Das KLup-Wochenmenü | 15. Juni 2022
Liebe KLup-Freund:innen,
eine gewisse Ratlosigkeit und eine tiefgreifende Bestürzung ob des Ausmaßes breitete sich am Montag nach der Veröffentlichung des Missbrauchs-Gutachtens für das Bistum Münster in unserer Redaktion aus. Es gibt deutlich mehr Betroffene und Beschuldigte als bislang angenommen. 610 Missbrauchstaten und 196 beschuldigte Geistliche hat die Historiker-Kommission in ihrer Studie nachweisen können. Die Dunkelziffer sei viel höher, so die Forscher.
Das sind die bloßen Zahlen - doch dahinter stecken jeweils Geschichten und Schicksale. Diese Forschungsarbeit lässt nur erahnen, welches Ausmaß sexualisierte Gewalt und deren Vertuschung gehabt haben müssen. Wir waren für euch bei der Vorstellung des Gutachtens, haben mit Betroffenen und Bischof Genn darüber gesprochen. Wir bleiben selbstverständlich dran, wenn sich am Freitag, 17. Juni, Bischof Felix Genn ausführlich zur Studie und zu möglichen Konsequenzen äußern möchte. Alle Infos findet ihr wie immer auf Kirche-und-Leben.de (Öffnet in neuem Fenster).
Was die Kirche auch bewegt
Gott sei dank gibt es sie weiterhin - die Geschichten, die zeigen, wie lebendig die katholische Kirche ist. Ein außergewöhnliches Ereignis fand am vergangenen Wochenende in Münster statt. Dort gründete sich eine äthiopisch-orthodoxe Gemeinde und dies wurde über Tage ausgiebig gefeiert, wie unser Mitarbeiter Jürgen Flatken in Wort und Bild berichtet (Öffnet in neuem Fenster).
Ein Pfarrer gibt seine Schlüssel ab - nicht von seiner Kirche, sondern im Fall von Helmuth Schomaker aus Stuhr-Moordeich sind es die Schlüssel zur Justizvollzugsanstalt für junge Straftäter in Vechta. Dort war er mehr als 40 Jahre lang als Gefängnisseelsorger aktiv. Nun verabschiedet er sich in den Ruhestand. Was ihn bewegt und berührt hat, welche Motivation ihn angetrieben hat, berichtet mein Kollege Franz-Josef Scheeben (Öffnet in neuem Fenster).
Strukturdebatte im Bistum Münster
Die katholische Kirche wird kleiner. In den kommenden Tagen werden die offiziellen Austrittszahlen für das Jahr 2021 bekanntgegeben. Auch das Seelsorgepersonal wird deutlich kleiner. So müssen sich auch die Pfarreien im Bistum Münster mittelfristig neu aufstellen. Bischof Felix Genn hat zu Beginn der Debatte über neue pastorale Räume betont, es werde keine weiteren Fusionen geben. Dennoch wird die Zusammenarbeit zwischen Pfarreien intensiviert werden müssen.
In der kommenden Woche machen wir eine Bestandsaufnahme. Wo stehen die Pfarreien im Prozess der Bildung von pastoralen Räumen? Welche Herausforderungen gibt es, welche Lösungsansätze sind vielleicht schon gefunden worden? Unsere Reporter haben sich konkrete Fälle und Ansprechpartner herausgesucht.
Studie rüttelt auf
Zum Abschluss blicke ich nochmal auf die Auswirkungen des Missbrauchs-Gutachtens. In den ersten Gemeinden sind schon Gesprächsabende anberaumt worden, bei denen die Studie offen diskutiert werden soll. So fährt mein Kollege Johannes Bernard in der kommenden Woche in zwei Gemeinden, um die Stimmung an der katholischen Basis zu dokumentieren.
Bis bald,
Jan Dirk Wiewelhove (Chef vom Dienst Online)