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Antisemitismus im Januar 2025: Eine Bestandsaufnahme

Die ersten 19 Tage des Januars 2025 zeichnen ein alarmierendes Bild: Antisemitische Vorfälle sind weltweit angestiegen. Diese Zahlen sind nicht nur eine Fortsetzung, sondern eine Verstärkung der Problematik, die in den vergangenen Jahren nie wirkliche Ruhe fand. Der Rückblick auf diese ersten Tage zeigt eine erschreckende Bandbreite der Vorfälle – von verbalen Angriffen und rassistischen Kommentaren bis hin zu gewalttätigen Auseinandersetzungen und Sachbeschädigungen.

Die folgenden Ereignisse sind nicht nur Einzelfälle, sondern Ausdruck eines größeren Problems: eines Hasses, der sich zunehmend offen zeigt. Sie stehen exemplarisch für das, was viele Jüdinnen und Juden täglich erfahren – und fordern uns als Gesellschaft heraus, entschieden dagegenzuhalten.

In der Neujahrsnacht kam es im Münchener Stadtteil Pasing, wie die Polizei am Donnerstag berichtete, zu einem Angriff auf Einsatzkräfte, die versuchten, das öffentliche Verbrennen von israelischen Flaggen zu verhindern. Bis zu zehn vermummte Randalierer setzten Feuerwerkskörper, Böller und Flaschen gegen die Beamten ein und zogen sich nach den Angriffen immer wieder in die Menge der Umstehenden zurück. Dazu ertönten „Allahu akbar!“-Rufe.

Am 01. Januar 2025 wurde in Sydney eine Synagoge in Newtown, Ziel eines antisemitischen Übergriffs. Unbekannte Täter beschmierten das Gebäude mit Graffiti, das antisemitischen Botschaften. Die Polizei bestätigte, dass Ermittler Videoaufnahmen von zwei Tatverdächtigen gesichtet haben. Neben den Schmierereien wird auch vermutet, dass ein Brandanschlag auf die Synagoge verübt werden sollte. Australien verzeichnet zudem einen 400%igen Anstieg antisemitischer Vorfälle.

Am 3. Januar 2025 wurde der Chanukka-Leuchter auf dem Potsdamer Platz in Berlin beschädigt. Laut einem Sprecher der Polizei wurden Leuchtmittel entfernt und Teile der Befestigung des Leuchters zerstört. Die Ermittlungen deuten darauf hin, dass eine politische Motivation der Tat nicht ausgeschlossen werden kann.

In der Zeitspanne zwischen Freitag, 3. Januar 2025, 14 Uhr, und Samstag, 4. Januar 2025, 11:40 Uhr, legten Unbekannte einen Schweinekopf vor dem Prager-Haus in Apolda ab. Laut der Staatsanwaltschaft gibt es bislang keine Verdächtigen, wie ein Sprecher gegenüber MDR Thüringen bestätigte. Es wird ermittelt.

Am 5. Januar 2025 sah sich ein israelischer Soldat, der das Massaker der Hamas beim Supernova-Festival am 7. Oktober überlebte, dazu gezwungen, Brasilien zu verlassen, nachdem gegen ihn ein Kriegsverbrecherverfahren eingeleitet wurde. Dies geschah im Zuge wachsender Kritik am Gaza-Krieg, wie lokale Berichte berichten. Yuval Vagdani befand sich mit seiner Familie im Urlaub in Brasilien, als Berichte auftauchten, die ihn als Verdächtigen nannten, der angeblich ein „Wohngebäude im Gazastreifen mit Sprengstoff außerhalb von Kampfhandlungen“ zerstört haben soll, wie das brasilianische Nachrichtenportal Metrópoles berichtete.

Nach der Besetzung eines Hörsaals der Alice-Salomon-Hochschule in Berlin durch “pro-palästinensische Aktivist:innen” am 6. Januar 2025, belegen Fotos und Videos aus dem Hörsaal mehrere antisemitische und Terror verherrlichende Vorfälle. So zeigt ein Bild die Büste der jüdischen Namensgeberin der Hochschule, Alice Salomon, die mit einem Palästinatuch verhüllt wurde. Auf dem Sockel ist zudem das Wort „Palestine“ zu lesen. Beide Elemente, das Tuch sowie der Schriftzug, sind mittlerweile entfernt worden. Weitere Aufnahmen dokumentieren Postkarten in arabischer Sprache, auf denen die ins Deutsche übersetzte Parole „Hamas, mein Liebling“ zu erkennen ist. In zwölf Fällen wurde Anzeige erstattet.

Am 7. Januar 2025 wurde die israelische Sektion der Organisation Amnesty International suspendiert, mit der Begründung, dass diese in „anti-palästinensischem Rassismus“ agiere. Dies folgt auf frühere, teils heftig kritisierte Vorwürfe der Organisation gegen Israel, darunter die Anschuldigung der „Apartheid“ und des „Völkermords“ im Gazastreifen. Der Begriff „Völkermord“ ist rechtlich definiert und bezieht sich auf absichtliche Handlungen, die darauf abzielen, eine nationale, ethnische, rassische oder religiöse Gruppe ganz oder teilweise zu vernichten. Dabei muss eine Vielzahl spezifischer Kriterien erfüllt sein, die durch internationale Strafgerichtshöfe wie den Internationalen Strafgerichtshof (ICC) überprüft werden. Diese Kriterien sind bisher nicht erfüllt.

Am 8. Januar 2025 wurden in Frankreich mindestens zehn jüdische Wohnungen und Geschäfte sowie eine Synagoge in der nordfranzösischen Stadt Rouen mit antisemitischen Graffiti beschmiert, wie die Polizei mitteilte. Antisemitismus wird als Motiv für die Taten vermutet.

Ebenfalls am 8. Januar 2025 spricht die Israelische Generalkonsulin im Saarland eine Warnung vor zunehmendem Antisemitismus aus. Seit Beginn des Krieges im Nahen Osten ist eine alarmierende Zunahme antisemitischer Straftaten im Saarland zu verzeichnen. In ihren Gesprächen mit lokalen Gemeindemitgliedern berichteten diese von wachsender Angst und Unsicherheit. Besonders auffällig ist der Trend, dass immer mehr Jüdinnen und Juden Deutschland verlassen und nach Israel auswandern.

Am 11. Januar 2025 wird die Scheibe am Bundesinnenministerium in Berlin-Moabit durch einen Syrer mit einem Pflasterstein beschädigt. Laut Informationen verlangte der Mann zuvor, mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über den Gazakrieg zu sprechen. Er soll sich über die Lage im Gazastreifen beklagt und dabei den Begriff »Genozid« verwendet haben.

Am 12. Januar 2025 kam es in Rom zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Polizei, bei denen acht Beamte verletzt wurden. Die Krawalle entbrannten im Zuge einer Demonstration, die sich gegen den Tod von Ramy Elgaml richtete. Der 19-jährige Mann ägyptischer Herkunft war am 24. November bei einer Verfolgungsjagd mit den Carabinieri in Mailand ums Leben gekommen. In der Nacht auf Sonntag wurde dabei in Bologna die dortige Synagoge angegriffen.

Ebenfalls am 12. Januar 2025 forderte die britische islamische Organisation IHRC zum Boykott des Holocaust-Gedenktages auf. Sie bezeichnete es als "moralisch inakzeptabel", dass das Leid der Bevölkerung im Gazastreifen nicht in gleichem Maße wie der Holocaust als "Völkermord" anerkannt werde.

Am 12. Januar 2025 fiel auf der LLL-Demonstration in Berlin im "Palästina-Block" die Parole "Palästina bleibt arabisch". Es wurde versucht, diese Äußerung als rein politisch motiviert und ohne problematische Implikationen darzustellen. Doch diese Parole ist mehr als nur ein politisches Statement: Sie stellt eine linke, antiimperialistische Variante jener völkischen, rechten Slogans dar, die mit Gewalt und Ausgrenzung assoziiert werden. In ihrer zugrunde liegenden Botschaft erinnert sie frappierend an das ebenfalls toxische "Deutschland den Deutschen" – ein Ausdruck, der längst als extremistisch gilt.

Am Wochenende um den 13. Januar wurde die Synagoge in Maribor, Slowenien, Ziel einer antisemitischen Attacke. Unbekannte Täter beschmierten das Gebäude, das heute als jüdisches Kulturzentrum dient, mit den Parolen „Death to the Jews, Glory to Slovenia“, „Jews are the evil of the world.“

Am 14. Januar 2025 veröffentlichte Der Standard ein Interview mit Shoura Hashemi, der Leiterin von Amnesty International Österreich, in dem Hashemi erklärte, dass sie aufgrund ihrer persönlichen Familiengeschichte nicht das Gefühl habe, sich für die Shoah verantwortlich zu machen. Sie führte aus: „Ich habe keine Familiengeschichte, die mit dem Zweiten Weltkrieg zusammenhängt. Da gibt es keinen Opa, der vielleicht eine fragwürdige Rolle im Zweiten Weltkrieg hatte. Vielleicht fällt es mir deshalb leichter, das nüchterner zu sehen und mich nicht für die Shoah schuldig zu fühlen.“ Die Problematik liegt hierbei in der Tendenz, historische Schuld als eine Angelegenheit persönlicher Erlebnisse und Entscheidungen zu betrachten, anstatt sie als eine kollektive Aufgabe der Gesellschaft zu begreifen, die über persönliche Entlastung hinausgeht.

Am 14. Januar 2025 veröffentlicht die Anti-Defamation-League (ADL) eine Studie über die antisemitischen Einstellungen von Erwachsenen weltweit. Nahezu die Hälfte der Erwachsenen weltweit vertritt antisemitische Ansichten. An der Umfrage, die in 103 Ländern durchgeführt wurde, nahmen insgesamt 58.000 Menschen teil. Ihnen wurden elf gängige antisemitische Stereotype vorgelegt, darunter Behauptungen wie „Juden haben zu viel Kontrolle über die Regierung“ oder „Juden kümmern sich nicht um das Wohl anderer“. 46 Prozent der Befragten stimmten der Meinung zu, dass mindestens sechs dieser Vorurteile „wahrscheinlich wahr“ oder „sicher wahr“ seien.

"Ceasefire today, liberation tomorrow" – ein Slogan, der am Mittwoch, den Am 16. Januar 2025 von verschiedenen anti-israelischen Organisationen verbreitet wurde. Die Aktivist:innen sprachen davon, dass der vorübergehende Stopp der Feindseligkeiten lediglich ein Zwischenziel sei, gefolgt von fortgesetzten Bemühungen, den Staat Israel zu vernichten.

Um den 16. Januar 2025 stimmte Francesca Albanese, die UN-Sonderberichterstatterin für Palästinenser, einem antisemitischen Beitrag der Anti-Israel-Plattform Mondoweiss zu. Der Artikel zieht eine markante Parallele zwischen den aktuellen militärischen Einsätzen Israels und den langfristigen globalen Auswirkungen des Klimawandels. Die These des Textes ist klar: »Jede Bombe, die auf Gaza fällt, erzeugt Wellen, deren Auswirkungen nicht nur in politischen und sozialen Spannungen, sondern auch in steigenden Meeresspiegeln, zunehmenden Temperaturen und den verheerenden Bränden, die aktuell die Hügel Kaliforniens bedrohen, spürbar werden.«

Dieser Artikel erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die zugrunde liegende Recherche stützt sich auf die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung verfügbaren Informationen. Ich werde die Entwicklungen weiterhin beobachten und den Artikel bei Bedarf aktualisieren. Zur vertieften Auseinandersetzung mit dem Thema lade ich die Leser:innen ein, sich weiterführend mit zusätzlichen Quellen und Perspektiven auseinanderzusetzen.

Kategorie Antisemitismuskritik

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