Von Möhrengemüse, Frühstücksdosen und Armut
Auf meiner ersten Lesung haben wir über die Rolle des Sozialstaats und die Eigenverantwortung bei der Versorgung von Schulkindern mit gesunden Frühstücksoptionen diskutiert. Ich finde die Diskussion deshalb so spannend, weil sie wichtige Aspekte der sozialen Gerechtigkeit beleuchtet und dabei die Augen für die Herausforderungen öffnet, vor denen armutsbetroffene Eltern stehen. Und damit herzlich Willkommen zur neuen Ausgabe meines Newsletters!
Doch das Wichtigste zuerst: Sehen wir uns heute Abend?
Ich bin aktuell ein bisschen schlecht darin, wichtige Infos zeitnah zu kommunizieren, deshalb kommt diese Einladung für manch eine*n ein bisschen spontan:
Heute Abend um 20:30 Uhr lese ich exklusiv für alle Steady-Mitglieder aus meinem Buch “Das Gefühl von Armut”.
Wir treffen uns bei Zoom. Alle, die bis dahin eine Mitgliedschaft abgeschlossen haben, bekommen um 18 Uhr von mir einen Zoom-Link.
Ihr könnt mit und ohne Ton/Bild beitreten und mich alles rund ums Buch fragen, das euch so einfällt. Für Nicht-Mitglieder ist das der perfekte Zeitpunkt, sich eine Mitgliedschaft zu schnappen. 😉
Ich freu mich auf euch!
Dieser Newsletter kommt einmal im Monat kostenlos für alle in dein Postfach. Als selbstständige Kreativschaffende mache ich das vor allem aus Überzeugung - und ohne Brotjob, der das hier irgendwie querfinanziert. Ich bin vollkommen auf die Unterstützung einer starken Community angewiesen. Deshalb freue ich mich, wenn ihr meine Arbeit mit einer Mitgliedschaft unterstützt. Für nur 5 Euro im Monat bekommt ihr den Newsletter, eine Podcast-Folge und einen exklusiven Paywall-Essay. Und ich kann an weiteren Buchideen arbeiten, das System zerdenken und auf Corporate-Kohle verzichten. Klingt nach einem Deal, oder!? ❤
Wie viel Staat wollen wir in den Familien?
Am Sonntag fand meine erste Lesung statt und dort wurde eine interessante Frage in den Raum gestellt, als wir darüber sprachen, wie viele Kinder eigentlich täglich hungrig in unseren Schulen sitzen: Wo denn die Eigenverantwortung der Familien bliebe und ob ich WIRKLICH so viel Staat in all dem haben wolle.
Ich hab im Nachgang noch eine Weile darüber nachgedacht und dachte, ich bereite meine Gedanken dazu hier mal kurz und knackig für euch auf:
Vorurteile gegenüber armutsbetroffenen Eltern:
Die Frage entlarvt ein wenig das gängige Vorurteil, dass armutsbetroffene Eltern ihren Kindern absichtlich kein gesundes Frühstück mitgeben, weil sie sich einfach nicht kümmern würden. Das Problem ist in vielen Fällen aber eben nicht der fehlende Wille, sondern die fehlenden finanziellen Mitte. Wir wissen aus Statistiken sowie Betroffenenberichten, dass viele Eltern eher an sich selbst sparen , um ihren Kindern ein besseres Leben zu ermöglichen.
Darüber hinaus belegen Zahlen, dass der Bürgergeld-Basis-Satz von 536 Euro einfach nicht ausreicht, um eine gesunde Ernährung zu gewährleisten. Wie soll er dann in einer Bedarfsgemeinschaft mit Kindern ausreichen, um eine ausgewogene Frühstücksdose zu packen?
Wirtschaftliche Zwänge
Aus der Not heraus entscheiden sich Eltern naturgegeben für das, was finanziell machbar ist. Ein Nutella-Brot ist im Vergleich zu frischem Obst und Gemüse oft kostengünstiger. Toastbrot und Schokocreme halten erfahrungsgemäß länger als die frischen Birnen. Obst und Gemüse verderben schneller und sind im Sommer besonders anfällig für Hitze. Gerade DASS unsere Sozial- und Transferleistungen so knapp bemessen werden, führt dazu, dass viele Eltern gezwungen sind, auf haltbare, aber weniger gesunde Optionen zurückzugreifen, um Verschwendung zu vermeiden und die Ausgaben zu kontrollieren. Genau so passiert es dann grad zum Ende des Monats, dass Nutella und Toast das einzige sind, das noch da ist.
Wollen wir mehr Staat in unserem Leben?
Die Diskussion drehte sich auch um die Frage, ob wir mehr Staat in unserem Leben wollen oder ob wir nicht einfach mehr nach unseren Nachbar*innen und Bekannten gucken sollten. Aber der Clou ist doch: WIR sind der Staat. Diese Frage ist im Falle des Frühstücks offen gestanden widersprüchlich. Denn der Staat ist in diesem Fall nur die Organisationsform, die uns ermöglicht, Steuereinnahmen derart zu verteilen, dass wir sicherstellen können, dass alle Kinder Zugang zu gesunden Mahlzeiten haben.
Solidarität und Gemeinschaft
Die Frage ist ja auch: Wäre nicht gerade DA, wo sich Eltern aus welchen Gründen auch immer nicht kümmern können oder wollen, den Kindern ERST RECHT geholfen, wenn wir das als Gesellschaft auffangen und dafür sorgen, dass Kita- und Schulkinder zentral zwei gesunde Mahlzeiten am Tag bekommen!?
Zumal “sich nicht kümmern können” oft ja nicht mal mit aktiver Vernachlässigung verbunden ist. Viele Armutsbetroffene sind chronisch krank oder leiden unter psychischen Erkrankungen. Viele Armutsbetroffene arbeiten in prekären Arbeitsverhältnissen mit unregelmäßigen Arbeitszeiten oder Schichtdiensten. In vielen Fällen ist morgens einfach auch keine erwachsene Person anwesend, die das mit der Brotdose kontrollieren könnte, weil die verantwortlichen Personen dann schon oder noch auf der Arbeit sind. Auch diese Familien wären durch ein kostenloses Schulfrühstück spürbar entlastet.
Finanzierbar wäre das. Wir bräuchten dafür einfach endlich eine gerechtere Steuerverteilung, bei der Vermögen und Erbschaften stärker besteuert werden als Arbeit. Aktuell ist es ja leider andersherum.
Praktische Umsetzung und Partizipation der Kinder:
Als Argument für mehr Eigenverantwortung der Eltern wurde herangezogen, dass in Schulen ja auch nach den Mittagessen bspw. kiloweise Möhrengemüse weggeworfen werden würde, weil die Kinder das ja auch gar nicht essen würden. Die Partizipation der Kinder in der Essensplanung könnte dazu beitragen, dass weniger Lebensmittel verschwendet werden und die angebotenen Mahlzeiten den Bedürfnissen und Wünschen der Kinder besser entsprechen. Und viele Eltern werden mir jetzt zustimmen, wenn ich sage: Meine Erfahrung zeigt auch, dass meine Kinder in der Schule eher Dinge essen, die sie zuhause niemals anrühren würden. 😅
Kennst du schon mein Buch?
Genau heute ist mein Buch schon 14 Tage auf dem Markt. What a ride!
Für alle Online-Shoppenden: Ihr könnt das Buch zum Beispiel bei Autorenwelt (Öffnet in neuem Fenster) oder bei Amazon (Öffnet in neuem Fenster) oder Thalia (Öffnet in neuem Fenster) bestellen.
Hinter den Kulissen - Termine und Co
Es gibt gerade mehrere Gespräche über mögliche Lesungstermine. Setzt gern eure lokalen Wohlfahrtsverbände, Stiftungen, Kulturstätten und Co drauf an, mich einzuladen!
Merken könnt ihr euch schon einmal
den 29. September, 11 Uhr
Da lese ich im Kulturhaus Süderelbe. Alle Infos findet ihr HIER (Öffnet in neuem Fenster).
Ansonsten ist das gerade alles irgendwie wild. 😄 Ich war jetzt in zwei Podcasts zu Gast, eine Folge ist sogar schon online, die könnt ihr hier hören:
https://open.spotify.com/episode/1FnQGITWy3zMFxYCaUaaWq?si=4a7e5e92fda44c38 (Öffnet in neuem Fenster)Dann war ich bei Deutschlandfunk Nova im Radiointerview, das könnt ihr hier nachhören:
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/buchautorin-celsy-dehnert-wie-sich-armut-anfuehlt (Öffnet in neuem Fenster)Außerdem habe ich mit Leonie Schulte vom RND sowie Jana Felgenhauer vom Stern (leider Paywall) gesprochen:
https://www.rnd.de/familie/celsy-dehnert-auch-armutsbetroffene-eltern-koennen-verdammt-gute-eltern-sein-HI3PDMZA4ZCEZINW7BCCRZSBGI.html (Öffnet in neuem Fenster)https://www.stern.de/kultur/buch-ueber-armut---ich-habe-ein-katastrophengefuehl-verinnerlicht--34977598.html (Öffnet in neuem Fenster)Empfehlungen für euch
Diesen Monat ist mir nach ein bisschen Eskapismus, also nach Flucht aus dem Alltag. Deshalb gibt es diesen Monat keine knallharten Themen, sondern ein bisschen was fürs Herz!
Auf nach Norderney mit Antonia Sommer
Meine liebe Kollegin und Freundin Tatjana hat gerade unter ihrem Pseudonym Antonia Sommer die ersten beiden von drei zauberhaften Norderney-Romanen veröffentlicht. “Für immer Inselwind” und “Für immer Dünenglück” sind die ersten beiden Romane in einer anrührenden Trilogie rund um die einzelnen Geschwister einer Familie und ihre jeweiligen Liebesgeschichten. Wenn ihr ein bisschen Meeresluft im Herzen tragen wollt, gern Geschichten rund um Friends to lovers, Found Family und Mental Health lest, lege ich euch die Bücher dolle ans Herz. Das Beste daran: Teil 3 erscheint am 1.10.2024!
Den Auftakt “Für immer Inselwind” könnt ihr als Print auf Autorenwelt (Öffnet in neuem Fenster)erwerben. Bei Amazon (Öffnet in neuem Fenster) oder Thalia (Öffnet in neuem Fenster) gibts sowohl die Prints als auch die eBooks!
Aktuell höre ich rauf und runter
Meine Favoriten derzeit sind:
Lovely von Lauren Babic und Seraphim
https://open.spotify.com/intl-de/track/0AFDe9XA8JjerFSsnsP1K8?si=3489c79ab6e74d4a (Öffnet in neuem Fenster)The Emptiness Machine von Linkin Park
https://open.spotify.com/intl-de/track/2PnlsTsOTLE5jnBnNe2K0A?si=20494c43101f40d9 (Öffnet in neuem Fenster)Vertigo von Sumo Cyco
https://open.spotify.com/intl-de/track/25TJTcaK3cisnUWAlXpsUD?si=5b7cb8bd9d304946 (Öffnet in neuem Fenster)Dieser Newsletter kommt einmal im Monat kostenlos für alle in dein Postfach. Als selbstständige Kreativschaffende mache ich das vor allem aus Überzeugung - und ohne Brotjob, der das hier irgendwie querfinanziert. Ich bin vollkommen auf die Unterstützung einer starken Community angewiesen. Deshalb freue ich mich, wenn ihr meine Arbeit mit einer Mitgliedschaft unterstützt. Für nur 5 Euro im Monat bekommt ihr den Newsletter, eine Podcast-Folge und einen exklusiven Paywall-Essay. Und ich kann an weiteren Buchideen arbeiten, das System zerdenken und auf Corporate-Kohle verzichten. Klingt nach einem Deal, oder!? ❤
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xoxo, eure Celsy
Beitragsbild in der Web-Version: Gustavo Fring