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„Lieber Martin, ich brauche 100 Versuche,  bis mir ein Foto gefällt“

Letzte Woche bekam ich auf Twitter eine Antwort von Dottie, die ein bisschen verzweifelt klang. Sie schrieb: „Ich liebe es, zu fotografieren. Ich habe nur leider überhaupt kein Talent. Ich hatte auch mal eine gute Kamera, aber die Handyfotos meines Mannes waren um Längen besser, deshalb habe ich sie irgendwann nicht mehr genutzt.“ 

Statt ihr auf Twitter zu antworten, fragte ich sie, ob es in Ordnung sei, ihre Frage in meinem Newsletter zu behandeln und ob sie mir mehr über ihr Problem erzählen würde. Dottie war sofort einverstanden und schickte mir eine Mail. 

Schon von früh an habe sie Freude an der Fotografie gefrunden, schrieb sie. „… ich bin aber mit dem Ergebnis gar nicht zufrieden. Zu flach, Farben oder Details nicht gut zu erkennen, zu dunkel, verschwommen, nur ein Ausschnitt zu sehen.“ 

(Liebe Leser:innen, wenn auch ihr eine Frage an mich habt, oder aus einem anderen Grund mit euren Bildern unzufrieden seid, schreibt mir gerne: martin@krautreporter.de (Öffnet in neuem Fenster).) 

Und dann käme ihr Mann, würde kurz draufhalten und zack: Mega Foto! „Ich brauche 100 Versuche, bis mir mal ein Foto gefällt.“ Sie habe ihren Mann gebeten, ihr zu erklären, was er anders mache. Er gab ihr technische Tipps, sie solle eher schräg und nicht von oben drauf fotografieren. 

HHandbuch lesen oder sämtliche Einstellungen durchprobieren müsse, dann habe sie schon keine Lust mehr.  Sie vermute, das sei ihr größtes Problem. Und jetzt folgt die E-Mail, die ich Dottie gestern zurückgeschickt habe. 

Liebe Dottie, 

vielen Dank für dein Vertrauen und deine Worte. Ich werde versuchen, vorsichtig deinem Problem näherzukommen, zu Beginn ein paar Fragen stellen und dir am Schluss ein paar Anregungen mit auf den Weg geben. 

Der wichtigste von allen Sätzen ist für mich dein erster, in dem du schreibst, dass du es liebst zu fotografieren. Lass uns einen Moment hier verweilen. Was genau liebst du daran? Das Suchen nach Motiven, das Komponieren des Bildausschnittes oder das Selektieren im Nachhinein? Oder alles zusammen? 

Ich stelle diese Fragen nicht, damit du sie mir beantwortest, sondern dir selbst.  Denn die Freude an der Fotografie ist DAS entscheidende – und wenn du für dich festlegen kannst, woher diese Freude kommt, kannst du dich in Zukunft genau darauf konzentrieren. 

Du schreibst, dass du die Fotos deines Mannes siehst und der Blick auf deine Bilder im Anschluss ernüchternd sei. Das klingt so, als ob es dich ein bisschen traurig macht, wenn du eure Fotos miteinander vergleichst. Ich kann das gut verstehen, weil es mir vor Jahren mit den Bildern eines Fotokumpels genauso ging. 

Jedes Mal, wenn ich seine großartigen Fotos auf Flickr völlig fasziniert betrachtete, fühlte ich einen kleinen Stich in meinem Herz. Die zahlreichen Likes und Kommentare unter seinen Fotos fühlten sich an wie nachtreten. Ich kann mir gut vorstellen, dass es sehr hart für dich ist, immer wiederzusehen, wie dein Mann scheinbar mühelos tolle Fotos macht. 

Drei Tipps, die ich Dottie geschickt habe, um aus ihrer Frustration auszubrechen:

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