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Vor zwei Jahren ging zu Ende, was mal für immer gemeint war. Ich war spät dran gewesen, so wie mit dem meisten: Mit zwölf schwimmen und mit 34 lieben gelernt. Du wirst immer der Erste bleiben, zu dem ich wirklich ja gesagt habe. Der Erste, neben dem ich schlief wie ein Kind, geborgen in der Sicherheit, endlich richtig, endlich gewollt zu sein. Der Erste, mit dem die Welt winzig klein wurde: Alles verblasste neben diesem Glück, das mich unbesiegbar machte. Nichts konnte mir mehr etwas anhaben, denn da warst ja überall du; jedenfalls eine kleine, leuchtende Weile.

Du hast uns Will und Lyra getauft: Wie im Goldenen Kompass würde unsere Liebe nichts daran ändern, dass wir in der Welt des anderen nicht überleben konnten. Ich fand, wir passten besser in unser gemeinsames Lieblingsbuch: Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins. Ich war Teresa, ohne Liebe groß geworden und voller Sehnsucht, endlich gesehen zu werden. Du warst Tomas, mit dem selbst gesetzten Prinzip, frei zu sein, dich nicht mit Beziehungen zu beschweren. Wie Teresa brach ich fiebernd auf deiner Türschwelle zusammen, und du glaubtest wie Tomas, es sei dein Schicksal, diese Verantwortung zu übernehmen. Und so kam die Schwere zurück in dein Leben und die Verzweiflung zurück in meins. Aber Teresa und Tomas schafften es, jemand anderes zu werden, sich gemeinsam auf den Weg zu machen; jedenfalls eine kleine, leuchtende Weile.

„Yet there you are“, schreibt Sarah Manguso über die Trauer: „Walking out of the fire in a form you no longer recognize.“ Ich weiß, dass ich schon zu unserer ersten Begegnung nicht hätte ja sagen dürfen, und dass ich es trotzdem wieder tun würde, in jedem Leben, in jeder Welt. Denn auch wenn für immer eine Lüge war, bin ich eine andere geworden: Mit dir, nach dir. Ich habe gelernt, wie sich das anfühlt, bis zum Schluss bleiben zu wollen. Alles hergeben zu wollen, was ich habe und bin, und dabei das Wichtigste zu übersehen: Dass Hingabe eben nicht Selbstaufgabe bedeutet. Dass Liebe, wie wir sie interpretierten, ihren Preis eben nur für eine kleine, leuchtende Weile wert ist. Und dass es höchste Zeit ist, unser Zuhause nicht mehr in Menschen zu suchen, sondern es in Momenten zu finden.

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