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Ein Tropfen auf den heißen Stein - mit gigantischer Wirkung

Ein Resiebericht aus Togo von Michael von Hassel

Angesichts der  Flüchtlingskrise im Jahre 2015 wuchs bei meiner Mutter Anne-Marie von  Hassel das Bedürfnis, sich in Afrika für die Menschen dort – und zwar  vor Ort – zu engagieren. Ich selbst habe die ärmsten Länder dieses  Kontinents bereist und erlebt, wie unfassbar schlecht Entwicklungshilfe  zumeist eben nicht funktioniert und wie gespendetes Geld oft nur in korrupten Strukturen versickert und wirklichen Fortschritt nicht fördert. Mami wollte einen Teil ihrer Altersversorgung für den Aufbau  eines neuen Schulgebäudes verwenden. Ich war dagegen, denn ich kannte den Verein Hilfe für Togo e.V. noch nicht und hatte Angst, das wäre alles für die Katz und wenn überhaupt nur ein Tropfen auf den heißen  Stein.

Heute  steht im kleinen Dorf Alouenou in Togo „irgendwo im Mittelalter“ ein  neues Schulgebäude samt Toilettenhäuschen, Wasserturm bzw. Brunnen der  das ganze Dorf mit sauberem, gesundem Trinkwasser versorgt. Meine Mutter, meine Schwestern und auch ich haben dazu einen Beitrag geleistet, persönlich und namens unserer Bayerischen GemeindeZeitung.

Ein Volksfest zur Eröffnung

Ich hatte die große Ehre das Gebäude  Ende November 2022 zu eröffnen. Es war ein gigantisches Volksfest. Wir  wurden empfangen, da blieb mir „einfach die Spucke weg“. Der Tag war  geprägt von soviel Freude, Dankbarkeit und Liebe. Die Menschen in Togo  erleben durch den Verein Hilfe für Togo einen gigantischen Fortschritt  und sie bereiteten uns einen Empfang, wie ich ihn noch nie zuvor erlebt  hatte. Es sind die Menschen, die diesen Verein und seine Arbeit tragen.  Vorstand Anton Weber mit seiner Frau Barbara, etwa 150 aktive  Vereinsmitglieder und mehr als 1.500 Helfer, Förderer und Sponsoren.

Ambitionierte Menschen werden vor Ort gebraucht

In meiner Rede betonte ich, wie  gefährlich und oft tödlich der Weg durch die Sahara und das Mittelmeer  nach Europa ist. Außerdem würden junge und ambitionierte Menschen hier  vor Ort dringend gebraucht um ihr eigenes Land aufzubauen und zur Blüte  zu führen. Mir wurde von allen Seiten, den Dorfältesten, dem Präfekten  der Region, dem Bürgermeister, den Lehrern und nicht zuletzt den  Schülerinnen und Schülern zugestimmt und für die klaren Worte gedankt.

Der  Verein Hilfe für Togo e.V. hat für uns das Schulgebäude errichtet.  Diese Organisation ist seit 30 Jahren im Land aktiv. Zunächst wurde in  der Regionalhauptstadt Kpalimé ein Ausbildungszentrum errichtet. Im sog.  „ABCN“ werden heute verschiedene Berufsausbildungen im dualen System  angeboten. Dazu zählen Schreiner, Automechaniker, Schweißer, Dreher,  Elektriker; aber auch das Schneidern kann erlernt werden. Im  Ausbildungsrestaurant Macumba werden Köche ausgebildet. Mittlerweile  wurden über die Jahre etwa 1.300 Gesellenbriefe an Absolventen des ABCN  überreicht. Darüber hinaus unterstützt der Verein Existenzgründungen von  Absolventen, die im Mietkaufverfahren Maschinen und  Ausrüstungsgegenstände erhalten.

Transparente Finanzen, tadellose Qualität

Mit diesem ABCN-Zentrum bzw. den  Mitarbeitern werden dann überall im Land die Schulgebäude errichtet. So  kann nicht nur sichergestellt werden, dass die Häuser handwerklich von  guter Qualität sind sondern auch, dass kein Geld in dunklen Kanälen  verschwindet. Alles passiert höchst transparent und korrekt.

Die Projekte

Bisher wurden über 43 Schulhäuser und  Kindergärten überall im Land errichtet. Weitere sind im Bau befindlich  bzw. in Planung. Es wird stets viel Wert darauf gelegt, dass es  möglichst viele Lehrerinnen gibt. So ist die Wahrscheinlichkeit  wesentlich höher, dass Mädchen in der Schule nicht missbraucht werden  bzw. überhaupt zur Schule gehen können. Ausgebildete Frauen bekommen  später viel weniger Kinder und das ist die beste Lösung für so viele  Probleme Afrikas und der Welt. Die Toilettenhäuser helfen, dass  Mädchen sich nicht mehr im Gebüsch erleichtern müssen, wo sie oft von  Schlangen gebissen werden oder eben erneut Missbrauchsgefahren  ausgesetzt sind. Die saubere Trinkwasserversorgung reduziert Krankheiten  und die hohe Kindersterblichkeit massiv.

Landwirtschaft und Aufforstung

Daneben betreibt der Verein auch  landwirtschaftliche Betriebe und Aufforstungsprojekte. Es werden  Waisenkinder versorgt bzw. Pflegefamilien für sie gesucht und gefunden.  Für die Ernährung und das Schulgeld dieser Kinder wird ebenso gesorgt.  Frauen bekommen regelmäßig Wäsche aus Kleiderspenden. Medikamente werden  verteilt und auch Menschen mit körperlichen Herausforderungen werden  integriert.

Karriere nach der Ausbildung

Mich beeindruckt vor allem auch die  Einstellung zu allem, die hier vermittelt wird. Streckenweise kam es mir  so vor, als wäre ich in einer richtig guten schwäbischen Werkstatt.  Alles ist sauber, wird aufgeräumt. Werkzeuge werden gepflegt. Man ist  pünktlich und macht gute Arbeit. Dieser Virus trägt sich dann so ins  Land hinaus. Wir hatten Gelegenheit ehemalige Absolventen in deren  Werkstätten zu besuchen. Einer kam zum Lunch zu uns. Sein absoluter  Traum vor vielen Jahren war es gewesen, einmal im Leben einen Mercedes  zu besitzen. Heute fährt der Schreiner und Arbeitgeber von 10 weiteren  Personen mit eben so einem Wagen. Er hatte damals völlig mittellos hier  im Ausbildungszentrum seine Lehre begonnen.

Steter Tropfen höhlt den Stein

Das sind alles ganz wunderbare  Entwicklungen. Viele tausende Mädchen und Jungen können heute zur Schule  gehen, Azubis eine Ausbildung machen und und und. Der Verein hat über  die Jahre mit Sicherheit die Leben von mehr als 100.000 Menschen positiv  beeinflusst. Aber es bleibt noch unendlich viel zu tun. „Unsere“ Schule  mag nur ein Tropfen auf den heißen Stein“ sein; und ist doch so viel  mehr. Der Volksmund sagt „steter Tropfen höhlt den Stein“. So ist es  wirklich. Es ist also noch sehr viel zu tun. Wenn Sie, die werten  Leserinnen und Leser dieser Zeilen etwas helfen können, so tun Sie das  mit bestem Gewissen beim Verein Hilfe für Togo e.V.. Ich kenne nun all‘  die helfenden Hände in Deutschland und auch vor Ort. Man kann diesen  guten Menschen vertrauen.

Schließlich danke ich meiner Mutter, die  durch ihr Engagement meine Perspektive auf diesen wunderbaren Kontinent  noch einmal verändert hat.

Michael von Hassel im Dezember 2022

Wichtige Links

Verein Hilfe für Togo e.V.: www.hilfe-fuer-togo.de (Öffnet in neuem Fenster)
Reiseblog Togo 2022: http://schlatthof.net/category/togo-reise-herbst-2022 (Öffnet in neuem Fenster)
Aktion Hoffnung schenken: http://schlatthof.net/togo-reise-herbst-2022/hoffnung-schenken-2022-weihnachtsgeschenk (Öffnet in neuem Fenster)
1000 Schulen für unsere Welt: www.1000schulenfuerunserewelt.de (Öffnet in neuem Fenster)
Engagement Global: www.engagement-global.de (Öffnet in neuem Fenster)
Bayerische Staatsregierung: www.stmwi.bayern.de/internationalisierung/entwicklungspolitik (Öffnet in neuem Fenster)
Landkreis Donau-Ries: www.donauries.bayern/region/entwicklungszusammenarbeit/1000-schulen-fuer-unsere-welt (Öffnet in neuem Fenster)
Radio-Interview mit Landrat Stefan Rößle: https://share.ard-zdf-box.de/s/qmZRS5RMi7icnfD (Öffnet in neuem Fenster)
Stiftung fly & help: www.fly-and-help.de (Öffnet in neuem Fenster)

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