Your Cultural Guide for Krankenstand im Herbst 2024
Irgendwie erinnert mich das alles schrecklich an Corona, denke ich mir, während ich versuche meine rinnende Nase mit einem Stück Klopapier zu stopfen. Meine Haare sind zu einem auseinanderfallenden Zopf geflochten, die grüne Jogginghose mein Trend-Piece der Saison.
Kranksein nach Corona will never feel the same again, oder? Zu kurz ist das kollektive Trauma erst her, das uns alle auf unangenehmste Weise in die viel zu engen vier Wände zwang. Obwohl es keine Ausgangssperren gibt, und obwohl ich erst (?) seit zehn Tagen zuhause bin, fühle ich mich mindestens so einsam wie im Winter 2021.
My home is my Altbau-Gefängnis. Freunde treffen geht nicht, weil Ansteckungsgefahr, ich verpasse alle interessanten Termine und den Brunch im Garten, ich werfe Ibus morgens, mittags, abends und konsumiere einen Haufen Kultur weg, den ich sonst wohl nicht vor Weihnachten geschafft hätte.
Deshalb dieser Newsletter. Für alle, die sich auch gerade in der Berliner, Wiener, Hamburger, New Yorker U-Bahn anstecken, in der ohne Masken und ohne vorgehaltene Hände und Ellbogen gehustet und geröchelt wird, als hätte es die Pandemie nie gegeben.
Filme
The Iron Claw (4/75)
Night Swim (5/5)
Texas Chainsaw Massacre (Sequel) (3/5)
Life (3/5)
The Deliverance (abgebrochen, weil zu brutal)
M1 take: Wie gut ist eigentlich Zac Efron in „The Iron Claw“? Gemeinsam mit dem Dude von „The Bear“ hätte er mich in diesem Sportler-Biopic über toxische Familiendynamiken fast zum Weinen gebracht, unbedingt unbedingt ansehen. Genauso wie den überraschend einfallsreichen Horror-Film „Night Swim“, der sich um eine übermächtige Force im Pool dreht. Ich habe drei Mal geschrien, und musste mir die Augen zuhalten. Und das soll was heißen! Auch zu empfehlen ist der schon etwas ältere Film „Life“ – ein Hochglanz-SciFi-Movie mit Jake Gyllenhaal, das in OuterSpace erstmals übermenschliches Leben im Labor untersuchen möchte. Dass das schiefgeht? Keine Frage.
Serien & Reality TV
RTL Dubai Diaries (1/5)
RTL Bachelorette (1/5)
Netflix The Perfect Couple (2/5)
Netflix Selling Sunset Staffel 8 (3/5)
Netflix Selling the OC Staffel 1 (2/5)
M1 take: Was Serien angeht, bin ich aktuell ziemlich enttäuscht. Nach “The House of the Dragon” gibt es neben der Herr der Ringe Serie „Ringe der Macht“, die ich übrigens nicht schaue, grad nichts auf dem Markt, das mich wirklich packt. Deshalb erstmal wieder zu Altbekanntem wie der Bachelorette greifen, die mich aber irgendwie „nicht so abholt“.
Anders als die letzte Princess Charming Lea hat Stella ungefähr so viel Charakter wie eine gekochte Kartoffel. Ohne Salz. Da fehlt was! Meinung, Ecken und Kanten, das gewisse Etwas, das nicht daraus besteht gerne Kurse im Fitness-Center zu veranstalten. Wenn Stella lacht, ey! Da will ich gleich abschalten. Dieses Kleine-Mädchen-Gekicher ist nicht auszuhalten. Besonders dann nicht, wenn es eigentlich mal um ernste Themen gehen könnte. Außerdem habe ich das leichte Gefühl, dass RTL mit seiner Wahl nur queerbaiting betreibt, um „diversere Audiences“ im Polycule zum Abo zu locken. Dort bekommen sie trotzdem vor allem eines zu sehen: junge, dünne, durchtrainierte und vorwiegend weiße Körper. Irgendwie ekelhaft.
Apropos ekelhaft, da sind wir bei RTL schon richtig. In Dubai Diaries kann man die „Schickeria“ Dubais rund um den YouTube Aussteiger Simon Desue beobachten, der sich mit seiner Ehefrau in den Arabischen Emiraten sichtlich … unwohl fühlt. Kein Wunder, sind die Menschen, mit denen er sich umgibt doch alles andere als von der empathischen Sorte. Glitzer, Hitze und Albereien in der Wüste – soll das der Sinn des künftigen Lebens sein? Merkste selbst, Simon. Da würde ich auch Depressionen bekommen.
Musik
Album Rachel Chinouriri – What A Devastating Turn of Events (5/5)
EP Cecile Believe – Tender the Spark (5/5)
Release FKA twigs – Eusexua (Öffnet in neuem Fenster) (10/5) !!!!!!
Katy Perry - I'M HIS, HE'S MINE ft. Doechii (Öffnet in neuem Fenster) (2/5)
Camila Cabello - "Godspeed / "June Gloom" (Öffnet in neuem Fenster) | 2024 VMAs (5/5)
A$AP Rocky - Tailor Swif (Öffnet in neuem Fenster) (3/5)
M1 take: Die britische Sängerin Rachel Chinouriri ist MEIN Fund des Krankenstands. Ich könnte mir wahrscheinlich jede ihrer Zeilen irgendwo tätowieren lassen, so gut sind die Lyrics (What if I’m not worth healing? What if I like this feeling?). Gerade habe ich Chinouriri – wie sollte es auch sonst sein – am Reeperbahn Festival verpasst, weitere Deutschland-Termine konnte ich erstmal nicht finden, also hört einfach beim Streaming-Anbieter eures Vertrauens rein, wenn ihr Bock auf eine bunte Genre-Mischung à la SZA habt.
Ansonsten kann ich diesen Newsletter nicht schreiben, ohne die Release von FKA Twigs neuer Single Eusexua zu kommentieren. WIE BRILLIANT ist dieses Video, das fast schon einem Kurzfilm gleicht? Ich liebe die early 90er-Büro-Aesthetics trifft Mother Earth, die contemporary Dance-Movements, das ganze Konzept dahinter. Und natürlich ist Eusexua auch ein würdiger (und inzwischen imho schon fast überfälliger) Brat-Nachfolger, der wohl für die Glückseligkeit kurz vor einem Orgasmus stehen soll. Einem Ort, an dem ausnahmsweise mal wirklich alles in Ordnung ist.
Überraschend gut fand ich auch Camila Cabellos VMA Performance von Godspeed? Da hat jemand die Trennung von Shawn Mendes rausgelassen, oder? Ansonsten: Katy Perrys zweite Single-Auskopplung ihres bitter gescheiterten Comebacks ist im Vergleich zu „It’s a Woman's World“ gar nicht mal so schlecht. Was… die Sache jetzt natürlich nicht GUT macht, aber besser ist besser als komplett scheiße, oder? Würde der Song bei meiner Mutter im Auto laufen, würde ich zumindest nicht umschalten. Was für ein Kompliment! Ob die gespreizten Beine auf der Motorhaube Perry zu einer „guten Feministin“ machen, überlassen wir einfach dem Choice-Feminism. Solang’s ihr gefällt?
Keine Ahnung, ohne Witz.
YouTube
Die wahren Gründe hinter Stefan Raabs Comeback (Öffnet in neuem Fenster) (1/5)
Rachel Chinouriri - Behind 'What A Devastating Turn of Events' (Öffnet in neuem Fenster) (5/5)
fka twigs: New era fashion & lore (Öffnet in neuem Fenster) (3/5)
A think piece on Chappell Roan's VMAs performance (Öffnet in neuem Fenster) (4/5)
"Men are NOT more logical. They simply lack empathy." (Öffnet in neuem Fenster) (nur kurz angefangen)
M1 take: Hab ich wirklich ein Video über Stefan Raab in dieser Kultur-Review drinne? Sieht ganz so aus. Irgendwie hat mich sein Comeback doch ein bisschen „bewegt“. Das letzte Mal, dass ich Raab im Fernsehen gesehen habe, habe ich noch in Wien gewohnt, Publizistik studiert und wusste nicht, ob ich jemals irgendetwas veröffentlichen würde, das außerhalb meines Blogs stattfindet. Raabs Abwesenheit steht für mich deshalb symbolisch für meine eigene kreative berufliche Weiterentwicklung. Den Gap, den ich geschlossen habe. Yep. I can make everything about myself.
Ansonsten empfehle ich tiefere Einblicke in Chinouriri und Twigs Werke, und eine Analyse zu Chappell Roans Jeanne d'Arc‘scher Performance bei den VMAs. Schreibt man das so? Egal. Schaut einfach rein.
Bücher
Ich habe auch ein bisschen was gelesen, aber die einzelnen Reviews dazu gibt’s später (auf Instagram). Was ich euch sonst noch sagen möchte: MEIN ESSAY-SAMMELBAND „10 Jahre Groschenphilosophin“ kommt einfach in knapp einem Monat raus (hier (Öffnet in neuem Fenster) vorbestellen). Ja, ich kann’s auch nicht glauben, dass schon die zweite Release des Jahres ansteht. Wie schnell ist das bitte gegangen?
Wenn ihr noch nicht genau wisst, was euch darin erwartet, empfehle ich euch die Worte meiner Verlegerin bei Palomaa Publishing, Anne, durchzulesen. Die macht übrigens auch einen echt coolen Podcast namens „Die Bücher unserer Zukunft“ (Öffnet in neuem Fenster).
𝐖𝐚𝐬 𝐠𝐞𝐬𝐜𝐡𝐚𝐡 𝐢𝐧 𝐝𝐞𝐧 𝐥𝐞𝐭𝐳𝐭𝐞𝐧 𝐳𝐞𝐡𝐧 𝐉𝐚𝐡𝐫𝐞𝐧 𝐩𝐨𝐩𝐤𝐮𝐥𝐭𝐮𝐫𝐞𝐥𝐥 𝐮𝐧𝐝 𝐚𝐮𝐬 𝐟𝐞𝐦𝐢𝐧𝐢𝐬𝐭𝐢𝐬𝐜𝐡𝐞𝐫 𝐒𝐢𝐜𝐡𝐭 𝐢𝐦 𝐈𝐧𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞𝐭?
Unsere Autorin Bianca Jankovska dokumentiert und kommentiert seit 2014 auf ihrem erfolgreichen Blog Groschenphilosophin.at (Öffnet in neuem Fenster) das Geschehen im Netz und nun erscheint am 12. November DAS Buch zum Blog bei Palomaa Publishing!
🚀 Ich freue mich wie verrückt, dass wir dieses gesellschaftskritische, humorvoll und unterhaltsam verfasste und doch fast schon dokumentarische Werk bei uns im Verlag veröffentlichen dürfen. Das Buch kann ab sofort über unsere Verlagswebsite palomaapublishing.de (Öffnet in neuem Fenster) oder alle gängigen Wege vorbestellt werden.
𝐙𝐞𝐡𝐧 𝐉𝐚𝐡𝐫𝐞 𝐏𝐨𝐩𝐤𝐮𝐥𝐭𝐮𝐫 𝐮𝐧𝐝 𝐅𝐞𝐦𝐢𝐧𝐢𝐬𝐦𝐮𝐬 𝐢𝐦 𝐈𝐧𝐭𝐞𝐫𝐧𝐞𝐭 – 𝐝𝐚𝐬 𝐁𝐮𝐜𝐡 𝐳𝐮𝐦 𝐁𝐥𝐨𝐠 𝐠𝐫𝐨𝐬𝐜𝐡𝐞𝐧𝐩𝐡𝐢𝐥𝐨𝐬𝐨𝐩𝐡𝐢𝐧.𝐚𝐭
Bianca Jankovska war schon immer ihrer Zeit voraus und zeigt mit ihrem Blog auf die Pain Points unserer Gesellschaft, mit feministischem Blick und immer einer ordentlichen Portion Kapitalismuskritik. Sie nennt es “gut konsumierbare Gesellschaftskritik” und pocht auf echte Beziehungsarbeit in Freundschaften, klärt über Phänomene wie Love Dumping auf, wirft den Scheinwerfer auf mamabloggende Millennials und problematische Strukturen im Journalismus.
Dieses Buch versteht sich als Best-of des Erfolgsblogs von Bianca Jankovska, der 2020 als Kulturblog des Jahres bei den Goldenen Bloggern ausgezeichnet wurde, als unterhaltsame Rückschau auf das Internet 2014 bis 2024 und gleichzeitig als wertvolles zeitgeschichtliches Dokument.
💜 Mit einem Vorwort von Journalistin Tamara Keller
"𝐺𝑟𝑜𝑠𝑐ℎ𝑒𝑛𝑝ℎ𝑖𝑙𝑜𝑠𝑜𝑝ℎ𝑖𝑛 𝑙𝑖𝑒𝑓𝑒𝑟𝑡 𝑠𝑒𝑖𝑡 𝑧𝑒ℎ𝑛 𝐽𝑎ℎ𝑟𝑒𝑛 𝑁𝑒𝑥𝑡-𝐿𝑒𝑣𝑒𝑙-𝐹𝑒𝑢𝑖𝑙𝑙𝑒𝑡𝑜𝑛 𝑓ü𝑟 𝑀𝑖𝑙𝑙𝑒𝑛𝑛𝑖𝑎𝑙𝑠: 𝑚𝑢𝑡𝑖𝑔, 𝑝𝑟𝑜𝑣𝑜𝑘𝑎𝑛𝑡 𝑢𝑛𝑑 𝑠𝑝𝑟𝑎𝑐ℎ𝑙𝑖𝑐ℎ 𝑔𝑒𝑠𝑐ℎ𝑙𝑖𝑓𝑓𝑒𝑛."
Julia Hackober, Journalistin, Autorin, Moderatorin, Content Consultant
"𝐵𝑖𝑎𝑛𝑐𝑎 𝐽𝑎𝑛𝑘𝑜𝑣𝑠𝑘𝑎 𝑠𝑝𝑟𝑖𝑐ℎ𝑡 𝑚𝑖𝑡 𝑖ℎ𝑟𝑒𝑚 𝐵𝑙𝑜𝑔 „𝑔𝑟𝑜𝑠𝑐ℎ𝑒𝑛𝑝ℎ𝑖𝑙𝑜𝑠𝑜𝑝ℎ𝑖𝑛“ 𝑖𝑚𝑚𝑒𝑟 𝑑𝑖𝑒 𝑇ℎ𝑒𝑚𝑒𝑛 𝑎𝑛, 𝑑𝑖𝑒 𝑠𝑖𝑐ℎ 𝑗𝑒𝑑𝑒𝑟 𝑑𝑒𝑛𝑘𝑡, 𝑎𝑏𝑒𝑟 𝑘𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝑎𝑢𝑠𝑠𝑝𝑟𝑖𝑐ℎ𝑡. 𝐼ℎ𝑟𝑒 𝑢𝑛𝑘𝑜𝑛𝑣𝑒𝑛𝑡𝑖𝑜𝑛𝑒𝑙𝑙𝑒 𝐴𝑟𝑡, 𝐿𝑒𝑏𝑒𝑛𝑠𝑤𝑒𝑖𝑠ℎ𝑒𝑖𝑡𝑒𝑛 𝑧𝑢 𝑡𝑒𝑖𝑙𝑒𝑛, 𝑖𝑠𝑡 𝑒𝑟𝑓𝑟𝑖𝑠𝑐ℎ𝑒𝑛𝑑 𝑢𝑛𝑑 𝑙ä𝑑𝑡 𝑑𝑎𝑧𝑢 𝑒𝑖𝑛, 𝑑𝑎𝑠 𝐿𝑒𝑏𝑒𝑛 𝑚𝑖𝑡 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑚 𝐴𝑢𝑔𝑒𝑛𝑧𝑤𝑖𝑛𝑘𝑒𝑟𝑛 𝑧𝑢 𝑏𝑒𝑡𝑟𝑎𝑐ℎ𝑡𝑒𝑛. Für 𝑚𝑖𝑐ℎ 𝑖𝑠𝑡 „𝑔𝑟𝑜𝑠𝑐ℎ𝑒𝑛𝑝ℎ𝑖𝑙𝑜𝑠𝑜𝑝ℎ𝑖𝑛“ 𝑒𝑖𝑛 𝑂𝑟𝑖𝑔𝑖𝑛𝑎𝑙 𝑖𝑛 𝑒𝑖𝑛𝑒𝑟 𝑊𝑒𝑙𝑡 𝑣𝑜𝑙𝑙𝑒𝑟 𝐾𝑜𝑝𝑖𝑒𝑛!"
Iris Böhm, Moderatorin und Journalistin bei der ÖAW (Österreichische Akademie der Wissenschaften)
🙌 Das Cover erstellte wieder Julie Ann Tarr und die Innengestaltung des Buches lag bei Katja Rub. Herzlichen Dank auch an euch beide.
So, und jetzt kommt erstmal halbwegs gesund in den Herbst!
Wir sehen uns dann hoffentlich am 11.11 bei der Premiere im Hotel Zoo (Öffnet in neuem Fenster) Berlin, am 22.11 bei der Frauenhetz-Lesung in Wien oder am 27.11 bei EWA in Berlin. Aktuelle Termine (Öffnet in neuem Fenster) findet ihr immer hier.
Eure Groschi