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Habibiiii, warum sind wir eigentlich keine Freunde?

Oder: Was mir so durch den Kopf ging, als ich “Love is blind Habibi” guckte.

Also gleich mal vorweg: Ich bin nicht so ein Mega-Fan von Reality-Shows. Eigentlich gar kein Fan von Reality-Shows. Überlebende auf Inseln, Eingesperrte in Containern, reiche Hausfrauen, an denen nix real ist – das alles ist nicht so mein Ding, ehrlich gesagt. Die einzige Reality-Show, die ich gucke – und auch da war ich spät dran, denn ich begann erst in meiner ersten Elternzeit 2014 damit – sind die Kardashians. Und das ist für mich weniger eine Reality-Show, als vielmehr eine feuilletonistische Bestandsaufnahme unseres Zeitgeistes. Die Kardashians geben schon lange den Ton an, was Filler und Klamotten angeht. Außerdem sind sie hochgradig unterhaltsam. Und sie haben von Jewie Vibes (danke an Scott Disick an dieser Stelle, dass er bis heute seinen riesigen Davidstern um den Hals trägt) bis zu mental health-Diskussionen und einem Transgender-Familienmitglied alles im Angebot, was man in so einer Serie sehen möchte.

Aber wie dem auch sei: Neulich saßen Amiti und ich bei einem Dinner mit Freunden, und die sprachen über „Love is Blind“-Teilnehmer. Und wir so: „Hä?“ Und die so voll leidenschaftlich am Diskutieren. Naja, einen Abend später scrollte ich bei Netflix durch die verschiedenen „Love is Blind“-Staffeln – von Brasilien bis Schweden – und blieb dann bei „Love is Blind Habibi“ hängen. Denn wenn schon Dating-Show-Reality, dann wenigstens über eine Welt, die ich nicht kenne.

Um mal kurz zusammenzufassen, wie die Show funktioniert: In „Love is Blind“ lernen sich die Kandidaten durch audiovisuell getrennte Kapseln kennen und machen sich dann Heiratsanträge, ohne sich jemals persönlich getroffen zu haben. Liebe soll sich – so das Konzept der Show – über inhaltliche Gemeinsamkeiten und nicht über körperliche Anziehung entwickeln. Eigentlich perfekt für die muslimische Welt, in der bis heute ein Großteil der Ehen mehr oder weniger arrangiert ist.

Love is Blind Habibi wird allerdings in Dubai gefilmt, was sicherlich eines der modernsten arabischen Länder der Welt ist. Dementsprechend tragen auch die Frauen alle ihr Haar offen und ihre Klamotten eng. Die Typen sehen ehrlich gesagt alle aus, als würden sie ein bisschen zu oft ins Kosmetikstudio gehen, aber sei’s drum. Ach so, Schönheits-OPs sind bei beiden Geschlechtern extrem verbreitet, würde ich sagen. Da fühlt man sich als Kardashian-Gucker gleich wie zu Hause. Die Kandidaten scheinen übrigens alle in Dubai zu wohnen, kommen aber aus allen möglichen arabischen Ländern – Libanon, Irak, Syrien, Ägypten, Marokko etc. Die Männer sind alle reich (so wirkt es zumindest) und die Frauen haben, bis auf eine (die sich über den Feminismus beschwert, weil er ihr das Gold-Digger-Tum erschwert), Karrieren, die ihnen wichtig sind.

Es gibt am Ende sechs Paare, die sich verloben und füreinander entscheiden. Vorher gibt es ein paar legendäre Szenen. Zum Beispiel macht der toxische Simo Nasrollah (so heißt er wirklich!) einer der Kandidatinnen, Yasmine Dakoumi, durch die Wand eine richtige Szene, weil… Moment, ich fasse kurz zusammen: Er hat ihr Blumen geschenkt. Sie so: „Oh wow, voll schön, aber ich habe niemandem gesagt, von wem sie sind…Aus Respekt, weil du ja auch noch andere Frauen hier datest“. Er so: „Ja okay. Aber du redest ja auch noch mit anderen Männern, oder?“ Sie so: „Ja, klar.“ (Es ist das Prinzip der Show!!!) Er so: Eifersuchtsanfall, Ausraster. „Ich fühle mich nicht besonders!! Wie kannst du nur!!! Ich will mich besonders fühlen!!!“ Da steht Yasmine, übrigens die einzige Kandidatin mit Kurzhaarschnitt, von ihrem Sofa auf, ruft ihm durch die Wand zu:

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