Ich bin 17 und habe kein Social Media
Am Freitag endete die erste Woche unserer Journalismus Summer-School und damit eine tolle Woche mit zwölf talentierten Jugendlichen! Im Sommer wird es ab sofort jede Woche einen Text von eine*r Schüler*in aus der Summer-School zu lesen geben. Der erste Text ist von der 17-jährigen Helin:
Nein, ich bin kein Steinzeitmensch und lebe in 2022 sowie ihr alle. Oft höre ich Leute in meinem Alter Dinge sagen wie „Ich kann ohne Instagram nicht leben“ oder „Ich bin TikTok süchtig“. Doch meine Frage ist: Wie könnt ihr eigentlich MIT diesen toxischen Social Media-Apps leben?
Die neuen Schönheitsideale (#beautystandards) findet man nicht nur auf Social Media, sondern sie begegnen einem überall wie bei Gesprächen oder auf Plakaten. Wenn sie uns schon in unserem alltäglichen Leben so prägen, warum haben wir es noch nötig, uns mit hundert Mal bearbeiteten Fotos von fremden oder berühmten Leuten zu verunsichern? Ehrlich gesagt bin ich müde davon mich jeden Tag mit anderen zu vergleichen und ungesunde Diäten zu führen, nur damit ich mich vielleicht auch irgendwann gut genug fühlen kann. Ich habe keine Lust mehr jeden Tag meine Looks zu ändern und mich für mein Aussehen zu schämen, weil ich nicht den Schönheitsidealen entspreche. Und ich bin nicht die einzige. Fast alle meine Freunde brauchen psychische Unterstützung, weil sie mit Selbsthass zu kämpfen haben. Keiner von ihnen kann „Ich liebe und akzeptiere mich so wie ich bin“ sagen und das auch glauben.
Doch mit der Zeit bemerke ich, dass da mehr hinter den Bildschirmen passiert, als wir denken. Diese „I just woke up looking like a Hollywood Star“-Selfies werden mit den besten Filtern gemacht und danach stundenlang bearbeitet. Und wenn die Person reich ist, kann er oder sie sich die besten Beauty-Produkte kaufen oder sich vielleicht mit Operationen verändern lassen. Ich bin nicht hässlich, ich habe einfach kein Talent dafür, Fotos gut zu bearbeiten. Ich bin nicht hässlich, ich bin einfach nur nicht reich. Keiner muss eine Haut wie Porzellan haben. Keiner von uns muss Kurven wie eine Sanduhr haben. Wir sind keine Barbiepuppen wie sich das die sozialen Medien vorstellen.
Auch wenn diese Plattformen eine bestimmte Vorstellung von Schönheit haben, denke ich, dass es keine Definition von Schönheit gibt. Es gibt nur Arten von Schönheit und jeder empfindet etwas anderes als schön. Nur weil manche Leute zu blind sind zu sehen wie bewundernswert du eigentlich bist, heißt das nicht, dass du auch vergessen sollst, wie wertvoll du bist. Ich stelle mir Menschen wie Rosen vor. Rosen sind schön, aber haben Dornen genau wie wir Menschen alle schön aber trotzdem nicht perfekt sind. Da aber die sozialen Medien eine unrealistische Vorstellung haben was Schönheitsideale angeht, halte ich mich von ihnen fern und lasse mir nicht einreden, was Schönheit bedeutet.

Die 17-jährige Helin hat keine Social-Media Plattformen
Hier informieren wir über die_chefredaktion (Öffnet in neuem Fenster) und unsere Mission, neuen Journalismus zu machen. Wer uns dabei begleiten und finanziell unterstützen will, bekommt jeden Sonntag persönliche Post von uns.
Feedback der Woche
"Ehrlich gesagt war die Summer-School der beste Workshop, bei dem ich bis jetzt mitgemacht habe", schreibt eine unserer Summer-School Teilnehmer*innen diese Woche. "Dank euch habe ich neue Freund*innen gefunden, vieles dazu gelernt und fühle mich näher an meinen Träumen. Bitte führt die Summer-School so weiter, ich bin mir sicher, es gibt viele Leute, die eure Tipps brauchen!"

Dankeschön der Woche
Dass wir die Summer-School überhaupt so durchführen konnten, verdanken wir unseren Chefunterstützer*innen! An dieser Stelle nochmals ein großes Danke an alle Unterstützer*innen, die diese Woche möglich gemacht haben - wenn die Summer-School auch weiterhin stattfinden soll, sagt es gerne weiter und werdet Mitglied, falls ihr es noch nicht seid!
Story der Woche
Auf Instagram drüben hat Redakteurin Alena Wacenovsky diese Woche eine Videoreportage über das verpflichtende Verkosten von Schweinefleisch und Alkohol an Tourismus- und Wirtschaftsschulen veröffentlicht. Auch muslimische und jüdische Schüler*innen müssen sich bei der Aufnahme an solchen Schulen dazu verpflichten, diese abzuschmecken. In den Kommentaren zeigten sich viele geschockt und überrascht, dass das an Österreichs Schulen immer noch Standard ist.
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