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Die Wachstumsdiskussion? Eine bessere Alternative!

Von Manuel Benjamin Lehmann

Dass kein unbegrenztes Wachstum auf einem begrenzen Planeten möglich ist, ist eines der stärksten Narrative der grünen Bewegung. Dem gegenüber steht Wachstum = Wohlstand und Arbeitsplätze. Bis heute gibt es keine Regierung, auch keine linke, die sich dem zweiten Narrativ entziehen kann und darauf eine Antwort hat, respektive dem etwas entgegensetzen kann. Mit einer Ausnahme: Bhutan verfolgt das Ziel des Bruttonationalglück und ist bestrebt um ein Gleichgewicht zwischen Wirtschaft und Umwelt. Das erste Narrativ mit dem unbegrenzten Wachstum hingegen ist nicht nur ein Narrativ, sondern auch ein Fakt. Einer der sich immer stärker zeigt und uns in den Untergang führt.

Darum hat sich der deutsche Physiker Anders Levermann, Leiter der Komplexitätsforschung am Potsdamer Klimainstitut Gedanken dazu gemacht, ob sich den beiden Narrativen nicht etwas entgegensetzen liesse. Fündig geworden ist bei einem mathematischen Prinzip: Der Faltung. Aus seinen Überlegungen ist ein lesenswertes Buch entstanden.

Das Zeitalter der Expansion endet. Entweder weil wir uns dafür entscheiden. Oder weil uns die zunehmenden Krisen ausbremsen. Zudem brauchen wir eine rasche gesellschaftliche Entwicklung. Technologische Entwicklungen allein werden uns nicht retten. Wir brauchen ein neues Denken und müssen uns als Gesellschaft anders organisieren. Das Prinzip der Faltung ermöglicht uns ein Wachstum in die Diversität. Dafür zieht Levermann die Kultur als Beispiel herbei, die bereits immer besonders gut war in dieser Art von Wachstum. Es geht nicht um mehr oder grösser, sondern um besser oder anders!

Anders Levermann schlägt aber nicht nur ein neues Denkmodell vor, sondern auch ganz bewusst Grenzen zu setzen, um dieses neue Wachstum überhaupt erst zu ermöglichen. Diese fehlende Begrenztheit behindere sowohl den Wettbewerb wie auch die Nachhaltigkeit. Dass Grenzen Wachstum fördern, ist in der Tat ein neues Narrativ. Eines dass der Ökonomie aber eigentlich nicht fremd ist: Knappheiten machen kreativ.

Dies gilt auch für künstlich herbeigeführte Knappheit. Levermann macht Beispiele: Ein Plastikverbot, der Emissionshandel, Null Rohstoff-Abbau, eine Obergrenze für Unternehmensgewinne (wird diese überschritten, muss sich die Firma splitten), eine Begrenzung der Ungleichheit, eine Transaktionssteuer. Was der Physiker nicht will: Eine Planwirtschaft. Wir ziehen Grenzen, um Innovation zu fördern.

Kreativität und Innovation sollen nicht behindert werden. Es gibt einen Antrieb in uns Menschen, der aktiviert werden kann, wenn wir Probleme zu lösen haben. Vielleicht ist dies sogar der Treiber hinter jeglicher Entwicklung. Ein «Wachstumsverbot» wirkt dem entgegen. Und was Levermann auch sagt: Eigentlich sind wir bereits mittendrin, in diesem Prozess des Wachstums in der Faltung!

Anders Levermann: Die Faltung der Welt. 2023 im Ullstein Verlag.

https://www.pik-potsdam.de/~anders/articles/FaltungLevermannFAZeit.pdf (Öffnet in neuem Fenster)

Bild: Qinghill (unsplash)

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Kategorie Nachhaltige Entwicklung

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