Lasst euch scheiden! Es lohnt sich! (Teil I: Die Trennung)
„Zu scheitern“, schrieb ich neulich in meine Notizen, „gibt dir Freiheit. Es befreit dich von der Angst, zu scheitern.“ Ich saß im Flieger von Athen nach Tel Aviv und begann mir Notizen für einen Podcast zu machen, in dem ich u.a. über meine Scheidung sprechen sollte. Das offizielle Thema der Folge lautete: „Wie man aus großen Brüchen im Leben eine Gelegenheit für eine authentische Neuerfindung macht, insbesondere als Mutter, die große Veränderungen durchlebt.“ Puh. Ich habe noch nie öffentlich über meine Scheidung, die Trennung vom Vater meiner Kinder, gesprochen. Das hat zwei Gründe: 1. Wir haben Kinder. Ginge es nach ihnen, wären wir immer noch zusammen. 2. Ich habe diesen Mann 16 Jahre lang geliebt. Uns verbindet eine der romantischsten, schönsten Liebesgeschichten, die man sich vorstellen kann. Ich will das nicht verlieren. Als Idee. Als Mensch, der ich war. Als Mutter unserer Kinder.
Und trotzdem sagte ich sofort zu, als meine Freunde vom Podcast „Unfinished Business“ mich baten, über diesen großen Bruch in meinem Leben zu sprechen (die Folge kommt übrigens im Januar heraus!). Die Trennung ist jetzt mehr als dreieinhalb Jahre her. Ich habe sie immer noch nicht vollständig verarbeitet. Aber es ist genug Zeit vergangen, um aus ganzem, vollem Herzen zu sagen: Wow, war das die richtige Entscheidung!
In meinem Freundeskreis ringen gerade einige Paare mit der Trennung. Nichts ist schwerer, als eine Liebe zurückzulassen. Vor allem wenn man gemeinsame Kinder hat. Auch ich habe zwar jahrelang gespürt, dass etwas nicht stimmt (vielleicht nie so recht stimmte), ich habe jahrelang gespürt, dass etwas so sehr nicht mehr stimmt, dass es mir nicht gut ging - aber jahrelang wäre eine Trennung für mich nicht in Frage gekommen. Die Idee, an der ich hing, war zu groß. Es war die Idee von der einzig wahren Liebe. Es war die Idee von der perfekten Familie und dem für immer. Und es war die Annahme, dass nun einmal nichts perfekt sein kann. Ich erinnere mich an viele innere Zwiegespräche: „Warum kann es nicht einfach genug sein?“, fragte ich mich selbst immer wieder, voller Wut und Selbsthass. „Warum willst du ALLES? Niemand kann alles haben! Warum bist du so gierig?“ Es ist der große Antrieb und das große Leiden meines Lebens. Ich bin gierig, ich will sehr viel. Und falle damit ziemlich oft auf die Schnauze, wenn ich feststelle, dass ich nicht alles haben kann. Nur um dann schnell wieder aufzuspringen und weiterzurennen - auf der Suche nach EVERYTHING.
Niemand kann alles haben. Das stimmt. Aber was auch stimmt: Ich bin seit mehr als dreieinhalb Jahren getrennt und habe es
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