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Mit Linien und Kurven die Augen der Betrachter:innen führen

Der amerikanische Fotograf Ansel Adams (1902-1984) war der Pionier der Landschaftsfotografie. Mein seinem kontrastreichen Schwarzweißaufnahmen der Nationalparks erlang er einen Ruf, der über ihn als Person hinausging: Adams erfand das Zonensystem. Eine Methode, mit der er die Graubereiche eines jeden Fotos von schwarz bis weiß in 11 Abstufunungen von vorne herein festlegte.

Heute sprechen wir über eine Fotografie, die Adams 1942 im  Grand Teton National Park in Wyoming machte und die den Namen „The Tetons and the Snake River“ trägt. Ich sah dieses Foto vor 15 Jahren zum ersten Mal und auch heute hat es seine Magie nicht verloren.  

Adams soll gesagt haben: „Ein Foto wird meistens nur angeschaut – selten schaut man in es hinein.“  Was Adams mit hinein meinte, weiß ich nicht. Doch ich möchte genauer hinsehen und versuchen, dir an einem Detail zu erklären, warum diese Aufnahme so besonders ist, warum sie funktioniert

Wenn wir ein Bild komponieren, und damit meine ich den Prozess des Suchens nach einer Perspektive, dann bringen wir Ordnung und Ruhe in eine Szene. Da wir niemals alles aufnehmen können, müssen wir uns beim Fotografieren auf einen kleinen Teil, einen Bildausschnitt konzentrieren. 

In diesem Ausschnitt versuchen wir, die Augen der Betrachter:innen zu führen. Wohin? Zum zentralen Punkt des Bildes, zu dem Teil des Bildes, auf das es ankommt. In Adams Aufnahme ist das ein bewölktes Gebirge im oberen Bildteil. Geführt werden unsere Augen durch die Kurven des Flusses, der sich wie ein Aal durch den unteren Teil des Bildes windet und direkt zum Gebirge führt.

Der Fluss ist besonders hell und grenzt sich dadurch vom umliegenden Wald ab, der streckenweise von tiefer Schwärze nur so trieft. Und weil es im Bild keine Farben gibt, die uns ablenken können, fallen Strukturen, Kontraste und genau, Linien wie der Fluss umso mehr auf. Und deshalb funktioniert diese Aufnahme.  

Das fotografische Prinzip

Versuche nächstes Mal, wenn du ein Foto machst, Linien und Kurven zu finden, die zur Hauptsache deines Bildes führen. Sie werden den Betrachter:innen – ohne nachdenken zu müssen – dabei helfen, dein Bild zu verstehen, und zu erkennen, was du zeigen willst. 

Mitglieder bekommen hier noch 6 weitere Fotos zu sehen, die ich mit der „Upside Down“-Technik aufgenommen habe.

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