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„Wenn Kinder weinen, kann ich das nicht gut haben“

Frühmorgens kam ich mit meinen beiden Kindern an der Kita an. Mein anderthalbjähriger Sohn saß in der Karre, sein großer Bruder, 4 1/2, war gelaufen. Als ich den Kleinen aus dem Wagen hob, fing mein Großer an zu weinen:

Das Bild, das er für seine Erzieherin gemalt hatte, war nicht mehr da. Wir hatten es unten in das Ablagefach des Kinderwagens gelegt, und offenbar war es unterwegs herausgerutscht.

Am Tag zuvor hatten wir erfahren, dass die Erzieherin den Kindergarten bald verlassen würde. Mein Sohn hatte auch da schon sehr geweint und dann das Bild gemalt – offenbar hatte es ihm geholfen, seine Gefühle zu verarbeiten.

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Als wir dort vor dem Kindergarten standen und das Bild suchten und alle drei in großer Aufregung waren, kam ein Vater aus der Kita heraus, der gerade seine Söhne gebracht hatte.

Er sah uns fragend an, und ich erklärte kurz die Situation. Er fragte nur knapp: „Welchen Weg seid ihr gekommen?“ Verwirrt nannte ich ihm die Straße, und er fuhr mit seinem Rad davon. Ich ging in die Kita und half den Jungs an der Garderobe, ihre Sachen auszuziehen.

Kurze Zeit später stand der Vater vor uns und hielt das Bild meines Sohnes in den Händen. Er war unseren Hinweg abgefahren und hatte danach gesucht. „Wenn Kinder weinen, kann ich das nicht gut haben“, sagte er nur, und verschwand wieder.

Das ist jetzt über sieben Jahre her, wir wohnen inzwischen in einer anderen Stadt und haben zu der Familie keinerlei Kontakt mehr. Aber ich denke noch oft an diesen Morgen zurück.

– Anne

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