmans Händen wird daraus die Feier eines jungen Lebens, das zu früh zu Ende ging, aber dennoch eine ganze Kleinstadt geprägt hat. So traurig der Anlass, so kathartisch das Zuhören.

Mein Freund Flo (Öffnet in neuem Fenster)“ (RadioEins): Eine ganz andere Geschichte, nämlich aus dem West-Berlin der späten 1980er, breitet Journalist Philip Meinhold in dieser vierteiligen Miniserie aus. Als er vom Tod seines Jugendfreundes Floh Roth erfährt, der vor dem Durchbruch seiner Punkband plötzlich verschwand, macht er sich (mit uns) auf eine Reise in die Vergangenheit. Wir lernen einen politisch engagierten Künstler kennen, der die eigenen Dämonen immer schwerer niederringen kann. Ohne, dass davon jemand etwas merkt. Ein bewegender Trip in eine turbulente Zeit, untermalt von krasser Musik. Und ein Weckruf für alle Angehörigen von psychisch Erkrankten.

Zur Dauer-Causa „Shein“: Ich will nicht zu sehr auf den chinesischen Fast-Fashion-Giganten eindreschen, weil man dabei Gefahr läuft, Anbieter wie H&M, Zara, Primark und viele andere zu schonen. Shein hat das Geschäft mit der Wegwerfmode schließlich nicht erfunden, sondern auf Mach7 beschleunigt und digital perfektioniert. Pervertiert. Zulasten von Arbeitern in aller Welt und der Natur. Soweit, so bekannt.

Aufschlussreicher fand ich diesen Artikel von Sangeeta Singh-Kurtz in „The Cut“ (Öffnet in neuem Fenster), der die Promotion-Irrfahrt einer Gruppe von Influencern beschreibt, die auf Einladung des Unternehmens in China durch Fabriken und Designateliers spazierten. Um sich, das glaubten einige Teilnehmer wohl wirklich, ganz investigativ „vor Ort von den Zuständen zu überzeugen“, unter denen Kleider für 15 Euro entstehen. Was sie vorfanden, war eine auf Hochglanz polierte Kulisse mit glücklichen Näherinnen, die sie sogleich artig mit Posts wie „Die einzigen, die in diesem 'sweatshop' schwitzen, sind wir“ kommentierten. Und damit einen riesigen #shitstorm auslösten. Manche:r Influencer:in ging sofort auf Tauchstation, und auch für das PR-Team von Shein dürften sich die Langstrecken-Tickets nicht ausgezahlt haben. Vertiefend sei unbedingt die Analyse „Fast, Cheap and Out of Control: Inside Shein’s Sudden Rise (Öffnet in neuem Fenster)“ von Vauhini Vara für „Wired“ empfohlen.

Dirty Little Secrets (Öffnet in neuem Fenster)“ (Bayerischer Rundfunk): Dass Streaming-Dienste die Musiker und Komponisten mit Centbeträgen abspeisen, ist ein alter Hut bzw. Gitarrenkoffer. Das Reporter-Team des BR deckte jedoch nicht nur auf, wie wenig etwa Spotify an Künstler ausschüttet, die deshalb auf Live-Gigs zwingend angewiesen sind – und dabei vom Ticket-Monopolisten Eventim (Öffnet in neuem Fenster) abgezockt werden. Die Kollegen befassen sich außerdem mit dem Phänomen der „Geistermusik“ auf der Plattform. Hunderte von artists, die es gar nicht gibt, deren Songs aber trotzdem millionenfach abgespielt werden. Spannend wie ein Thriller!

Kaufanreiz

Smoothing Facial Peel (Öffnet in neuem Fenster)“ von Dr. Duve: Was das Schönheitspflege-Arsenal betrifft, ist mein Job Fluch und Segen zugleich. Privilegiert bin ich, weil ich neue, teils sündhaft teure Produkte als Muster testen darf. Die Krux ist, dass ich meiner Haut ungefähr 80 Prozent der Beauty-Innovationen gar nicht zumuten kann, und mit sanften Waschgels sowie dem wunderbaren Aloe-Vera-Gel von Rossmann (Öffnet in neuem Fenster) mein Morgenritual bestreite. Bei diesem Peeling der doctor brand eines Münchner Promi-Dermatologen habe ich nun mal eine Ausnahme gemacht. Ab und an überkommt mich einfach das Bedürfnis nach gründlichem „Visage-Schrubben“.

Das Produkt mischt dafür Pfirsichkernpartikel mit einem Cocktail aus Glykolsäure AHA und Polyhydroxysäure für einen glatteren, erfrischt wirkenden Teint. Und, jawohl, das unscheinbare Tübchen kann wirklich was. Das ist zumindest das Ergebnis des Daheimtests. Mein Tipp: Maximal einmal pro Woche oder seltener verwenden, nicht länger als eine Minute einwirken lassen, den Augen- und Lippenbereich sorgfältig aussparen und direkte Sonne für mindestens zwei Tage vermeiden.

Bionic Reading (Öffnet in neuem Fenster): Während des Studiums gehörte ich zur Clique der Selbstoptimierer und landete im Zuge der Bemühungen um mehr Produktivität, Effizienz und Superkräfte beim sogenannten Speed Reading (Öffnet in neuem Fenster). Eine Methode, die unser peripheres Sehen dazu benutzt, ganze Buchseiten im Rekordtempo aufzusaugen. Bei mir hat das ungefähr so gut funktioniert wie bei den Stereogramm-Bildbänden (Öffnet in neuem Fenster), wo alle verborgene Wesen und Objekte vor sich schweben sahen. Bis auf mich.

Anders meine Erfahrungen mit dieser Browser-Erweiterung aus der Schweiz, die ein ähnliches Prinzip nutzt, um die Lesedauer von Webinhalten zu schrumpfen. Die kleine App formatiert die Texte neu und hebt Wortteile gefettet hervor. Unser Gehirn vervollständigt diese Fragmente automatisch und erschließt sich den Sinn, quasi im Backend, während unsere Augen längst Zeilen weiter gesprungen sind. Für genussvolle Momente mit bester (Unterhaltungs-)Literatur würde ich diesen optischen Trick zwar nicht empfehlen, aber gerade bei langen Abhandlungen, Studien oder Wikipedia-Einträgen hilft das Add-on recht zuverlässig. Ich bin gespannt auf Ihr Feedback: luxusprobleme@luckyincmedia.com

Zwerchfellkrampf

„All I Have Faith in is Art, Orgasms, and Friendships.“

– Titel einer Episode des Podcasts „Vibe Check (Öffnet in neuem Fenster)

Quittung

1 Stern bei Yelp

... geht an jene Influencer, die von Pandemie-Nachwirkungen und verödenden Innenstädten gebeutelten Restaurants ziemlich dreist Gratis-Mahlzeiten aus der Küche leiern. In der „New York Times“ beschreibt Karen Stabiner (Öffnet in neuem Fenster) diese freche Masche und befragt Gastronomen dazu, wie sie mit dem „Lecker Lunch für Likes“-Trick umgehen. Nur eine weitere Facette einer leider viel zu unregulierten Branche aus kreativen Könnern und (eben auch) freeby junkies, deren Vertreter mitunter die moralische Integrität fehlt, um mit ihrer Macht fair umzugehen.

„Barbie is a beautiful image of ersatz freedom,
but it's a freedom non-plastic women have to still fight for.“
– Kulturkritikerin Maureen Corrigan (Öffnet in neuem Fenster)

Extra-Trinkgeld

... gibt es für das mit Abstand beste Podcast zum grassierenden Barbie-Revival, und zwar „L.A. Made: The Barbie Tapes (Öffnet in neuem Fenster)“. Darin blicken Antonia Cerejido und M. G. Lord nicht nur auf die erstaunliche Erfolgsgeschichte der schlanken Plastikblondine zurück, sondern enthüllen einen sensationellen Schatz: nie zuvor gesendete Mitschnitte von Lords Interviews mit dem kompletten inner circle um Barbie. Angefangen mit Erfinderin Ruth Handler (Öffnet in neuem Fenster) nebst Gatten, der Designerin ihrer glamourösen Garderobe, den Produktentwicklern und Marketing-Magiern. Außerdem ordnen die Moderatorinnen die ambivalente Rolle der Puppe im Kampf von Frauen um gesellschaftliche Teilhabe ein. Wer noch weiter in die Tiefe gehen möchte, dem lege ich M. G. Lords Standardwerk „Forever Barbie: The unauthorized Biography of a Real Doll (Öffnet in neuem Fenster)“ sehr ans Herz.

Foto: Siems Luckwaldt

Bild schön!

Ein Schnappschuss durch die Menge im gut besuchten Estadio Cívitas Metropolitano in Madrid, wo sich im Rahmen des Ein-Tag-Festivals K-Pop Lux (Öffnet in neuem Fenster) sieben angesagte Bands wie Ateez (Öffnet in neuem Fenster) (o.) die light sticks in die Hand gaben. Ein besseres Real-Labor, um die (weibliche) Gen Z zu beobachten und besser zu verstehen, gibt es nicht. Egal, ob man Songs wie „Bouncy“ oder „Say My Name (Öffnet in neuem Fenster)“ nun mag oder nicht.

Ein Hinweis zum Schluss: Alle Empfehlungen, die ich in diesem Newsletter mit Ihnen teile, liebe Abonnenten, sind ganz persönliche und daher hochgradig subjektive Tipps. Als solche verstehen sie sich natürlich nicht als fachlicher (Experten-)Rat in irgendeiner Form, sondern haben rein unterhaltenden Charakter. Außerdem mache ich mir durch die Verlinkung weder die auf den jeweiligen Websites ausgedrückten Fakten und/oder Meinungen zu eigen, noch stehe ich in irgendeiner Geschäftsbeziehung zu Anbietern oder Machern. Für diese Unabhängigkeit zahlen Sie schließlich freundlicherweise mit Ihrem Monats- oder Jahresbeitrag. Vielen Dank, dass ich so mehr (Gedanken-)Freiheit genieße als im traditionellen Mediengeschäft. Ich hoffe, mit jeder Ausgabe der LuxusProbleme profitieren auch Sie davon bestmöglich.

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