Kein politischer Jahresrückblick
(Naja, aber der Save the Date muss natürlich trotzdem rein :))
Liebe Leute,
das Jahr neigt sich dem Ende zu, d.h., ich genieße einen der wenigen Vorteile (im Sinne der Lohnarbeit) unterbeschäftigter Selbstständiger: ich mache ab Freitag eine zweiwöchige Pause vom Politgeschäft, was für mich vor allem bedeutet, eine Pause von der politischen Kommunikation zu machen. So gerne ich diese mag, so viel Spaß mir meine Arbeit macht, so sehr merke ich: wenn ich zu wenige Pausen mache, werde ich immer ungeduldiger, immer ruppiger, immer mehr (come on, say it…) selbst ein bisschen zum Arschloch.
Das schreibe ich diesmal nicht, um den Einstieg mit einer Selbstkritik als rhetorischen Trick zu verwenden, um dann doch mein Argument noch rüberzubringen, sondern als Erklärung, warum dieser Text nicht den Jahres-Rückblick darstellt, den ich gerne schreiben wollte (da stünde dann, s. ungeduldiges Arschloch, vor allem “I TOLD YOU SO” drin, weil ich halt glaube, viel von dem, was re: Klima-politik, -aktivismus und -müdigkeit passiert ist, vorhergesagt zu haben, und das will selten jemand hören ;)), aber auch nicht der Ausblick auf’s nächste Jahr, weil, sowas gut und nicht lame rüberzubringen, braucht ein bisschen sehr viel mehr Schwung, als ich gerade habe.
Stolz und dankbar
Also heute mal nichts, oder fast nichts im engeren Sinne “politisches”, weil das schon wieder zu Diskussionen führen würde, die mir gerade zu viel wären. Stattdessen eine kurze persönliche Notiz: ein wichtiger Grund, warum ich Ende dieses Jahres so platt bin, ist die Tatsache, dass ich dieses Jahr nicht nur viel politische und intellektuelle Arbeit gemacht habe, sondern auch mein Leben endlich wieder sehr weitgehend stabilisiert und… zu einem schönen Leben gemacht habe. Darauf bin ich ehrlich gesagt ziemlich stolz.
Ein Jahr ohne chemische Drogen (Öffnet in neuem Fenster)hat da natürlich erheblich zu beigetragen, aber mein Drogenproblem 2021-23 war ja immer vor allem ein Symptom meiner Depression, meines Sinnverlusts. Und den Sinn: den hab ich ja wiedergefunden. Wie immer in Bewegung, im Kampf für “die Sache”, und diese “Bewegung” spüre ich jetzt wieder: im emergenten Kollapsspace, der hoffentlich bald eine wirkliche Bewegung wird. Klar, das ist alles noch im Anfang begriffen, da sind noch nicht allzu viele Leute und Organisationen, aber was wir darin spüren, ist eine Magie, die ich kenne, die mir vertraut ist. Es ist die Magie, die dem Anfang einer Bewegung innewohnt, und für mich fühlt sie sich unglaublich vertraut und warm an, außerdem sinn- und hoffnungs-stiftend, sie bringt mit sich Kontakte und enge Beziehungen mit tollen Menschen, von denen ich weiß, dass sie in Zukunft die Menschen sein werden, mit denen zusammen ich in der Katastrophe für (relativ) bessere Zukünfte, für Räume des Lichts, der Wärme, der Liebe und Solidarität (Öffnet in neuem Fenster)kämpfen werde.
An diesem Punkt ein Shoutout an unsere kleine aber feine “just collapse”-Gruppe “Team Kollaps”, mit denen zusammen es mir so viel leichter fällt, die Fährnisse eines Bewegungsraums zu navigieren, in dem die meisten Menschen sich immer härter dagegen wehren, die Realität anzuerkennen. Liebes Team Kollaps: ich bin sehr dankbar, mit Euch zusammen die Zukunft anzugehen. Und natürlich (so ganz unpolitisch dann doch nicht, sorry) unser Kollapscamp (Öffnet in neuem Fenster) Ende August, das jetzt auch eine Website (Öffnet in neuem Fenster) und ein Save the Date hat :)
______________________________________________________________________________
Ich finanziere meine politische Arbeit vor allem über diesen Blog, und wäre dankbar für Deine Unterstützung
______________________________________________________________________________
Familie
Wenn Bewegung meinem Leben eine Richtung, einen Sinn, und ganz viele wichtige soziale Beziehungen gibt, dann ist es, wie ihr mittlerweile mit Sicherheit verstanden habt, Wolf, mein Ehemann und “companion” im Sinne von “longtime companion (Öffnet in neuem Fenster)” - look it up, it’s a bit of gay history - der mir Halt und Ruhe gibt, ohne die ich im Wortsinne durchdrehen würde. Dass dem so sein würde, war nicht immer on the cards oder gar sichergestellt, und unsere neue “Fellfamilie” (er Wolf, ich Kater, dann noch Kolja und Kira) ist wirklich und wahrhaftig das erste Mal, dass ich richtig verstehe, was viele von Euch meinen, wenn sie emphatisch von “Familie” sprechen. As in: “Ja, klar, aber der ist doch Familie”. Als Ort, an dem man genau das sein kann, was man will, und man nicht trotzdem, sondern genau dafür akzeptiert, geliebt und gekuschelt wird. Danke, mein Wolf. Wofür alles, weißt Du, das muss ich hier jetzt nicht im Detail ausführen, wird sonst zu kitschig ;)
Ein letztes Dankeschön noch an Euch, die ihr meine Arbeit unterstützt: ihr wisst, wer ihr seid, und Euer Support bedeutet wahrlich nicht nur Geld. Er bedeutet, dass ich von der Bewegung in dem unterstützt werde, was ich tue, which brings us back to the top, Bewegung als Kernstruktur meines Lebens.
So, danke ihr Lieben fürs Lesen, dieses Textes, und der vielen viel zu langen Sachen, die ich dieses Jahr geschrieben habe. Ich werde dies noch schnell posten, und mich dann für den Rest des Jahres auf die Couch legen, Hörbücher hören, Serien bingen, vor dem Frühstück Joints rauchen, und alles in allem so wenig tun, wie irgend möglich. I can’t wait. Ich hoffe, Ihr könnt zwischen den Jahren auch ein bisschen runterfahren und auftanken. Es gibt viel zu tun nächstes Jahr. See you then and there.
Mit herunterfahrenden Grüßen,
Euer Tadzio