Zum Hauptinhalt springen

So kannst auch du deine Träume beeinflussen

Jeden Freitag erzähle ich dir von Erkenntnissen aus Neurowissenschaft und Psychologie, die du kennen solltest. Heute: Was im Gehirn passiert, wenn man luzid träumt.

Sponsor

Bevor es losgeht, noch eine Empfehlung: Wer entscheidet in unserer Gesellschaft eigentlich darüber, wer als normal und wer als ›verrückt‹ gilt? Und warum gilt die Psychiatrie eigentlich immer noch vielen als Tabuthema? Diesen und weiteren Fragen widmet sich Lea De Gregorio in ihrem neuen Buch »Unter Verrückten sagt man Du«. Das Buch ist eine dringende Psychiatrie- und Gesellschaftskritik. Mehr Infos gibt es hier. (Öffnet in neuem Fenster)

Wir starten mit einer einfachen Frage: War dir während des Träumens schon mal bewusst, dass du gerade träumst?

Ich muss leider sagen: Mir ist das noch nie passiert. Zumindest erinnere ich mich nicht daran, jemals luzid geträumt zu haben. Luzide Träume werden auch Klarträume genannt, denn: Wer luzid träumt, dem ist klar, dass er träumt, während er träumt.

Oftmals geht die Vorstellung darüber, was luzides Träumen ausmacht, aber noch weiter: Es geht nicht nur darum, sich des Träumens bewusst zu sein, sondern auch steuern zu können, worüber man träumt und wie man sich im Traum verhält. Historisch gesehen war luzides Träumen unter Wissenschaftler:innen lange verpönt – man konnte sich schlichtweg nicht vorstellen, dass man etwas sowieso schon so Absurdes wie Träumen auch noch aktiv beeinflussen können. Außerdem war man sich sicher, dass man etwas so Subjektives wie Träumen (wobei die Patient:innen nicht mal wach sind!), objektiv, wissenschaftlich untersuchen könnte.

Nun: Die Methoden wurden besser. Wissenschaftler:innen kamen auf ziemlich smarte Studien-Set-Ups, um nachzuweisen, dass es sehr wohl möglich ist, luzid zu träumen. Und sie fanden Methoden, die die Wahrscheinlichkeit des Klarträumens erhöhen und die jede:r anwenden kann. Darum geht es heute.

Die Studie, die alles verändert hat

Vor einigen Jahren schaffte es ein Experiment (Öffnet in neuem Fenster), viele skeptische Wissenschaftler:innen umzustimmen. Die Teilnehmer:innen waren alle selbst davon überzeugt, luzid träumen zu können. Man schob sie – wie so oft – in ein MRT-Gerät. Der erste Teil der Studie erfolgte, als die Teilnehmer:innen wach waren. Sie sollten, während sie da lagen, erst ihre linke Hand ballen und dann ihre rechte. Und das sollten sie immer und immer wiederholen. Die Wissenschaftler:innen machten währenddessen Aufnahmen vom Gehirn und konnten so genau die Regionen bestimmen, die während des Händeballens der beiden Hände aktiv waren.

Im zweiten Part des Experiments durften die Teilnehmer:innen dann schlafen – und träumen. Eine Besonderheit des Schlafes ist, dass wir währenddessen paralysiert sind. Wir können uns nicht bewegen, und das ist auch besser so. Denn sonst würden wir viel zu oft aus dem Bett fallen. (Bei kleinen Kindern ist dieser Mechanismus manchmal noch nicht ganz eingeschaltet, und auch bei Hunden (Öffnet in neuem Fenster) und anderen Tieren kann man immer wieder sehen, welche Auswirkung es hat, wenn sie nicht paralysiert sind.) Eine Ausnahme gibt es aber: Die sogenannten extraokularen Muskeln des Auges. Sie steuern die Bewegungen des Augapfels und des oberen Augenlids. Deshalb heißt die REM-Phase des Schlafes auch Rapid Eye Movement Phase. Die Wissenschaftler:innen machten sich das zu Nutze, denn durch die Bewegung der Augen hatten die Studienteilnehmer:innen eine Form der Kommunikation, die sie während des Träumens nutzen konnten.

Drei Augenbewegungen nach links, drei nach rechts

Die Forscher:innen und die Teilnehmenden vereinbarten nun Zeichen miteinander. Wenn sie zum Beispiel drei Augenbewegungen nach links hintereinander machten, war das das Zeichen dafür, dass sie sie nun bewusst, also luzide, träumen. So konnten die Teilnehmenden auch signalisieren, wenn sie ihre linke oder rechte Hand im Traum ballen. Und das ist wichtig: nur im Traum. Denn durch die Paralyse bewegten sich die Hände natürlich nicht in echt. Auf den Gehirnscans sahen die Wissenschaftler:innen aber, dass die gleichen Hirnregionen aktiv waren wie im wachen Zustand, als die Teilnehmer:innen ihre Hände tatsächlich bewegten.

Ich fasse das mal zusammen: Nachdem Forscher:innen Jahrzehnte lang dachten, dass luzides Träumen nicht Gegenstand von seriöser Forschung sein könnte, haben die Wissenschaftler:innen in diesem Experiment gezeigt, dass luzide Träumer nicht nur wissen, dass sie träumen, sondern auch beeinflussen können, was sie träumen, während sie träumen. Beeindruckend.

Wie ist das möglich?

In der ersten Ausgabe (Öffnet in neuem Fenster) dieser kleinen Traum-Serie habe ich schon beschrieben, was im Gehirn passiert, wenn wir träumen. Bestimmte Hirnregionen feuern geradezu drauf los: visuell-räumliche Regionen, der Motor-Kortex, der Hippocampus und die Amygdala. Und eine Hirnregion wird praktisch ausgestellt: der präfrontale Kortex, also vielleicht die wichtigste Region, die mit Bewusstsein und rationalem Handeln und Entscheiden in Verbindung gebracht wird. Das Besondere bei luziden Träumern ist jetzt, dass genau diese Regionen im präfrontalen Kortext plötzlich wieder aktiv sind (Öffnet in neuem Fenster), wenn sie sich bewusst darüber sind, dass sie träumen. Forscher:innen gehen davon aus, dass genau diese Aktivität dafür sorgt, dass man die Träume bewusst steuern kann.

So kannst auch du luzide träumen

Letzte Woche habe ich schon beschrieben, dass Träume uns kreativer machen können und teilweise sogar wie eine Art Overnight-Therapie funktionieren. Entscheidend dabei war immer, wovon wir geträumt haben. Wenn uns z.B. eine Trennung emotional mitgenommen hat, konnten vor allem diejenigen die Trauer überwinden, die genau von dieser Trennung geträumt hatten. Es ist also sehr verlockend, selbst entscheiden zu können, was man träumt. Gibt es Methoden, die einem dabei helfen können, zum luziden Träumer zu werden? Die gibt es. Ich habe zwei Hilfestellungen gefunden, die nicht von unseriösen Ratgebern aus der Schmuddelecke in der Buchhandlung stammen, sondern von genau den Wissenschaftler:innen, die luzides Träumen erforschen.

Um weiterlesen zu können, musst du ein echtes Brain werden. Echte Brains ermöglichen diesen Newsletter und haben Zugriff auf das komplette Archiv.

Echtes Brain werden! (Öffnet in neuem Fenster)

0 Kommentare

Möchtest du den ersten Kommentar schreiben?
Werde Mitglied von Das Leben des Brain und starte die Unterhaltung.
Mitglied werden