„Mein Geld ist weg!“
Moskau, 1995. Wir waren eine kleine Gruppe von 4 Student/innen, die im Zuge eines mehrwöchigen Austausches in Russland verweilten. An einem Tag, ziemlich am Anfang unseres Aufenthaltes, fuhren wir mit dem hoffnungsvoll überfüllten Bus.
Kurz vor der Endstation bemerkte eine Mitstudentin, dass ihr Brustbeutel mit Bargeld und Ausweispapieren weg war – offensichtlich gestohlen. „Mein Geld ist weg!“, schrie sie. Ein richtiger Schrei war es wohl nicht. Der Schock, die vielen Menschen, die Enge und die fremde Umgebung ließen nicht mehr als ein Jammern zu.
Endstation. Alle Menschen stiegen aus. Nur wir vier blieben allein im Bus zurück. Nachdem wir panisch den Bus durchsucht hatten, gingen wir verzweifelt nach vorn. Wir trauten unseren Augen kaum: Der Brustbeutel baumelte beim Fahrer über den Rückspiegel.
Wir konnten nur spekulieren, wie er dahinkam (mit dem Fahrer konnten wir uns nicht verständigen). Am wahrscheinlichsten erachteten wir, dass jemand den Brustbeutel entwendete, jemand anderes ihn dann abgenommen hatte – und er dann durch zig Hände nach vorn weitergereicht wurde, bis er schließlich beim Fahrer landete, der ihn sichtbar über den Rückspiegel hängte.
Die Erleichterung war groß und wir waren sehr beeindruckt vom kollektiven Gerechtigkeitsempfinden der Moskauer, überlegten wir, ob man ähnliches auch in Deutschland erwarten könnte.
– Gunnar
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