What art does - Teil 2: Queer Art

Im letzten Text für diese Essay-Seite fasste ich Kernthesen aus Brian Enos „What art does“ zusammen. Die da sind:
Kunst ist, was nicht auf seine praktische Funktion reduziert werden kann.
In den Künsten verhalten sich Erwachsene spielerisch. Spielen ist eine Form des Erforschen von Welt.
Kunst modelliert Differenzen - auch soziale.
Kunst arbeitet mit Gefühlen, bringt diese zum Ausdruck und will Emotionen und Empfindungen evozieren bzw. provozieren. Dadurch, dass wir so in den Künsten und mit Hilfe ihrer erforschen können, was wir mögen und was nicht, bietet sie Orientierung und kann soziale Bindungskräfte in Sub- und Mainstream-Kulturen entfalten, Individuen verbinden und Gruppen zusammen halten (am deutlichsten wohl juvenilen - oder auch in die Jahre gekommenen - an Musik orientierten Tribes wie Gothic, in Fan-Gruppierungen wie Fussballvereinen, die auf einmal alle in Vereinsfarben herumlaufen oder auch in Bildungsbürgerkreisen, die in bestimmte Ausstellungen strömen und hier ihren Gesprächsstoff generieren).
Kunst stellt Möglichkeiten bereit, die Welten Anderer kennenzulernen und sich im besten Fall auch in diese einzufühlen.
Kunst arbeitet mit Imagination. Sie kann dadurch, dass sie in einem Roman, einem Film und TV-Serien, aber auch Kunstrichtungen wie Dada oder dem Musiktheater, auch Oper genannt, man denke an den „Ring des Nibelungen“, Ausschnitte aus ganzen Welten kreieren, in die Menschen sich spielerisch und manchmal auch darüber hinaus hinein begeben können - so auch in Computergames. Dass z.B. Elon Musks Mars-Besiedlungs-Ideen sich aus Science Fiction-Literatur speisen, mag als Beispiel in einem eher gruseligen Fall dienen. Fan Fiction, die Stories aus anderen Werken weiter entwickelt, kann ebenso angeführt werden.
Eno bleibt eher auf der Seite der Produktion in seinem Entwurf und fasst den Bereich künstlerischer Produktion sehr weit - schon die Auswahl eines Möbelstücks, eine Frisur oder das Design einer Gießkanne ist bei ihm Kunst bzw. das Resultat künstlerischer Praxen; ein Stückchen Schöpfung, ein kreativer Akt.
Dieser Ansatz bietet den Vorteil, nicht Kunstgeschichte, Musikgeschichte, Literaturgeschichte, Filmhistorie usw. zu separieren, sondern zunächst von der menschlichen Tätigkeit nicht-funktionaler und spielerischer Praxen om Allgemeinen auszugehen. Zumeist werden Theorien der Kunst am Leitfaden eines Genres entwickelt und da oft dem der bildenden Kunst und ihrer Historie. Adorno z.B. bricht mit dieser Tradition und beschäftigte sich am intensivsten mit Musik und Komposition - weil er das halt gelernt hatte, wie man das macht. Bourdieu scannt soziale Felder; Kant widmete sich stark dem Naturschönen, also in diesem Fall gerade nicht der Kunst, und untersuchte im Erhabenen Geschehnisse wie Naturkastastrophen auf, die so unfassbar sind, dass sie Verstandesbegriffe sprengen. Der Begriff des Erhabenen, dieses Versagen des Begrifflichen angesichts der sinnlichen Erfahrung, wanderte sodann in ästhetische Theorien hinein.
Das ist kein Einschub, der Gelehrsamkeit bezeugen soll. Was Brian Eno untersucht, ist ja letztlich Kultur im Allgemeinen; eben nicht Natur. In Kultur unterscheidet er eine funktionale Dimension - Haare schneiden, um ohne viel Aufwand besser gucken zu können, ein Beispiel, das er selbst wählt - und Kunst. Also der Irokesenschnitt, die Föhnwelle, Vokuhila.
Man kann sich nun ewig streiten, ob das dann alles schon Kunst sei. Es ist jedoch alles ein Umgang mit Natur. Noch jeder Computer, funktional, nutzt natürliche Ressourcen wie Metalle und wandelt sie durch Arbeit, auch an und mit Maschinen, in etwas um. Das kann - wie im Falle Apples - dann mehr Wert auf Gestaltung legen oder auch nicht. Ein Herzschrittmacher hat keine ästhetische Dimension, plastische Chirurgie und Rollstuhldesign sehr wohl.
Die Kantische Analyse des Naturschönen - er kennt auch das Kunstschöne und weist dessen Rezeption die Haltung des „interesselosen Wohlgefallens“ zu - verbleibt bei der Wahrnehmung und dem, was man draus macht. In einer Welt, die zu großen Teilen nur noch Kulturlandschaften kennt (und dabei zur Verbreitung Zoonosen einlädt), wird „Natur“ zu einem schillernden Begriff. Gehen wir durch einen Park, sehen wir zum großen Teilen bereits kultivierte Pflanzen - all die Begonien, Rosen und Dahlien sind bereits Züchtungen. Trotzdem regt sich etwas in ihnen, was Menschen kultivierend lediglich in Ansätzen initiieren können - Leben. Die Pflanzen wachsen von selbst, sie streben zum Licht, sie verfügen Überlebensmechanismen. Natur ist das, was von selbst entsteht, nicht von Menschen gemacht wird.
Claude Lévi-Strauss unterschied Kultur und Natur am Leitfaden des „Rohen und des Gekochten“. Einfach so ins Zebra beißen ist Natur, es zuzubereiten und mit Kapuzinerkresse garniert zu servieren hingegen Kultur. Eno unterscheidet daran anschließend, es sei wiedergolt, innerhalb dessen, was Kultur sei, zwischen Funktionalem und Spielerischem mit ästhetischem Eigenwert.
Man kann so sogar innerhalb der Künste unterscheiden, was in diesem Sinne “lediglich” handwerkliche Fähigkeiten sind und was künstlerische, die auf dem Handwerk aufbauen. Ein Wissen um Funktionsharmonik in der Musik z.B. mündet in Fähigkeiten im Zusammenhang des Komponierens. Deren einfachste Form ist die Kadenz. Selbst wer nicht weiß, was das ist, kennt sie - aus Folk-, Rock- und Kirchenmusik, auch aus der „klassischen“. Es wird Spannung aufgebaut - in der westlichen Musik zumeist über den auf dem 4. oder 5. Ton einer Tonleiter aufbauenden Akkord -, und diese löst sich in dem auf dem Grundton, also dem ersten Ton der Skala, aufbauenden Drei- bis Vierklang auf. Danach erst beginnt dann der spielerische Teil. Was machen wir nun daraus?
Man kann das wie Bach in endlose Fugen überführen oder die Struktur wie Wagner im Tristan-Akkord kurzerhand umschiffen, bei dem nicht klar ist, wohin der sich denn nun auflöst. Eine Revolution in den Kompositionstechniken. Im Film, im Theater und in der fiktionalisierenden Literatur gibt es ähnliche Methoden zur Kadenz wie das 3-Akt-Schema, die „Heldenreise“ oder „Save the Cat“. Sie alle arbeiten mit dem Aufbau und der Auflösung von Spannung. Was macht Hamlet daraus, dass ihm der Geist seines Vaters erscheint? Finden Romeo und Julia trotz der Feindschaft zwischen ihren Familien zusammen? Wer war der Täter, und warum beging er das Verbrechen? Kunst ist das, was über reines Handwerk hinaus weist, über die rein funktionalen Techniken und Weisen, Wirkungen heraufzubeschwören.
Der Ansatz von Eno hat den Charme, dass er, indem er - keineswegs als erster - zwischen Funktion, also Handwerk, und dem, was spielerisch hinzutritt, unterscheidend eine Antwort darauf gibt, was denn nun Kunst sei. Schon die Verzierung am antiken Sekretär ist dann solche. Kunst ist das, was etwas aus dem macht, was den Zweck von etwas Hergestelltem spielerisch erweitert. Die Relation zu Natur bleibt immer gewahrt; es ist immer der Umgang mit natürlichen Ressourcen, sei es das Blasen auf der Bambusflöte, das Herstellen eines Klaviers oder rohstoffreichere Produktionsweisen wie im Falle von KI, im Ballett und Schauspiel kultiviert man den menschlichen Körper und in der Malerei der Umgang mit zunächst natürlichen Pigmenten - selbst wenn diese synthetisch hergestellt werden, so geschieht das ja nicht aus dem Nichts.
Malen und Zeichnen rücken wohl deshalb so oft in den Mittelpunkt Ästhetischer Theorien, weil diese Praxen ohne interpretativen Zugriff gar nicht möglich sind. Noch Fotorealismus ist so ein interpretativer Zugriff. Auch, wenn man der Annahme folgt, dass Caravaggio mit Projektionen gearbeitet hat unter Zurhilfenahme optischer Hilfsmittel, so zeigt die Wahl seiner Motive und Modelle, sein Umgang mit Hell und Dunkel einen anderen Zugriff als der von Franz Hals.
Auch das Autonomwerden des Kunstwerks, also die Ablösung von dem Dargestellten hin zu einem freien Spiel der Farben und Formen, zeigt sich schon bei El Greco. Die Malerei der Moderne radikalisierte dieses, indem sie - wie Picasso - noch figurativ in einen experimentellen Umgang mit der sie umgebenden Welt eintrat oder wie die Abstrakten einfach nur noch immanent mit der Eigendynamik des Materials spielte.
Genau das ist das ja der Witz des Ready-Mades, also z.B. von Marcel Duchamp, der eines Tages ein Urinal als Ausstellungsobjekt im Kunst-Kontext positionierte. Ein Industrieprojekt; ja, designt, aber nicht von ihm. Er machte damit explizit, wann einfach nur Institutionen und sie umrankende Diskurse Kunst definieren und nicht mehr das Werk als solches. Darauf bauen unzählige Theorien auf; dass das eben auch schon alles sei, was Kunst zu Kunst zu Kunst mache. Im Falle Duchamps ist es jedoch darüber hinaus der kreative Akt des Umpositionierens und damit Umdeutens - eine Art sozialer Skulptur im Sinne von Beuys.
Nimmt man Eno ernst, dann kann man z.B. die These aufstellen, dass Andy Warhol ein größerer Künstler war als Roy Lichtenstein, auch wenn er mit Siebdruck, Lichtenstein mit Malerei operierte. Lichtenstein hat Comics abgemalt, sie dabei auch variiert, vergrößert, oft ihren Ausdruckscharakter getilgt und so einen visuellen Meta-Diskurs zur Massenkultur gefertigt. Er hat dabei aber weniger kultiviert als Warhol, der Colaflaschen und Dollar-Noten in Tableaus arrangierte und seine Liz Taylor eben noch mit einer Art visuellen Drags belegte. Mehr Kultivierung = kunstvoller.
Der Warhol-Biograph Blake Gopnik stellte in einem Interview, das ich mit ihm für eine Roy Lichtenstein-Doku führte, die These auf, es sei zentrale Praxis der Kunst, dass sie etwas aus einem z.B. sakralen oder auch massenkulturellen Zusammenhang entnähme und dann im Kunstkontext als Werk behaupte - also eher der institutionelle Ansatz. Mit Eno funktionieren künstlerische Praxen anders - vieles in der Massenkultur ist bereits kultiviert, und die spezifische Kultivierung der Pop-Art besteht in einem reflexiven Blick auf diese Massenkultur, der verschiedene Kultivierungsstufen durchlaufen kann.
Was hat das nun alles mit Queer Art zu tun? Ich könnte jetzt anhand der Kunstgeschichte von Michelangelo bis zu Gilbert and George allerlei Linien aufzeigen und Fallbeispiele rekonstruieren, sie zu Musik und Theater in Beziehung setzen - dass Shakespeare schwul war und in Drag aufgetreten ist, das ist zumindest nicht unwahrscheinlich, ebenso wie, mögen Forscher das auch weg diskutieren, Christopher Marlowe vermutlich Männer liebte - und verbleibe mal bei einem der wohl wirkungsmächtigsten und größten Künstler, Leonardo da Vinci.
Dieser war nicht nur Maler, sondern auch Naturforscher, Erfinder, hat unterhaltsame Events an Fürstenhäusern inszeniert und mit dem „Abendmahl“ in Florenz wohl eines der berühmtesten Fresken der Welthistorie gefertigt. In der Malerei wurde er u.a. berühmt durch das Sfumato - eine Lasurtechnik, die Grenzen im Bild verschwimmen lässt. Fließende Grenzen - eine queere Sicht. Bei Leonardos „Madonna in der Felsengrotte“ mag es so erscheinen als dominiere das hell/dunkel die Gesamtkomposition der Umgebung der Figuren. Inmitten dessen leuchten jedoch nuanciert schattierte Gesichter, die Linien sind nicht scharf abgegrenzt, es sind die Übergänge als Übergänge zu sehen. Da Vinci kultiviert so Natur, also den Blick auf diese menschlichen Gesichter, in seiner speziellen Maltechnik. Durch Weißhöhungen in der Untermalung beginnen diese in ihrer Umwelt zu leuchten, etwas Heiliges geht von ihnen aus. Als Meister der Zeichnung idealisiert er die Gestalten wie auch ihre Posen.
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Beim Abendmahl war ihm die Gestaltung dieses Sfumato gar nicht möglich. Im Falle von Fresko-Techniken, die Pigmente direkt in den Putz mischen und diesen feucht auftragen, können solche Wirkungen nicht erzielt werden. Das Abendmahl wirkte eher durch seinen Realismus in der perspektivischen Gestaltung und das pralle Leben der Figurenkonstellation. Doch auch diese narrative Dimension war so gestaltet, dass bis hin zu Dan Brown immer neue Enträtselungsversuche weitere Interpretationen anstachelten. Ebenso wie die Frage, wer denn nun die Mona Lisa war. Eine Hypothese besagt, dass da Vincis Liebhaber Salai Modell gesessen haben könnte - Drag als berühmtestes Gemälde der Welt. Mona Lisa sei ein Anagram für „Mon Salai“, „mein Salai“. Das erwähnt immerhin schon einer der ersten überlieferten Texte zu da Vinci, einer Giorgio Vasaris aus dem 16, Jahrhundert. Es existieren diverse Widerlegungen und andere Hypothesen, aber alleine, dass diese Debatte bis heute geführt wird, dürfte bereits ein queerer Effekt sein.
Zentrales Merkmal von Queerfeindlichkeit (bis hin zum Obersten Gerichtshof Großbritanniens) ist, was man auch den „naturalistischen Fehlschluss“ nennt: vom Sein aufs Sollen schließen. Interpreten greifen einen Aspekt aus dem heraus, was als „Natur“ behauptet wird, und laden ihn normativ auf. So funktionieren all diese Diskurse - auch das durch Ratzinger präferierte Naturrecht, die Behauptung des „Widernatürlichen“ oder auch die These, Sexualität sei nur zur Fortpflanzung da (und habe dann auch „Rasse“linien fortzusetzen, wenn es denn „richtig“ liefe) und gründe in binärer Geschlechtlichkeit. Sie münden in die Möglichkeit der Herabwürdigung bis hin zu Verboten und Todesstrafen, die Queers global treffen können.
Oft wird diese perfide Masche noch durch „Tradition“ unterfüttert - guckt man sich die Kulturgeschichte genauer an, dann ist das aberwitzig, weil von Platon über Goethe bis zu Karl May (viel Drag, viel trans) und David Hockney zumindest Männer unter Bedingungen des Patriachats die Tradition proppevoll mit Gegenbeispielen anreichern konnten. Von Hindu-Mythen über das Kamasutra, von gleichgeschechtlicher persischer Liebeslyrik bis hin zu den „Two Spirits“ in den schamanischen Kulturen Nordamerikas lebte freudvoll alles Mögliche inmitten von Traditionen, das nun die Faschisten ausradieren wollen. Es ist absurd, diese Historie wegredigieren zu wollen, weil der Kern ALLER Kultur im spielerischen Kultivieren von Natur liegt, da, wo er in Künsten steckt.
Aus dieser Sicht ist das Tragen einer Jeans von Rednecks im Bible Belt genau so Drag wie das Outfit RuPauls, nur eben eine andere Form. Ja, das Leben fängt überhaupt erst an, Spaß zu machen, wenn man all die von Eno beschrieben Praxen auch leben kann. Wie alle wissen, die Geranien in ihren Balkonkasten pflanzen.
Queerfeinde kappen sozusagen das, was Menschen erst menschlich macht, und reduzieren sie auf das Kreatürliche.
Alle Kunst in Enos Sinne ist irgendwie queer, wenn man sie als Kultivierung von Natur begreift. Klar kann man sich als vermeintlich braver Christ auf gelegentlichen Beischlaf zur Fortpflanzung selbst reduzieren, und vor Erfindung der Verhütungsmittel konnten die Folgen für Frauen in unreglementierten Feldern auch erheblich sein. Allerdings ist alleine meine eigene Familiengeschichte so proppevoll mit unehelichen Kindern (gab keinen „Ariernachweis“ deshalb), dass eher die Kleinfamilie als Zuchtanstalt gegen „Rassenschande“ als das Problem erscheint, nicht das Ausbrechen aus dieser - mich gäbe es dann vermutlich gar nicht.
QUEER ART im engeren Sinne thematisiert all das. Sie thematisiert Geschlechtlichkeit und gleichgeschlechtliches Begehren als Speziallfall des Kultivierens von Natur; im Falle schwuler Kunst hat sie durch Jahrhunderte einen alternativen Blick auf Männlichkeit geworfen, Musiken um Liebe komponiert, die sich der Fortpflanzungsfunktion entziehen und so Räume für Künste geschaffen. Die Kunstgeschichte wurde davon geprägt.
In schamanischen Kulturen, und kein Mensch kann überprüfen, ob das stimmt, sollen Queers eine besondere spirituelle Funktion zugewiesen bekommen haben. Gerade weil sie an dem Spiel rund um Fortpflanzung nicht teilnahmen, konnten sie sich auf besondere Art dem Göttlichen öffnen. Man glaubt es kaum, aber das hallt im Zölibat noch nach - aber eben auch in den Künsten, da, wo sie sich dem Spirituellen im Umgang mit dem Organischen widmen. Frei von allen Funktionen, als reines Spiel - so kam Michel Foucault darauf, die Zärtlichkeit zwischen Männern als Kunst zu betrachten (in einem Text, der ursprünglich in der Zeitung „Libèration“ veröffentlich wurde und dessen deutsche Übersetzung sich in dem Merve-Bändchen „Von der Freundschaft“ wiederfindet).
Klar können cis Menschen und Heteros das auch. Rund um Kinderaufzucht zeigt sich im besten Falle eine wuchtige und wuchernde Kreativität, die Kindern einen geschützten Rahmen für das freie Spiel mit sich, mit anderen und mit der Welt ermöglicht. Aber dieses ist eben nicht die einzige Form der Lebenskunst.
Queerfeinde als Feinde der Freiheit als solcher in ihrer Kunst- und Kulturfeindlichkeit wollen das oft nicht nicht wahrhaben. Indem QUEER ART im engeren Sinne daraus resultierende Zwangssxsteme zum Thema macht und zugleich überstrahlt, entfaltet und gestaltet sie jedoch auch Spielräume für Gesamtgesellschaften. Im besten Falle beschränkt sie sich nicht auf Identifikation und Empowerment mit der je eigenen Gruppe, sondern formuliert, wie schon Leonardo da Vinci als recht unumstrittener Impulsgeber auch befreiende Ansätze für die Gesamtkultur. Durch ihr Spiel mit Körperlichkeit, Geschlechtlichkeit, aktiv, passiv, Macht und Begehren, Patriachat und auch der Reflektion von Unterdrückung und Diskreditierung in ihren Werken schafft sie Kultivierungsformen von Natur, die sich nicht in funktionaler Naturbeherrschung erschöpfen und Möglichkeiten eines freudvolleren und besseren Lebens für alle erkunden.
„Wie, sollen wir jetzt etwa alle schwul werden?“ Wäre schön, muss aber nicht sein. Es ist ja schon gelungen, von Little Richard über KD Lang bis Lil Nas X, von David Bowie über Conchita Wurst bis hin zu „I kissed a girl, and I liked it“ wurden allerlei Bereicherungen bereitgestellt. Wer sich dem nicht öffnet, begibt sich in Gefahr, zum wahren Loser im Spiel des Lebens zu werden und am eigenen Hass in seiner Kreatürlichkeit zu ersticken.
Was das alles konkreter heißen kann, das soll im nächsten Teil am Spezialfall schwuler Literatur erkundet werden. Auch, weil sich hier weitere Dimensionen von Enos Ansatz zeigen - so die Möglichkeit des Einfühlens in Andere, somit die Perspektivenübernahme, und des Welten Entwerfens (oder auch Abbildens).
Coming Soon.
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