Das WTMGW-Alphabet (Teil 2)
Auf Instagram poste ich bis zur Veröffentlichung von “Welcome to my Ghost World” das WTMGW-Alphabet. Für alle, die kein Instagram haben, poste ich das Alphabet in vier Teilen auch hier. Viel Spaß.
In „Welcome to my Ghost World“ trifft Lu auf Kaya. Und das in ihrem eigenen Zimmer, wo eigentlich niemand außer Lu sein sollte. Verständlich, dass sie sich erschreckt und zunächst Angst hat und sogar an ihrem Verstand zweifelt.
Das war mir wichtig, weil ich es nur schwer aushalte, wenn Protagonisten solch untypischen Ereignisse sofort hinnehmen und fein damit sind.
Denn mal ehrlich, wer von uns würde tatsächlich so richtig cool und unbeeindruckt reagieren, wenn auf einmal jemand Fremdes neben uns auf dem Bett sitzt?
Also ich definitiv nicht.
Klar, irgendwie ist „Welcome to my Ghost World“ ein Fantasy-Roman. Dennoch spielt es in unserer Welt und da ist es nun mal unüblich Geister zu sehen oder mit ihnen reden zu können. Ich hab also trotz des Fantasy-Aspekts versucht, es möglichst realistisch zu schreiben. So mag ich’s am liebsten. 🤗
Ich kann nicht häkeln. Aber ich finde, es ist ein ziemlich cooles Hobby und manchmal bin ich sehr neidisch, dass ich nicht die Geduld habe es zu lernen. Deswegen musste meine kleine Schwester Sarah (Öffnet in neuem Fenster) ran, um für die Buchboxen die kleinen Häkelgeister zu machen. 👻
Was irgendwie ein lustiger Zufall ist: Denn im Buch ist es Medi, die häkelt – die kleine Schwester von Kaya.
Und ja, ich sage Zufall, denn so gerne ich behaupten würde, solche Dinge wären geplant und ich wüsste was ich tue. Ich habe absolut keinen Plan, weiß selten was ich tue und freue mich am Ende einfach sehr, dass es doch irgendwie so aussieht, als wäre ich ein absolutes Genie. 🤣
Die Idee für “Welcome to my Ghost World” ist tatsächlich schon über zehn Jahre alt. Ich hatte eine Spätschicht, als ich damals noch an der Tankstelle gearbeitet habe, und während ich so meiner Aufgaben nachging, kam mir die Vorstellung in den Kopf eine Kette zu finden, sie aufzuheben und dann in das Gesicht einer Person zu blicken, die vorher definitiv nicht dagewesen war. Das war der Stein der die Geschichte ins Rollen gebracht hat. Und nur ein Jahrzehnt später habe ich sie endlich zu Papier gebracht. 😆 Eventuell war ich ein bisschen abgelenkt von zwei Ausbildungen, einer Hochzeit, zwei anderen Romanen und so Sachen … 😅
In diesem Beitrag (Öffnet in neuem Fenster) gehe ich darauf noch etwas ausführlicher ein und für alle Mitglieder der Teestube (Öffnet in neuem Fenster) gibt’s sogar eine zehn Jahre alte Szene on top. 😌
Ich kann mich auf kein Genre festlegen, aber schreibe immer über Jugendliche oder junge Erwachsene. Warum ist das eigentlich so?
Gute Frage. Ich kann nicht behaupten, dass das eine bewusste Entscheidung war. Ich denke auch nicht, dass ich irgendetwas zu sagen habe, das nur ich zu Papier bringen kann und niemand sonst. So eitle Vorstellungen habe ich von mir und meinen Geschichten nicht.
Es heißt “schreib das, was du selbst gerne lesen möchtest”. Und das tue ich. Aber ich schreibe auch, was ich selbst als Jugendliche damals gerne gelesen hätte. Nichts gegen all die Heile-Welt-Bücher, ich verstehe absolut ihren Sinn und Zweck und warum sie gerne gelesen werden. Aber ich konnte Geschichten, die so tun als würde auf der Welt nichts schlimmes passieren, noch nie so richtig ernst nehmen. Ich kam mir da schon als Jugendliche irgendwie verarscht vor.
Warum schreibe ich also Jugendbücher?
Weil ich ein diverses und realistisches Bild schaffen möchte. Kinder und Jugendliche verdienen die Wahrheit und Figuren mit denen sie sich identifizieren können.
Im Klappentext von „Nur kurz leben“ heißt es: und darüber, dass es manchmal auch okay ist, wenn es nicht so läuft, wie man immer dachte, dass es laufen würde.
Und ich denke, das ist der Grund warum ich Bücher für Jugendliche und junge Erwachsene schreibe. Wünsche, Träume, Ziele und Lebensrealitäten ändern sich. Ständig. Und das ist absolut okay. Mit 14, 18, 21 Jahren ist man noch ganz am Anfang. Es ist okay, wenn sich der Weg noch mal ändert. (Und das ist es übrigens auch, wenn man schon 35, 50 oder 80 ist.)
Textschnipsel aus dem Buch:
Kaya blickt mich verdutzt an. »Meine Schwester.«
Auch wenn ich Sorge habe, dass Kaya dann sofort wieder verschwindet, nenne ich den Namen, weil Kaya sich dann vielleicht besser erinnert: »Medina.«
»Medi«, sagt Kaya und lächelt. »Sie hasst es, wenn man sie Medina nennt.«
»Du erinnerst dich?«
»Immerhin daran, dass sie meine Schwester ist. War.«
Vorsichtig blättere ich im Buch. All die schwarz-weißen Zeichnungen, der Rest einer herausgerissenen Seite, bis ich endlich bei der Farbzeichnung bin. Mit dem Mädchen, auf dessen Schulter ein Chamäleon sitzt, über ihr der dunkelblaue Sternenhimmel, an dem Sonne und Mond stehen, am Boden die Musiknoten und Bienen.
»Ich glaube, das ist der Grund, warum ich noch hier bin«, sagt Kaya schließlich.
»Was genau?«, hake ich nach.
»Meine Schwester.«
Textschnipsel aus dem Buch:
»Geht’s dir besser?«, fragt Mama, als ich in die Küche schlurfe. Meine Antwort ist nur ein vages Brummen, denn ich fühle mich wie ein Turnschuh, der von Buster zerkaut wurde. »Für die Schule wird’s reichen«, füge ich hinzu und lasse mich auf einen der Küchenstühle fallen. Ich ziehe die dampfende Kaffeetasse zu mir, die eigentlich für Ma auf dem Tisch steht, aber Mama lässt mich gewähren.
»Es steht also nichts Wichtiges an?«, hakt sie nach und holt eine neue Tasse aus dem Schrank.
Ich zucke mit den Schultern. »Nichts weiter als das übliche hohle Getue der Erich-Kästner-Gesamtschule, mit all ihren blasierten Schüler*innen und einem so staubig-antiquierten Lehrkörper, dass man ihn wegpusten könnte, wenn man wollte. Aber darf man nicht, denn dann heißt es sofort, man sei unehrerbietig. Denn das ist alles, was den Autoritäten teuer ist: Dass ihnen Respekt entgegengebracht wird. Während sie selbst nicht mal wissen, wie man das Wort schreibt, geschweige denn, wie man jüngeren Generationen etwas davon entgegenbringt. Und eine Matheklausur.«
»Das sind ziemlich viele große Wörter so früh am Morgen«, sagt Ma, die gerade in die Küche kommt.
Textschnipsel aus dem Buch:
Ich werde schließlich überrascht von einer Zeichnung, die vor Farbe geradezu explodiert. Sie ist anders als die vorherigen, nicht nur, weil sie bunt ist. Der Zeichenstil ist anders. Weniger grob und skizzenhaft, stattdessen sieht mich das Portrait einer jungen Frau an, die der Fremden ähnlich sieht. Mit dunklen Augen, lachend und mit wallendem Haar, das ihr über die Schultern fällt. Auf dem Kopf eine Krone, wie die von Loki aus den Marvel-Filmen. Sie trägt ein grünes Kleid. In der einen Hand hält sie eine übergroße Häkelnadel, in der anderen ein Stück Kuchen. Auf ihrer Schulter sitzt ein Chamäleon, das sich kein bisschen der Umgebung angepasst hat. Am Himmel hinter ihr stehen gleichzeitig die Sonne und der Mond und drumherum ein paar Sterne. Einige fallen vom Himmel, verfangen sich in ihren Haaren, oder liegen auf dem Boden im Gras, zwischen Laub und Musiknoten, Klee und Bienen.
Darunter steht: the strength, the love, the power.
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