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Noltes Notizen | 5. Juni 2022 - Pfingsten

Liebe KLup-Freund:innen,

mit etwas Verspätung kommt mein wöchentlicher Newsletter diesmal. Dafür immerhin ein hochfestlicher zu Pfingsten! Den Trost, den Beistand, die Energie, das kräftige Wehen des Geistes - wir haben ihn in diesen Zeiten ganz besonders nötig. Es geht um viel, und wohl wir alle ahnen immer stärker, welche umstürzenden Entwicklungen uns bevorstehen. Oder besser: in welchen massiven Veränderungen wir als katholische Kirche vor allem in Deutschland stehen. 

Es gerät einiges durcheinander, das stimmt. Nicht ohne Grund haben wir auf der Titelseite der Zeitungsausgabe von "Kirche+Leben"  zu Pfingsten geschrieben: 

"Wenn die Kirche rot sieht, könnte der Heilige Geist im Spiel sein." 

Wer wollte sagen, welches Durcheinander von ihm kommt in all dem, was gerade "los" ist, was uns "lose" erscheint, jedenfalls nicht mehr fest und unumstößlich, was eben alles nicht mehr hält? Und wer wollte sagen, was davon ganz sicher von allen guten Geistern verlassen ist? Ein wenig habe ich in meinem Pfingst-Impuls darüber geschrieben. (Öffnet in neuem Fenster)Über das Durcheinander, das mal vom Heiligen Geist und mal vom großen Durcheinanderbringer, dem "Diabolus", stammt. Gern empfehle ich ihn an diesem Pfingstsonntagabend eurer Lektüre.

Ziel des KLup-Treffens: Der 90,5 Meter hohe Turm der Lambertikirche.

Wie sehr auch euch beschäftigt, wie es mit der Kirche weitergeht, wie es überhaupt weitergehen kann, wo so viel Energie und Kraft von den schweren Themen verschlungen wird - allem voran der Umgang mit Missbrauch im Bistum Münster und das entsprechende Gutachten, das wir am 13. Juni erwarten -, das war das bei weitem dominierende Thema bei unserem ersten KLup-Treffen am vergangenen Freitag. Zugegebenermaßen war der Termin nicht sonderlich klug gewählt (dafür bitte ich um Entschuldigung); am Pfingstwochenende haben viele anderes vor als sich womöglich auf die verstopften Autobahnen Richtung Münster zu begeben. Und so waren wir eine recht kleine Gruppe, die eher aus der westfälischen Umgebung - aus Dorsten-Lembeck, Billerbeck, Nordwalde und Münster - zu uns ins Medienhaus gekommen sind. Wunderbar, dass ihr da wart! Danke dafür!

Die Gespräche aber, die wir nach einer Führung durch die Redaktion in der ehemaligen Bonifatiuskirche geführt haben, kreisten sehr bewegend um eben diese Themen: Wie können wir als Kirche angesichts der Missbrauchskrise noch nach vorn schauen? Wie gehen wir damit um, dass so viel wegbricht, dass wir immer weniger werden, dass es unsere Botschaft so schwer hat, ihre Kraft zu entfalten? Wie gehen wir damit um, dass sich immer weniger Menschen - auch in unseren Familien und Freundeskreisen - für den Glauben interessieren? Was geht da alles an so wichtigem Input auch für unsere Gesellschaft verloren ...

Blick vom Lambertiturm auf Münsters "Wohnzimmer", den Prinzipalmarkt.

Ich habe das sehr wach wahrgenommen, und es sind auch meine Fragen und meine Sorgen. Für mich steht aber auch: Wenn denn auch diese Zeit und diese Entwicklungen "Zeichen der Zeit" sind, die wach wahrzunehmen uns kein Geringerer als der Heilige Geist selber "einflößt", dann heißt das allemal auch: Irgendetwas in all dem Sterben und Zuendegehen und bis zur Unkenntlichkeit sich Verändernden hat etwas Lebenspendendes, Erwachendes, Aufkeimendes. Das mag noch nicht im Ansatz erkennbar sein, aber deshalb ist uns sinnlos Erscheinendes nicht auch geistlos. Im Gegenteil. Wer weiß, wo der Geist weht. Definitiv nicht automatisch da, wo wir wollen ...

Meinen Glauben jedenfalls lasse ich mir bei aller Krise und trotz aller Unsäglichkeiten und aller ängstlichen Bemühungen, die Kirche möge sich nicht bewegen, nicht kaputt machen. Meine noch so kleinen Zellen authentischen Kircheseins schon gar nicht. Meine kleinen Pfingsterlebnisse auch nicht - wie etwa jenes, wegen dessen es am Freitag keine "Noltes Notizen" gab: mein ungeplanter Besuch bei der Polizei wegen einer dämlichen Delle an meinem Auto. Da fragt der Beamte (Anfang, Mitte vierzig) beim Ausfüllen der Formulare nach meinem Beruf. "Journalist", antworte ich. "Ah!", staunt der Polizist neugierig, "und wo?" - "Bei Kirche+Leben hier gleich um die Ecke", sage ich. - "Ach was," sagt er, "kenn ich! Ich gehöre ja hier zu Dreifaltigkeit." Und beim Abschied wünschte er mir: "Ja dann viel Heiligen Geist zum Pfingstfest!" Das war auch in Münster eine überraschende, schöne und bestärkende Erfahrung: sowas wie Polizeischutz für den Heiligen Geist ... ;-) 

Ralf Hammecke vor der Lambertikirche auf Münsters Prinzipalmarkt.

Zurück zu unserem KLup-Treffen: Wir hätten noch viel länger zusammensitzen und diskutieren können, aber wir waren ja für 19 Uhr in der Stadt verabredet - zur exklusiven Turmbesteigung mit Ralf Hammecke (Foto oben), dem Verwaltungsdirektor des Bischöflichen Generalvikariats, Diakon in St. Lamberti und KLup-Mitglied der ersten Stunde. Er erwartete uns am Eingang von Münsters so berühmter Kirche am wunderschönen Prinzipalmarkt und entführte uns mit jeder der rund 300 Stufen mit großem Wissen und begeisterternder Präsentation in die Geschichte der Westfalenmetropole, des Dreißigjährigen Kriegs, erzählte vom Vatikan-Gesandten Fabio Chigi (1599-1667), der bei den Friedensverhandlungen unweit von St. Lamberti seine bitteren Erfahrungen mit Regen, Bier und Schwarzbrot notierte, schließlich 1655 zu Papst Alexander VII. gewählt wurde und über seine Freundschaft mit Gian Lorenzo Bernini, den er schließlich mit der Planung des Petersplatzes beauftragte. 

Auf der Höhe der Wiedertäufer-Käfige mit Blick auf St. Martini.

Schließlich ging es um den neogotischen Neubau des Lamberti-Turms und seine Verwandtschaft mit den Kölner Domtürmen bis zu den Herausforderungen, die kirchliche Immobilien schon heute nicht zuletzt in finanzieller Hinsicht mit sich bringen. Wir hatten einen echten Fachmann dabei - und so verflog die Zeit im Nu. 

Die Eindrücke aber, die der Blick von den verschiedenen Etagen des Lamberti-Turms auf Münster mit Dom und Überwasserkirche oder auch an den Wiedertäufer-Käfigen vorbei auf dem Prinzipalmarkt ermöglichte, die sollen dann in einigen Fotos auch hier für sich sprechen.

Blick auf den St.-Paulus-Dom (links) und die Überwasserkirche.

Überwasserkirche.

Auf dem Turmumgang.

Ein Höhepunkt schon vor dem höchsten Punkt des Turms aber war ein spontanes kleines Orgelkonzert mit dem weit über die Stadtgrenzen hinaus renommierten Lamberti-Organisten Professor Thomasz Adam Nowak, der uns eine großartige und gewaltige Improvisation über "Komm Heilger Geist" schenkte. 

Lamberti-Organist Tomasz Adam Nowak.

Klar ist: Ein solches Treffen mit Austausch und einem exklusiven kulturellen Programm soll es auf jeden Fall wieder geben. Wir haben dazu schon einige Ideen - aber lasst uns gern wissen, welche sonst verschlossenen Türen wir für euch öffnen sollen. Wir setzen alles daran, das das möglich wird.

Euch viel Freude beim Bilderschauen und Videogenießen - und überhaupt eine gesegnete, geistvolle Zeit!

Guet goahn!

Markus Nolte (Chefredakteur Online)

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