„Ich kann nicht mehr! Wann endet dieser Krieg endlich?“ Worte wie diese höre ich momentan in Israel an allen Ecken. Die berühmte israelische Resilienz, sie strauchelt.
Israel befindet sich seit einem Jahr im Krieg, und das Land hat mittlerweile an allen Fronten Schwierigkeiten. Wie kann man Opfern gedenken, wenn immer noch mehr als 100 Menschen in Gaza gefangen sind? Wie kann man Überlebende unterstützen, wenn alle Ressourcen im Land für den Krieg benötigt werden? Wie kann man die traumatisierte israelische Gesellschaft auffangen, wenn Hunderttausende Israelis Flüchtlinge im eigenen Land sind? Und all das mit einer Regierung, die seit ihrem Antritt nur einen Bruchteil des Landes zu vertreten scheint.
Israelis sind seit jeher auf Resilienz getrimmt. Israelis sind die ultimativen Survivor. Mal angefangen damit, was für ein unglaublicher Wahnsinn es ist, es nach Jahrtausenden in der Diaspora zurück zum Ursprung zu schaffen. Eine Sakralsprache zum Leben zu erwecken. Inmitten von Wüste und Feinden blühende Landschaften zu errichten. Alle zehn Jahre erlebte das Land seit seiner Gründung mindestens einen großen Krieg, dazu die beiden Intifadas und schließlich den 7. Oktober und den darauffolgenden Krieg – der längste, den das Land je auszustehen hatte und wahrscheinlich noch einige Zeit auszustehen hat. Ein Jahr Krieg, das muss man sich mal überlegen! Was für eine Zerstörung. Was für eine unendliche Verschwendung. Was hätte man alles mit der Energie und dem Geld machen können. Stattdessen, blanker Überlebenskampf. Die berühmte israelische Resilienz stößt völlig zurecht an ihre Grenzen.
Im Zentrum des Schmerzes - aber noch lange nicht bereit, aufzugeben. (Bild: Dana Lavie)
Jahrelang wurde uns versichert, dass wir hier sicher sind – auf jeden Fall sicherer als irgendwo sonst. Jahrelang galt die Staatsräson der unbegrenzten jüdischen Solidarität: niemals einen israelischen Mitbürger zurückzulassen. Der 7. Oktober hat diese Überzeugungen erschüttert. Unsere Geiseln sind immer noch in Gaza, aber was noch schlimmer ist:
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