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Begegnungen - Street Photography in Bamberg

An diesem Freitag findet um 17.00 Uhr im Stephanshof in Bamberg die Eröffnung einer Ausstellung statt, die ich mit dem iPhone in der Bamberger Gereuth realisiert habe.

Du bist herzlich dazu eingeladen.

Begegnungen

Welche Bedeutung haben Begegnungen für Menschen? Ist uns nicht in der Zeit der Pandemie schmerzlich bewusst geworden, wie elend wir uns fühlen, wenn sie fehlen? Oft sind flüchtige Begegnungen verbunden mit Vorurteilen. Wir ordnen Dinge, Themen und Menschen schnell in Schubladen ein und manchmal fällt es uns schwer, eine Meinung zu ändern, einen Standpunkt zu revidieren. Vielleicht geht es vielen Leuten in Bamberg so, wenn sie an das denken, was sie zu glauben wissen über das Leben im Stadtteil Gereuth. Ich kenne Menschen, die beziehen ihr Wissen über dieses Viertel aus dem Polizeibericht und das ist oft nicht vorteilhaft.

Der Autor Hartmut Rosa schreibt in seinem Buch „Unverfügbarkeit“ darüber, wie es ist, mit der Welt in Resonanz zu treten. Gleich, ob es sich dabei um andere Menschen, ein Musikstück oder um die Natur handelt. Wenn uns etwas berührt, wenn wir uns durch etwas oder jemanden angesprochen fühlen, wenn wir unseren Erfahrungshorizont erweitern oder etwas Neues lernen, all das kann mit dem Begriff Resonanz gemeint sein. In unserem Inneren streben wir nach dieser Art bereichernder Begegnung. Wir wünschen sie uns, denn sie erfüllt und und kann für einen Moment glücklich machen.

Über die Fotografie sagt Hartmut Rosa, dass sich dann eine Resonanz nicht mehr einstellen kann, wenn eine Erfahrung nicht direkt gemacht wird. Wenn man versucht, sie mit der Kamera einzufangen, gelingt das nicht. Das Bild, das entsteht, vermittelt nicht, was wir spüren oder was uns anrührt. Ich selbst erkläre meinen Schülern in Kursen etwas Ähnliches: Es ist fast unmöglich, mit der Kamera ein Erlebnis einzufangen, das wir auf mehreren Ebenen erleben. Ein Foto ist flach und verfügt nicht über mehr als eine Dimension. Erfahrungen nehmen wir wahr mit all unseren Sinnesorganen. Wir hören, sehen, schmecken, riechen. Eine Fotografie kann das nicht, trotz aller Weiterentwicklungen im Bereich der KI. Wenn wir beispielsweise einen Sonntag-Nachmittags-Spaziergang machen, ist es so: wir fühlen eine frische Brise auf der Haut ebenso wie die Sonnenstrahlen der untergehenden Sonne und vernehmen das Rauschen der Blätter in den Zweigen. All das zusammen kann uns in einen Zustand der Freude versetzen. Doch das Bild, das wir von dem Augenblick machen, wird uns später enttäuschen. Es spiegelt nicht wieder, was wir gefühlt haben. Ist leider meistens so.

Nun zu den Bildern dieser Ausstellung. In dem halben Jahr unserer Erfahrungen im Stadtteil Gereuth haben wir uns ein ums andere Mal bemüht, mit den Menschen und deren Lebensumständen dort in Kontakt und im Sinne von Hartmut Rosa in Resonanz zu treten. Davon, dass uns das auf eine Weise gelungen ist, zeigt nicht nur die nette, von Kinderhand gemalte Karte, sowie die Schokolade, die wir am Tag unserer Winterpause bekommen haben. Was hängen bleibt, sind all die Erinnerungen, die wir dort einsammeln durften.

 Ich selbst habe Menschen kennengelernt, die mir vorher fremd waren. Habe Geschichten gehört, die weit über das hinausgingen, was ich kannte. Habe begonnen, Nähe zuzulassen und sie aufzubauen. Damit hatte ich nicht gerechnet. Es erinnerte mich an eine Zeit, die ich in Spanien erlebt habe, als ich regelmäßiger Besucher einer kleinen Bodega war, wo immer mehr Menschen zusammenkamen und an die ich viele schöne Erinnerungen knüpfe. Da gab es Abende voller Geselligkeit. Damals war es ein Freund von mir, der anfing, das Leben in und um diese Bodega mit der Kamera zu dokumentieren. In der bamberger Gereuth war ich es, der fotografierte und ich tat es mit meinem iPhone. Das hatte ich immer dabei. Eine richtige Fotokamera dorthin mitzunehmen, schien mir zu umständlich, da ich gleichzeitig als Ehrenamtlicher für die Ape PAUL zuständig war und Kaffee an Menschen verteilte. Ich konnte nicht gleichzeitig mit Menschen in Kontakt treten und diese Momente festhalten, aber ich konnte aus der Situation heraus kurze fotografische Erinnerungen schaffen, die mein Smartphone festhielt.

 Ab dem Augenblick, wo ich damit begann, die Bilder in physischer Form wieder in die Gereuth mitzubringen, um sie den Menschen zu zeigen, veränderte sich der Wert der Fotografien. Ich sagte, ich baue an einer Foto-Ausstellung . Zu meinem Erstaunen wollte fast jeder, der zum Kaffee kam, Teil dieses Projektes sein.

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Die Ausstellung “Begegnungen - Street Photography in der Bamberger Gereuth” ist bis zum Jahresende zu sehen.

Ort: Stepahnshof, Stephansplatz 5, Bamberg

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