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Pseudo-Adhs und LongCovid

Newsletter 2 / 2024

Liebe Leserinnen und Leser von ADHSSpektrum,

haben Sie schon einmal von "Pseudo-ADHS" gehört? Dieser Begriff taucht immer häufiger in Diskussionen und Fachkreisen auf und wirft eine wichtige Frage auf: Was passiert, wenn Symptome, die typischerweise mit ADHS assoziiert werden, tatsächlich durch andere Ursachen hervorgerufen werden?

Beim Pseudo-ADHS geht es nicht darum, die Diagnose ADHS in Frage zu stellen. Vielmehr beleuchtet es die Möglichkeit von Differentialdiagnosen oder eines sogenannten sekundären ADHS. Dabei handelt es sich um eine Symptomatik, die ADHS sehr ähnlich ist, aber nicht auf einer angeborenen Disposition beruht, sondern durch andere Erkrankungen oder Ursachen hervorgerufen wird. Das können auch ganz normale = physiologische Entwicklungen sein, beispielsweise hormonelle Veränderungen beim Prämenstruellen Syndrom oder die Menopause der Frau.

Ein besonders aktuelles und brisantes Beispiel hierfür ist LongCovid. Viele der Symptome, die bei LongCovid auftreten, ähneln denen von ADHS. Es gibt Stimmen, die LongCovid oder den berüchtigten “Brain fog” sogar als eine Art erworbenes ADHS bezeichnen. Dies ist eine faszinierende und gleichzeitig komplexe Thematik, die viel Raum für Diskussionen bietet und daher in diesem Newsletter eine zentrale Rolle spielen soll.

In den folgenden Abschnitten gehen wir diesen Fragen auf den Grund.

Wir hoffen, dass wir mit diesem Thema Ihr Interesse wecken und zur weiteren Auseinandersetzung anregen können. Tauchen wir gemeinsam in die Welt des ADHS und seiner vielschichtigen Erscheinungsformen ein.


Erwachsene mit ADHS arbeiten doppelt so hart, erreichen aber nur die Hälfte der Resultate von anderen Erwachsenen
Dr Ramsay




Was sind also Themen in dieser Ausgabe

  1. Was ist Pseudo-ADHS?

  2. Differentialdiagnostik und sekundäres ADHS

  3. Pseudo-ADHS als Ausdruck der digitalen Überreizung ?

  4. ADHS und / oder LongCovid

  5. Was tun bei Brainfog?

  6. Webinar-Ankündigung Sa 21.1. um 17 Uhr Pseudo-ADHS und LongCovid

  7. Ausblick und Feedback : Deine Fragen für die nächsten Newsletter



1. Was ist Pseudo-ADHS?

Pseudo-ADHS ist ein Begriff, der verwendet wird, um einen Zustand zu beschreiben, bei dem eine Person Symptome zeigt, die denen der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) ähneln, die Ursachen dieser Symptome jedoch in anderen Faktoren als ADHS liegen. Damit will ich oder irgendwer sonst nicht ADHS in Frage stellen.

Dies kann aber bedeuten, dass die betreffenden Symptome durch eine Vielzahl anderer Bedingungen oder Faktoren ausgelöst werden, wie zum Beispiel:

  • Psychische Belastungen oder Stresssituationen

  • Schlafmangel oder Schlafstörungen

  • hormonelle Veränderungen im Zyklus der Frau / Menopause

  • Neurologische oder medizinische Erkrankungen, die ähnliche Symptome wie ADHS hervorrufen (z.B. Schilddrüsenprobleme, Anämie)

  • Nebenwirkungen von Medikamenten oder Substanzmissbrauch

  • Lebensveränderungen oder hohe Belastungen im Alltag

Im Gegensatz zu ADHS, das eine neurologische Entwicklungsstörung ist und meist schon in der Kindheit beginnt, entsteht Pseudo-ADHS durch äußere Einflüsse oder andere Gesundheitszustände. Man spricht dann auch von “aquired ADHD” oder sekundärem ADHS.


Die Symptome von Pseudo-ADHS können Konzentrationsprobleme, Hyperaktivität, Impulsivität und emotionale Schwankungen umfassen, ähnlich wie bei ADHS, aber ihre Grundlage und Behandlung können unterschiedlich sein. Daher ist es wichtig, bei Verdacht auf ADHS eine gründliche Untersuchung durchzuführen, um Pseudo-ADHS von einer echten ADHS-Pathologie zu unterscheiden.

Wobei eben ADHS mehr ist als Unkonzentriertheit.


ADHS ist nicht das Problem der Unfähigkeit, sich zu konzentrieren, sondern der Unfähigkeit, uninteressante Dinge zu kontrollieren

Natürlich kann man auch “Läuse und Flöhe” haben, d.h. z.B. Schlafregulationsstörungen seit der frühesten Kindheit und ADHS. Das macht es eben dann im Einzelfall gar nicht so einfach und es ist schon eine Art Detektivarbeit, quasi die richtigen lebenslangen Spuren zu verfolgen und sich daraus eine Gesamtbild ergibt.

Eigentlich sind die Merkmale von ADHS aber mit dem frühen Beginn (quasi mit der Geburt) bzw. Entwicklungsverzögerungen und Besonderheiten in der Kindheit und auch die klinische Ausprägung doch sehr einfach und klar zu diagnostizieren - wenn man dran denkt.

Andere Krankheiten sind eben in aller Regel vorrübergehend bzw. lassen sich (z.B. wie eine Schilddrüsenstörung oder Anämie = Blutarmut oder Eisenmangel) durch wenige Fragen des Hausarztes und eine Routine-Blutuntersuchung ausschliessen.



2. Differentialdiagnostik und Abgrenzung von ADHS und Pseudo-ADHS

Ich finde ja eigentlich, dass ADHS so leicht erkennbar ist, wie nur irgendwas. Man spürt das ja quasi, ob Jemand zum “Verein” gehört. Der besondere Denk- und Wahrnehmungsstil, der sich im Sprechen und Reagieren zeigt, ist eben sehr speziell. Das kann man nicht über Checklisten oder Fragebögen ermitteln. Aber wenn man es versucht, kann es bisweilen etwas tricky sein.

Die Unterscheidung zwischen echtem ADHS und Pseudo-ADHS kann herausfordernd sein, da beide Zustände ähnliche Symptome aufweisen können. Es gibt jedoch bestimmte Anzeichen und Kriterien, die bei der Differenzierung helfen können:

  1. Anamnese und Beginn der Symptome: Echtes ADHS beginnt typischerweise in der Kindheit. Fragen nach Verhaltensweisen und Herausforderungen in der Kindheit können aufschlussreich sein. Pseudo-ADHS hingegen tritt oft erst im Erwachsenenalter auf, häufig in Verbindung mit bestimmten Ereignissen oder Lebensumständen.

  2. Dauer und Konsistenz der Symptome: Bei echtem ADHS sind die Symptome dauerhaft und konsistent über verschiedene Situationen und Lebensphasen hinweg. Pseudo-ADHS-Symptome hängen oft mit spezifischen Umständen zusammen und können variabler sein.

  3. Begleitende medizinische Bedingungen: Bei Pseudo-ADHS können andere medizinische Probleme wie Schilddrüsenstörungen, Schlafstörungen oder die Folgen einer Covid-19-Infektion (LongCovid) die ADHS-ähnlichen Symptome auslösen.

  4. Reaktion auf Stress und Entspannung: Symptome, die sich in stressigen Zeiten verschlimmern und bei Entspannung verbessern, deuten eher auf Pseudo-ADHS hin. ADHS-Symptome bleiben hingegen relativ konstant, unabhängig vom Stresslevel. Häufig ist es aber so, dass das ADHS Gehirn interessen-basiert eben bei positiver Motivation und Voraktivierung gerade bei stressigen Situationen zu Höchstleistung in der Lage ist.

  5. Schlafqualität und -muster: Schlafprobleme, die mit einer Verschlechterung der Symptome einhergehen, können auf Pseudo-ADHS hinweisen, da Schlafmangel ähnliche Symptome wie ADHS hervorrufen kann.

  6. Wechselnde Intensität der Symptome: Bei Pseudo-ADHS können die Symptome in ihrer Intensität stärker variieren, abhängig von externen Faktoren wie Stress oder körperlicher Gesundheit.

  7. Fehlen einer Familiengeschichte von ADHS: Eine Familiengeschichte von ADHS kann ein Hinweis auf echtes ADHS sein. Fehlt diese, kann es ein Indiz für Pseudo-ADHS sein.


    1. Pseudo-ADHS als Ausdruck der digitalen Überreizung ?

      "In einer Welt, in der das Summen der Technologie ständig unsere Sinne umspielt, wird Pseudo-ADHS zur Maske, die wir tragen, um nicht zugeben zu müssen, dass wir uns vor der Stille fürchten. Es ist nicht die Unfähigkeit, sich zu konzentrieren, sondern die Angst, sich selbst im Spiegel des Schweigens zu begegnen.”



Willkommen im Zeitalter der digitalen Hyperaktivität, einem wimmelnden Bienenstock der permanenten Online-Präsenz, wo jeder Klick, jedes Wischen und jede Benachrichtigung zählt. Hier, in diesem elektronischen Dschungel, wächst eine neue Spezies heran: der Pseudo-ADHSler. Nicht zu verwechseln mit seinem medizinisch diagnostizierten Cousin, dem echten ADHSler, ist dieser ein Kind der modernen Zeit – ein Produkt des unendlichen Stroms von Daten, der sich durch die Adern unseres weltweiten Netzes schlängelt.

Diese Spezies, geprägt von einer Aufmerksamkeitsspanne, die kürzer ist als die eines Goldfisches im Gedächtnistraining, findet sich in Cafés, an Arbeitsplätzen, ja sogar in den vermeintlich ruhigen Ecken unserer eigenen vier Wände. Sie tippen, wischen, scrollen – getrieben von der unaufhörlichen Angst, etwas zu verpassen, einer Phobie, die uns im Griff hat wie ein überkoffeinierter Barista seine Espressotasse.

Wir navigieren durch ein Meer von Tabs, Apps und Social Media Feeds, getrieben von der Illusion, allgegenwärtig zu sein, während wir in Wirklichkeit immer fragmentierter werden. In diesem Ozean der Ablenkungen ist Pseudo-ADHS mehr als nur eine Diagnose – es ist ein Spiegelbild unserer gebrochenen Aufmerksamkeit, ein Echo der ständigen Informationsflut, die gegen die zerklüfteten Ufer unseres Bewusstseins schlägt.

Treffen Sie Julian, ein Paradebeispiel eines Pseudo-ADHSlers. Er ist Mitte dreißig, arbeitet in einer trendigen Werbeagentur und lebt in einem schick eingerichteten Loft in der Stadt. Sein Tag beginnt nicht mit dem Krähen eines Hahns oder dem sanften Licht der Morgensonne, sondern mit dem unnachgiebigen Summen seines Smartphones, das neben seinem Kopfkissen liegt – ein elektronischer Weckruf in die Realität der ständigen Vernetzung.

Julian ist der Typ, der beim Joggen seine Herzfrequenz überprüft, während er gleichzeitig eine Konferenzschaltung leitet und seine Playlist aktualisiert. Beim Frühstück checkt er E-Mails, während er auf seinem Tablet die Nachrichten überfliegt und gleichzeitig mit einem halben Ohr den Wetterbericht aus dem Smart Speaker verfolgt. Er ist überall und nirgendwo zugleich, ein Meister der Multitasking-Illusion.

In Meetings ist Julian derjenige, der ständig auf sein Handy blickt, als ob es eine Schatzkarte wäre, die ihn zu unentdeckten Reichtümern führt. Seine Finger gleiten über den Bildschirm, während seine Augen flackern – von der Präsentation zum Display, vom Display zum Fenster, vom Fenster zurück zum Display. Er ist wie ein hungriger Vogel, der ständig nach dem nächsten Informationskrümel pickt.

Doch unter dieser Oberfläche des hyperaktiven Netzwerkers, des immer lächelnden, immer „verbundenen“ Julian, brodelt etwas. Eine Unruhe, ein Gefühl der Leere, das ihn in den seltenen Momenten der Stille heimsucht. Es ist, als ob die ständige Beschäftigung, die endlose Ablenkung, nur ein Pflaster über einer tieferen Wunde ist.

Abends, wenn die Stadt zur Ruhe kommt und die Bildschirme endlich erlöschen, liegt Julian in seinem Bett und starrt an die Decke. In diesen stillen Momenten, fernab der digitalen Kakophonie, spürt er es am deutlichsten – dieses nagende Gefühl, dass etwas fehlt, etwas Echtes, etwas Bleibendes. Doch bevor dieser Gedanke zu schmerzhaft wird, greift er wieder nach seinem Smartphone, und der Zyklus beginnt von neuem.

In Julian manifestiert sich die Ironie des Pseudo-ADHS: die Flucht in die Hyperaktivität, um der inneren Leere zu entkommen, und das ständige Umherirren in der digitalen Welt, um nicht anhalten zu müssen und sich der eigenen Realität zu stellen. Er ist ein Kind seiner Zeit, gefangen in dem Paradox, gleichzeitig überinformiert und unterstimuliert zu sein.

Ed Hallowell hat sich in seinem Buch Crazy Busy mit dieser Variante der Aufmerksamkeitsproblematik auseinander gesetzt.

Der Denk- und Wahrnehmungsstil ist doch grundlegend anders, auch wenn die Symtomatik ähnlich wirkt, oderß


4. Long-Covid und ADHS

Im Zuge der anhaltenden COVID-19-Pandemie hat sich eine neue Herausforderung in der Gesundheitsversorgung herauskristallisiert: das Post-COVID-19-Syndrom (PCS), auch bekannt als Long COVID. Dieses Syndrom bezeichnet anhaltende Beschwerden und klinische Auffälligkeiten, die über zwei Wochen nach einer SARS-CoV-2-Infektion andauern und nicht auf den ursprünglichen Gesundheitszustand zurückgehen. Es betrifft unterschiedliche Organsysteme und manifestiert sich sowohl in der Fortdauer akuter Symptome als auch in der Entstehung neuer, besonders neuropsychiatrischer Symptome. Zu den häufigsten neuropsychiatrischen Symptomen zählen Müdigkeit, Kopfschmerzen und Aufmerksamkeitsstörungen. Auch Gedächtnisverlust tritt häufig auf. Die Symptome können sehr lange anhaltend sein (Öffnet in neuem Fenster) bzw. die Erwerbsfähigkeit einschränken oder gar aufheben.

Diese kognitiven Nachwirkungen einer COVID-19-Infektion werden auch als „Gehirnnebel“ oder „Brain Fog“ im neurologischen Bereich bezeichnet. Dieser Zustand umfasst Probleme mit Sprachflüssigkeit, Gedächtnisabruf, Unaufmerksamkeit, Exekutivfunktionen, Verarbeitungsgeschwindigkeit und anderen kognitiven Aspekten. Diese Symptome sind vergleichbar mit jenen, die bei myalgischer Enzephalomyelitis, chronischem Erschöpfungssyndrom (ME/CFS) und Mastzellaktivierungssyndrom (MCAS) auftreten. Für den Gehirnnebel gibt es derzeit keine empfohlene pharmakotherapeutische Behandlung, und der Fokus liegt auf der Etablierung einer individuellen kognitiven Rehabilitation.

Diese Entwicklungen unterstreichen die Notwendigkeit einer fortlaufenden Forschung und individuellen Behandlungsansätze, um den Betroffenen bestmöglich zu helfen.

Diagnosekriterien von LongCovid

Die Diagnosekriterien für Long COVID, auch bekannt als Post-COVID-19-Syndrom, sind derzeit noch Gegenstand intensiver Forschung und Diskussion. Allerdings gibt es einige allgemein anerkannte Merkmale und Kriterien, die helfen, Long COVID zu identifizieren:

  1. Zeitlicher Rahmen: Symptome, die länger als zwei Wochen nach der akuten COVID-19-Infektion anhalten. Einige Definitionen setzen einen längeren Zeitraum, wie vier Wochen oder sogar mehrere Monate, als Kriterium an.

  2. Vielfalt der Symptome: Long COVID ist durch eine Vielzahl von Symptomen gekennzeichnet, die mehrere Organsysteme betreffen können. Dazu gehören unter anderem anhaltende Müdigkeit, Gelenk- und Muskelschmerzen, kognitive Beeinträchtigungen (wie Gedächtnisprobleme und Konzentrationsschwierigkeiten), Herzprobleme, Verlust von Geruchs- und Geschmackssinn, Schlafstörungen und psychische Probleme wie Angstzustände und Depressionen. Letztlich sollte aber auch ein Zusammenhang zu Atembeschwerden bzw. Missempfindungen / Engegefühl in der Brust an LongCovid denken lassen.

  3. Ausschluss anderer Ursachen: Die Symptome sollten nicht durch eine andere diagnostizierbare Erkrankung erklärbar sein. Es ist wichtig, andere mögliche Ursachen für die Symptome, wie andere virale Infektionen oder chronische Gesundheitszustände, auszuschließen.

  4. Schweregrad und Einfluss auf das tägliche Leben: Die Symptome von Long COVID können von leicht bis schwer reichen und müssen signifikant genug sein, um das tägliche Leben und die Funktionsfähigkeit der betroffenen Person zu beeinträchtigen.

  5. Variabilität der Symptome: Die Symptome können im Laufe der Zeit variieren, mit Perioden der Verbesserung und Verschlechterung.

  6. Labortests und Bildgebung: Obwohl es keine spezifischen Tests gibt, die Long COVID direkt diagnostizieren, können Labortests und bildgebende Verfahren durchgeführt werden, um den Zustand der Organe zu bewerten und andere Erkrankungen auszuschließen.

    Patienten nach einer COVID-19-Erkrankung haben ein höheres Risiko für exekutive Funktionsstörungen. Das sind relativ neue Untersuchungen, die jetzt im November 2023 publiziert wurden Daher scheint eine gezielte kognitive Untersuchung auch bei Personen mit leichter bis mittelschwerer Erkrankung ratsam zu sein. Studien sollten die Pathophysiologie und potenzielle Behandlungsmöglichkeiten für kognitive Beeinträchtigungen (CI) in dieser Bevölkerungsgruppe erforschen.

    Der Schweregrad von LongCovid scheint mit der Schwere der Exekutivfunktionsdefiziten zu korrellieren (siehe hier (Öffnet in neuem Fenster))

    Mir ist nur unklar, ob ggf. vorbestehend auch Exekutivfunktionsbesonderheiten bestanden, die jetzt unter der zusätzlichen Last der Infektion und dem langen Krankheitsverlauf zu spürbaren bzw. sichtbaren Defiziten beitrugen. Oder aber tatsächlich im Gehirn neue Exekutivfunktionsprobleme durch die Viruserkrankung resultierten. Immerhin gabe es auch Studien, die ein erhöhtes Krankheitsrisiko für Covid-Erkrankungen bei ADHS-Klienten belegen wollten bzw. geringere Schutzmassnahmen wie Masken oder Impfschutz. Es bleibt also unklar, ob es wirklich kausale Zusammenhänge oder “nur” Korrelationen sind.

Es ist wichtig zu betonen, dass Long COVID ein sich entwickelndes Forschungsgebiet ist und sich die Diagnosekriterien mit neuen Erkenntnissen ändern können. Die Diagnose und Behandlung sollte immer durch einen qualifizierten Mediziner erfolgen.

Häufig erfolgt bisher eher eine Selbstzuschreibung der Diagnose LongCovid durch die Patienten. Da die Symptome aber sehr unspezifisch sind, kann der kausale Zusammenhang mit der Infektion nicht immer belegt oder als hinreichend wahrscheinlich gelten. So sind viele Patienten auch schon im Vorfeld in Behandlung wegen Erschöpfungssyndromen oder Schmerzzuständen.

Aber es zeigt sich eben auch : Die Stimulanzientherapie mit Methylphenidat und / oder Amphetaminen hilft eben auch / gerade bei LongCovid. Ist dabei aber natürlich off-label, d.h. nicht offziell zugelassen.

Angesichts der enormen Gesundheitsrelevanz bzw. Häufungen wäre es aber nicht unklug, sich damit zu beschäftigen, ob eben hinter LongCovid und CFS bzw. andere Erschöpfungszustände ein unerkanntes ADHS liegt. Nur so ein Gedanke.

4. Was tun bei Brainfog?


Brainfog, auch als "kognitive Dysfunktion" bekannt, ist ein häufiges Problem bei Menschen mit ADHS oder im Autismus-Spektrum.

Overwhelm bzw. Brainfog ist für mich ein Versuch des Gehirns uns zu entschleunigen. Oder eben einen unhaltbaren Überreizungszustand um uns herum zu beenden.
Um Klarheit im Nebel im Kopf zu erreichen, müssten wir was ändern.

Aber zur Veränderung fehlt die Energie bzw. das Umfeld scheint sich einer Änderung zu widersetzen. Schliesslich heisst Abgrenzung ja häufig auch, dass wir unbequemer für die Anderen werden. Uns nicht in allen Bereichen “mal schnell und sofort” ausnutzen lassen.


Hier sind zehn Tipps, die helfen können, diesen Zustand zu bewältigen:

  1. Strukturierte Tagesplanung: Erstellen Sie einen klaren und strukturierten Tagesablauf. Dies hilft, Überforderung und Stress zu reduzieren, die oft Brainfog auslösen können. Abgrenzen und “Bitte nicht Stören” sind ein Anfang.

  2. Pausen einplanen: Regelmäßige Pausen während des Tages helfen, den Geist zu erfrischen und Überlastung zu vermeiden. Kurze Spaziergänge oder Entspannungsübungen können besonders nützlich sein.

  3. Schlafhygiene verbessern: Ein regelmäßiger Schlaf-Wach-Rhythmus und eine schlaffördernde Umgebung sind wichtig, um ausreichend Erholung zu bekommen und Brainfog zu reduzieren.

  4. Ernährung optimieren: Eine ausgewogene Ernährung mit genügend Vitaminen und Mineralien unterstützt die Gehirnfunktion. Insbesondere Omega-3-Fettsäuren, die in Fisch, Nüssen und Samen vorkommen, sind für das Gehirn wichtig.

  5. Hydratation sicherstellen: Ausreichend Wasser trinken ist essentiell für die Gehirnfunktion. Dehydrierung kann zu Konzentrationsproblemen und Brainfog führen.

  6. Bewegung und Sport: Regelmäßige körperliche Aktivität verbessert die Durchblutung und Sauerstoffversorgung des Gehirns, was helfen kann, Brainfog zu lindern.

  7. Stressmanagement: Techniken zur Stressbewältigung wie Meditation, Achtsamkeitsübungen oder Yoga können helfen, den mit Brainfog verbundenen Stress zu reduzieren.

  8. Kognitive Übungen: Gehirntraining durch Rätsel, Gedächtnisspiele oder Lern-Apps kann helfen, die kognitive Funktion zu verbessern und Brainfog zu bekämpfen.

  9. Soziale Interaktion: Regelmäßiger Austausch mit Freunden oder Familie kann stimulierend wirken und zur Reduzierung von Brainfog beitragen.

  10. Professionelle Unterstützung: Bei anhaltendem Brainfog kann die Unterstützung durch Fachkräfte wie Psychologen, Therapeuten oder Ärzte sinnvoll sein. Sie können individuell angepasste Strategien und eventuell notwendige medizinische Behandlungen empfehlen.



5. Webinar-Ankündigung :


Das Thema interessiert so brennend, dass ein Webinar mit ausführlichem Fragen und Antworten-Teil interessant ist ? Kein Problem.

Am Sonntag 21.1. 2024 biete ich das um 17 Uhr an
Kosten : 15 Euro
Für meine Coachees der ADHS-Gruppe und Unterstützer von ADHSSpektrum über Steady im Paket 3 kostenfreier Zugang.



6. Ausblick und Feedback


Ein Newsletter lebt auch von der Interaktion. Also auch von DEINEN Fragen und Themenvorschlägen. Wenn ich also auf Fragen oder Themen eingehen soll, gerne! Dann bitte unter webpsychiater@gmail.com (Öffnet in neuem Fenster) melden.

Mich lesen kann man auch auf ADHSSpektrum.com (Öffnet in neuem Fenster), dem Hauptblog von mir.

Aktuell bin ich u.a. bei Threads aktiv (Öffnet in neuem Fenster). Hier gilt - wie sonst auch auf social media das Prinzip : Kommentieren, Teilen / Repost bzw. weitersagen. Damit sich die Message eben auch verbreitet.

Vielleicht bist Du ja lieber auf Facebook? Dort gibt es die Facebook-Gruppe ADHSSpektrum Dr. Winkler mit über 2500 aktiven Mitgliedern.

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Wer sich über weitere Webinare etc informieren will, ist auf meiner Elopage-Seite (Öffnet in neuem Fenster) auch gut aufgehoben. Sonst bin ich u.a. bei Threads, Facebook und LinkedIn auch auf den Social Media Plattformen aktiv.

Ich freue mich sehr über Feedback, Anregungen für neue Themen oder Verbesserungen. Oder schlicht Fragen, die ich aufgreifen soll. Gerne also unter webpsychiater(at)gmail.com (Öffnet in neuem Fenster) mir schicken

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Das Thema vom nächsten Newsletter steht noch nicht ganz fest. Vielleicht Dopamin Fasten und Dopamin Menü?


Martin Winkler



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