Liebe Leute,
Ehrlich gesagt, wir vom FYI-Kollektiv (Öffnet in neuem Fenster) sind in diesen Oktober mit Sorgen gestartet. Aber nicht nur, denn wir haben auch Grund zur Freude. Warum das alles? Das lest ihr gleich hier unten…
Einen guten Start in den Herbst
wünscht euch Christof vom FYI-Kollektiv
Pressefreiheit unter Druck
Ja, es stimmt: Wir machen uns Sorgen. Sorgen, was das Ergebnis der Nationalratswahl für die Pressefreiheit bedeuten könnte. Die jetzt stärkste Partei im Land macht keinen Hehl daraus, dass ihr die heimischen Qualitätsmedien nicht passen. Auch kein Geheimnis ist, dass sie in ihrer letzten Regierungsbeteiligung parteinahen “Alternativmedien” mittels Inseraten ziemlich unter die Arme gegriffen hat. Die sind aber nicht alternativ, sondern schlicht hetzerisch, faktenarm und oft sogar verschwörungs-ideologisch. Und klar, andere Parteien haben sich in der Vergangenheit auch schon wohlwollende Berichterstattung erkauft.
Angriffe auf Qualitätsmedien werden immer offensiver
Erstens kann das bedeuten, dass seriöse Medien den Gürtel noch enger schnallen müssen - und das werden wohl insbesondere ihre Freien Mitarbeiter:innen zu spüren bekommen.
Zweitens sind wir Journalist:innen auch von Hasskommentaren und Online-Anfeindungen der Rechten direkt betroffen. Die weiblichen Kolleginnen ganz besonders.
Der dritte Aspekt betrifft das Private: Schon jetzt müssen viele von uns mit Ansichten und vermeintlichen “Informationen” aus irgendwelchen “alternativen Medien” umgehen, die uns in der Verwandtschaft oder bei Kindergeburtstagen begegnen. Denn zahlreiche Fakenews-Schleudern werden mittlerweile auch mit Parteigeldern finanziert (Öffnet in neuem Fenster).
Mehr Parteienförderung für die FPÖ, kann auch mehr Geld für die selbsternannten “alternativen” Medien bedeuten.
Also, alles in allem, keine guten Aussichten.
Jubiläum feiern!
Wie schon angekündigt, gibt es aber gute Gründe, positiv in den Herbst zu starten! Einer ist das 10-jährige Jubiläum des Vereins Freischreiber:innen Österreich (Öffnet in neuem Fenster)! Mangels einer schlagkräftiger Gewerkschaft für Freie braucht es Organisationen wie Freischreiber:innen, die mittlerweile seit einem Jahrzehnt auf Belange unserer Zunft hinweisen. Anlässlich des 10-Jährigen gab es vergangenen Montag bei der Feierlichkeit Raum für Austausch. Auch wir vom FYI-Kollektiv haben über unsere Arbeit gesprochen. Wir bedanken uns für die tolle Jubiläums-Feier und freuen uns auf ein weiteres Jahrzehnt der Interessensvertretung!
Höhere Honorare fordern!
Auch die deutschen Freischreiber haben uns eine Freude beschert, den fabelhaften Honorarreport2024. Auf Basis des - im übrigen sehr empfehlenswerten Tools - wasjournalistenverdienen.de (Öffnet in neuem Fenster) wurden über 1000 Eingaben zu Honoraren und der Zusammenarbeit mit verschiedenen Medien ausgewertet. Und die Ergebnisse sind bemerkenswert: Video ist besser bezahlt als Radio - und Textjournalist:innen steigen - mal wieder - am schlechtesten aus. In den letzten Jahren wurden die Honorare in Summe nicht mal an die Inflation angepasst! Wer es ganz genau wissen will, kann hier reinschauen: Honorarreport2024 (Öffnet in neuem Fenster)
Woran arbeiten wir?
Hier ein kleiner Überblick, was wir vom FYI-Kollektiv in den letzten Wochen veröffentlicht haben:
Staatliche Ausgaben für Studierende als Gelder der Entwicklungszusammenarbeit verbuchen? Klingt wie eine “g’schobene Partie”, ist aber legal. Aber ist das auch entwicklungspolitisch sinnvoll oder arithmetische Schönfärberei? Milena hat sich diese - nicht nur österreichische - Praxis für das deutsche Magazin welt-sichten (Öffnet in neuem Fenster) angeschaut. Zum Beitrag geht’s hier lang (Öffnet in neuem Fenster)!
Wie sich österreichische Mineralöl-Konzerne ganz gesetzeskonform von ihrer Klimaschutz-Verpflichtung freigekauft haben, habe ich, Christof, schon im Frühjahr recherchiert (Öffnet in neuem Fenster). Warum Leonore Gewesslers Klimaschutz-Ministerium dazu jetzt eine Anzeige wegen schweren Betrugs in Millionen-Höhe stellte, könnt ihr hier im STANDARD (Öffnet in neuem Fenster) nachlesen.
Die Coverstory des aktuellen Augustin (Öffnet in neuem Fenster)hat Christian geschrieben. Darin beschäftigt er sich mit dem Grundeinkommen und wie sich dessen Einführung auf Wohnungslose auswirken würde. Und er stellt die Frage: Soll Staatsbürger:innenschaft eine Rolle spielen?
Holt euch die Zeitung auf den Straßen Wiens oder im Abo!
Warum das Thema Migration oft mit Sicherheitsfragen verwoben wird, hat Naz mit Migrationsforscherin Judith Kohlenberger besprochen. Zu lesen in der aktuellen Ausgabe des feministischen an.schläge-Magazins (Öffnet in neuem Fenster).
Johannes hat unlängst in der Faktory Wien sein neues Buch “Ausbeutung auf Bestellung” (Öffnet in neuem Fenster) vorgestellt. Moderiert hat den Abend unsere FYI-Kollegin Nadja.
Spätes Coming-out: "Liebe Familie, ich bin queer!" Nadja hat für den STANDARD mit drei “Spätgeouteten” über ihre Erfahrungen gesprochen. Was sie beschäftigt und was an ihrer Situation besonders ist, lest ihr hier (Öffnet in neuem Fenster).
Nadja Riahi und Johannes Greß bei der Buchvorstellung "Ausbeutung auf Bestellung" in der Faktory/Wien
Veranstaltungstipps:
Weitere Buchvorstellungen von Johannes gibt es in Wien, Graz und Wiener Neustadt. In Graz wird “Ausbeutung auf Bestellung” (Öffnet in neuem Fenster)schon am 24. Oktober präsentiert, zusammen mit “Riders”, einer Reportage über Fahrradboten. Genaueres und alle weiteren Termine findest du auf seiner Website. (Öffnet in neuem Fenster)
Das Netzwerk Klimajournalismus, bei dem auch Naz aktiv ist, bietet ein wöchentliches “5vor12”-Briefing (Öffnet in neuem Fenster) für Journalist:innen. Renommierte Wissenschafter:innen sprechen jeden Dienstag von 11:55-13:00 Uhr über ein aktuelles Klimathema. Beim nächsten Termin, am 22. Oktober, geht's um Klimaberichterstattung, eine Woche später um Planetare Grenzen.
Am Nachmittag des 07. November geht der Presseclub Concordia bei seiner “Rechtsdienst Konferenz” (Öffnet in neuem Fenster) folgenden Fragen nach: Was ist Journalismus? Sind freie Journalist:innen nur Public-Watchdogs zweiter Klasse? Wann wird Content zu Journalismus? Wie unterscheidet er sich von Propaganda, wie von PR? Wo beginnt Aktivismus?
Unbedingt anmelden (Öffnet in neuem Fenster)!
Stipendien:
Hashtag vergibt ein Stipendium für ein “innovatives digitales Format für Instagram, TikTok, YouTube oder Twitch” (Öffnet in neuem Fenster)- 5000 Euro. Einreichungen bis 31. Oktober.
Auch das International Center for Journalists (Öffnet in neuem Fenster) in den USA schreibt neuerdings Stipendien aus, diesmal für Recherchen mit dem Schwerpunkt Klimawandel im Globalen Süden. Englischsprachige Bewerbungen werden bis 01. November angenommen.
Thematisch ähnlich gelagert ist das Earth Investigations Programme des Journalismfund (Öffnet in neuem Fenster). Aber nur noch bis zum 24. Oktober können sich Teams aus mindestens zwei europäischen Ländern bewerben.
Der Verein zur Förderung des Wirtschaftsjournalismus vergibt Stipendien für den Wirtschaftslehrgang des APA-Campus (Öffnet in neuem Fenster), eine bis zu dreijährige Fortbildung.
Zum Abschluss noch ein Pro-Tipp: Auf der Website journalistenpreise.de (Öffnet in neuem Fenster) findet ihr aktuelle Ausschreibungen, wie der Name schon sagt, für Journalismuspreise. Auszeichnungen zu gewinnen ist nicht nur das Geschäft eitler Gockel, sondern kann eure nächste Recherche querfinanzieren - oder einen Urlaub! Das Ganze gibt’s dort auch als Newsletter.
Wenn ihr Hinweise auf interessante Stipendien oder Termine für uns habt, oder Themen, die wir im Newsletter behandeln sollen, dann meldet euch gerne: kontakt@fyi-kollektiv.at (Öffnet in neuem Fenster)
Wir sind gespannt auf eure Nachrichten!