Die Erfindung der Normalität
Um 1930, durchaus aber auch später und dann vor allem nach dem Krieg trugen Architekten wie Ernst Neufert und Egon Eiermann dazu bei, die Innovationen des Bauhauses und allgemein der frühen Moderne in der Breite auszurollen. Damit waren sie äußerst erfolgreich. Pionierbauten wie das Abbeanum und das Studentenhaus am Philosophenweg in Jena (beide aus der Zeit 1928–30) könnte man auf den ersten Blick für dröge Nachkriegsgebäude halten. Auch Eiermanns ehemaliges Feuerlöschgerätewerk in Apolda von 1938 kommt einem vor, als hätte man so etwas schon einmal gesehen.
https://www.youtube.com/watch?v=TZfp8cbEHmk (Öffnet in neuem Fenster)Eine Ästhetik aus strengen, schmucklosen, asymmetrischen Zusammenstellungen von Quadern mit nichttragender Klinkerfassade, großen Fensterflächen und als einziger Gliederung hell herausgehobenen Gesimsen oder Tragwerksteilen: Diese Art zu bauen sieht heute so selbstverständlich (und irgendwie auch abgedroschen) aus, weil sie sich durchgesetzt hat.
Nur ein Schlaglicht dazu: Gerade gestern habe ich zufällig eine Meldung darüber gelesen, dass das Kreishaus in Rotenburg an der Wümme unter Denkmalschutz gestellt worden ist. (Öffnet in neuem Fenster) Es wurde fast 40 Jahre später erbaut als die beiden Bauten Ernst Neuferts aus dem Video (Fertigstellung 1968); und so sieht es aus:
Bild: »Wusel007« bei Wikipedia, CC BY-SA 3.0 (Öffnet in neuem Fenster)
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